Landtechnik unter Strom

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    Egal ob bei Schubkarren, Schleppern oder Sämaschinen – Elektroantriebe kommen in immer mehr Bereichen der Landwirtschaft, Kommunaldienstleistung oder dem Gartenbau zum Einsatz. Jüngstes Beispiel ist der E-Schlepper e100 Vario von Fendt oder die Konzeptstudie des Intelligent Multifunctional Partners von Weidemann.

    Elektroantriebe stehen im Vergleich zu Selbstzündern für eine geringere Lärmemission, einen verringerten Wartungsaufwand und einen höheren Wirkungsgrad. Außerdem fallen häufig weniger Energiekosten pro Betriebsstunde an – vor allem dann, wenn die elektrische Energie selbst aus regenerativen Quellen wie Biogas- oder Fotovoltaik gewonnen wird. Bei diesen Vorzeichen ist es kein Wunder, dass so gut wie alle großen und kleinen Landmaschinenhersteller an E-Lösungen, entweder rein elektrischen oder dieselelektrischen, arbeiten. Neben Fendt und Weidemann beispielsweise auch Deutz- Fahr, John Deere, New Holland oder Schäffer.

    Möglichst schnell laden
    Ein großer Vorteil von reinen Elektroantrieben ist unter anderem die geringe Geräuschemission. Diese zahlt sich zum Beispiel bei Arbeiten in Parkanlagen oder im Wohngebiet aus. Mit einem E-Antrieb kann man auch dann noch arbeiten, wenn andere Maschinen schon schweigen müssen. CO2-Abgase, Lärm und Rußpartikel, wie man sie von konventionellen Antrieben kennt, möchte man auch nicht im Stall oder in der Bergehalle haben. Auch hier können die E-Varianten häufig mit geringen Emissionen überzeugen. Allerdings haben Landmaschinen mit E-Antrieb auch Nachteile: Die Anschaffungskosten sind in der Regel höher als bei vergleichbaren Modellen mit konventionellen Antrieb und wenn der Akku leer ist, muss die Maschine für einige Zeit ans Ladegerät. Ein konventionelles Modell wird einfach aufgetankt und kann weiter genutzt werden. Hersteller wie Weidemann versuchen aber die Ladezeiten so kurz wie möglich zu halten. Dazu wurde beispielsweise für den eHoftrac das Akkusystem umgestellt. Die neue Generation des eHoftracs 1160 arbeitet mit einer AGM-Batterie, die jederzeit Zwischenladungen erlaubt.

    Hoflader
    Bereits 2014 hat Weidemann den eHoftrac 1160 vorgestellt, der seit 2015 in Serie produziert wird. 2017 wurde die Landmaschine mit einem neuen, auslaufsicheren Akku-System ausgestattet, das in zwei unterschiedlichen Leistungsstufen angeboten wird: die Standard-Version mit 48 V und 240 Ah sowie eine mit 300 Ah. Ein weiterer Vorteil des neuen Systems: Der Akku benötigt keine externe Ladestation, er kann einfach an einer 230-V-Steckdose (16 A) geladen werden. Laut Weidemann dauert ein kompletter Ladezyklus je nach Akku- Typ zwischen sechs bis acht Stunden. Doch wie lange kann man mit einem vollen Akku arbeiten? Christina Heine von Weidemann sagt dazu: „Die Laufzeiten der Batterie wird mit zwei bis zu fünf reinen Arbeitsstunden angegeben und ist stark von den jeweiligen Einsatzbedingungen, der Arbeitsaufgabe und der Fahrweise abhängig. Das kann dazu führen, dass auch eine längere Laufzeit erreicht werden kann. Ein unterbrochener Betrieb (z.B. 30 Minuten Fahren/30 Minuten Stillstand) verlängert die Laufzeit der Batterie.“ Ein weiterer Vorteil des E-Modells: Die Hydraulikpumpe arbeitet unabhängig vom Antrieb, sodass die volle Hubkraft auch ohne hohe und somit laute Motordrehzahl zur Verfügung steht. „Der eHoftrac ist für jegliche Transport- und Hebearbeiten mit einer Kipplast bis zu 1.500 Kilogramm geeignet. Es handelt sich also um eine sehr kraftvolle Maschine in dieser Größenklasse. Aufgrund der Vielzahl an verfügbaren Anbauwerkzeugen ist der eHoftrac natürlich ein Multitool und kann für Pflege- und Mäharbeiten, Winterdienst und vielem mehr eingesetzt werden“, hebt Christina Heine die Funktionsvielfalt des 1160 mit Elektroantrieb hervor.

    Power-Batteriesystem
    Neben Weidemann gibt es mittlerweile mehrere Anbieter, die E-Hoflader in unterschiedlichen Konstellationen anbieten. Jüngster Spross ist der 23e von Schäffer, der auf der Agritechnica vorgestellt wurde. „Bezogen auf die Leistung ist er mit unserem 45 PS starken Hoflader 2345 vergleichbar. Wir erwarten sogar bessere Kipplasten aufgrund des etwas höheren Gewichts im Heck, bedingt durch den Akku“, erklärt Sebastian Bertelsmeier von Schäffer. Der Hoflader wird mit zwei unterschiedlichen Lithium-Ionen-Akkus angeboten. „Mit dem Standard-Batteriesystem ist der Kunde für die meisten Arbeiten bestens ausgestattet. Mithilfe des Power-Batteriesystems verdoppelt sich die Betriebszeit des Laders auf mehrere Stunden, je nach Einsatzzweck“, so Bertelsmeier. Das System erlaubt laut Schäffer zudem eine Energierückgewinnung, sodass Bremsvorgänge den Akku laden und die Effizienz der Maschine verbessert wird. Der Schäffer 23e soll in der zweiten Jahreshälfte 2018 auf den Markt kommen.

    Schlepper
    Elektroantriebe sind auch bei Schleppern im Kommen: Das zeigt unter anderem Fendt mit dem e100 Vario. Auf der Agritechnica 2017 war der Kompakttraktor nicht nur ein Publikumsmagnet – er überzeugte auch die Jury des Innovation Awards und gewann eine Silbermedaille. Der e100 Vario mit einer Antriebsleistung von 50 kW soll laut Fendt unter realen Einsatzbedingungen bis zu fünf Stunden am Stück laufen können. Danach muss der kompakte Schlepper wieder an die Steckdose. Der 650-V-Lithium-Ionen- Hochleistungsakku (100 kWh) kann in rund 40 Minuten bis zu 80 Prozent aufgeladen werden. Da der Fendt e100 Vario sowohl mit einem Standard- Zapfwellenanschluss als auch mit einer Hydraulikversorgung für Anbaugeräte ausgestattet ist, kann der E-Schlepper mit vorhandenen Arbeitsgeräten genutzt werden. Fendt sieht den e100 Vario dank seiner leisen und emissionsfreien Arbeitsweise gerade für Aufgaben im innerstädtischen Bereich und in Wohngebieten prädestiniert – zum Beispiel auf Friedhöfen oder in Parkanlagen.

    Zukunft
    Elektrische Antriebe in Hofladern oder Schleppern, Schubkarren oder Anbauwerkzeugen werden in der Landwirtschaft weiter zunehmen. Viele weitere technische Varianten sind denkbar: Das zeigt beispielsweise die Konzeptstudie Intelligent Multifunctional Partners von Weidemann, kurz imp. Das elektrisch angetriebene Fahrzeug ähnelt einer Schubkarre und ist eine multifunktionale Plattform, die zunächst mit einer kippbaren Mulde als Aufsatz mit 180 Kilogramm Zuladung ausgestattet ist. „Das Gerät hat eine mechanische Schnellwechselaufnahme, an die ein Schiebeschild zum Futter- oder Schneeschieben befestigt werden kann. Zudem kann der imp mit der Kugelkopfkupplung als kleine Zugmaschine eingesetzt werden“, sagt Christina Heine von Weidemann. Die High-Tech-E-Schubkarre kann zuvor frei definierte Wege abfahren oder alternativ per Fernsteuerung gefahren werden. Zudem gibt es einen Verfolgermodus, bei dem der imp dem Bediener automatisch hinterherfährt. Denkbar sind für die Zukunft viele weitere Anbauwerkzeuge und Einsatzgebiete. Zur Serienreife gebracht werden soll auch das mit einem elektrischen Antrieb ausgestattete Feldroboter-System Fendt Xaver. Ziel des Systems ist es unter anderem emissionsfrei und bodenschonend zu arbeiten – und das rund um die Uhr. Mit sechs bis zwölf Einheiten soll das System eine Flächenleistung von rund einem Hektar pro Stunde erreichen. Der Ablageort und Saatzeitpunkt wird für jedes Saatkorn automatisch festgehalten. Die autonomen Maschinen arbeiten im Schwarm und kommunizieren über eine Cloud-Lösung.

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