Gekommen um zu bleiben

Der Werkstatttruck der Maschinenringe ist für die Winzer im Ahrtal „ein Segen“: Der kostenlose Reparaturservice unterstützt die Weinbauern in den Flutgebieten schnell und unbürokratisch. Die Arbeit wird den Helfern noch lange nicht ausgehen.

Knapp sechs Wochen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal läuft die Hilfe der Maschinenringe für Betroffene in der Region auf Hochtouren. Mit einem speziellen Werkstatttruck unterstützen die Ringe in Bad Neuenahr betroffene Winzer und Landwirte dabei, beschädigte Maschinen schnell und kostenlos instand zu setzen. Rund 300 beschädigte Geräte – vom Akkuschrauber bis zur Weinbergraupe – haben die Mitarbeiter und zahlreiche freiwillige Helfer auf dem Hof des Weinguts Burggarten im Ortsteil Heppingen bereits wieder zum Laufen gebracht. Die Kosten für Mensch und Material finanzieren die Maschinenringe aus den Spenden, die seit Wochen auf dem MR-Fluthilfe-Konto des Bundesverbands der Maschinenringe eingehen.

Der Fluthilfetruck der Maschinenringe ist eine kraftstrotzende, strahlendblaue Zugmaschine mit einem Anhänger voller Ausrüstung. Foto: Gunther Lehmann

„Unser Anliegen war es, schnell zu helfen“, sagt Franz-Josef Schäfer, der Vorsitzende des Maschinenrings Rhein-Ahr-Eifel. Er koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den Maschinenringen und dem Betreiber des Werkstatttrucks, der Besseler Industrie- und Anlagenservice GmbH. Seit einer Woche wird dessen Arbeit bereits aus MR-Spendenmitteln finanziert. Die mobile Werkstatt böte sich ideal an, weil alle Betroffenen herkommen und ihre Geräte überprüfen lassen könnten. Das Angebot richte sich nicht nur an die schwer betroffene Winzerschaft im Ahrtal, sondern natürlich auch an Landwirte, deren Geräte bei den Aufräumarbeiten Schaden genommen hätten. „Wenn da was kaputt geht, kann das hier unbürokratisch und schnell gelöst werden“, sagt Schäfer.

Mit kompletter Werkstatt vor Ort

„Wir sind hier mit einer kompletten Maschinenbau-Werkstatt vor Ort“, erklärt Harald Besseler, der Eigentümer des riesigen Trailers, den eine kraftstrotzende, strahlend-blaue Zugmaschine aus Gronau im Münsterland nach Heppingen gebracht hat. Im inneren des weißen Anhängers, den ein großes grünes MR-Logo und der Schriftzug „Mobile Werkstatt für Flutopfer im Ahrtal im Einsatz“ ziert, finden sich Arbeitsplätze mit Drehbank, Fräse, Schweißgeräten, Hydraulikpressen und jede Menge Schrauben, Muttern und Installations-material. Eine eigene Wasser-, Strom- und Druckluftversorgung machen den Trailer für sechs Wochen autark. Selbst über eine eigene Küche mit Büronische verfügt der Anhänger.

Harald Besseler erklärt das Innenleben des Werkstatttrailers, der eingerichtet ist wie eine vollständige Maschinenbauwerkstatt. Foto: Gunther Lehmann

Normalerweise sei der Truck für Großaufträge und Umbauten in der Lebensmittelindustrie im Einsatz, berichtet der Hüne und schiebt sich mit seinen großen, fettverschmierten Händen seine schmale Brille auf die hohe Stirn. Eigentlich wollte er eine Woche mit zehn Mann hier helfen. „Dann fährst Du einmal das Ahrtal bis Mayschoß hinauf und änderst ganz schnell deine Meinung“, sagt er. Jetzt ist er die dritte Woche im Einsatz, anfangs mit zehn Mann aus dem eigenen Unternehmen, mittlerweile mit drei Hauptamtlichen und täglich bis zu zehn freiwilligen Helfern. Autoschlosser, Mechatroniker, Elektriker – jeder ist willkommen, denn an Arbeit fehlt es in und um den Werkstatttruck nie. Alles, was morgens auseinandergenommen wurde, muss abends wieder zusammengesetzt sein, lautet die Maxime im Helferteam. Dabei verschiebe sich die Linie zwischen Reparatureingang und -ausgang schon mal, aber im Grund kommen immer wieder neue Aufträge rein. Besseler wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und begutachtet einen Entblätterer, der gerade wieder flott gemacht wurde.

 

Für die Winzer „ein absoluter Segen“

Das Gerät gehört Florian Mies, einem selbstständigen Winzer aus Mayschoß. Der Weinbau-er ist selbst massiv von der Flutkatastrophe betroffen. „Uns sind drei Häuser abgesoffen“, berichtet er. Sämtliche Maschinen standen bis zu viereinhalb Meter tief im Wasser. „Wir sind sehr dankbar, dass es den Maschinenring gibt und er uns in dieser Situation unter-stützt“, sagt Mies. Die Kosten, die sein Betrieb sonst tragen müsste, seien immens. 

Maschinenringvorsitzender Franz-Josef Schäfer (rechts) lässt sich von Winzer Florian Mies berichten, wie ihm geholfen wurde. Foto: Gunther Lehmann

„Für uns als Winzer ist das ein absoluter Segen“, sagt Heiko Schäfer vom Weingut und Weinquartier Burggarten, in dessen Hof der MR-Fluthilfetruck steht. Das Gelände biete die idealen Voraussetzungen für den Truck. Schäfer stellte auch den Kontakt zum Maschinen-ring her. „Harald Besseler ist der perfekte Mann für diese Aufgaben und dank der Maschinenringe ist er finanziert“, sagt er. Auch Winzer Philip Nelles freut sich mittlerweile über eine ganze Zahl an Maschinen, die aus dem MR-Werkstatttruck repariert zum ihm zurückgekommen sind. Auf dem Traditionsweingut im Ortsteil Heimersheim haben die braunen Fluten die neu errichtete Vinothek in den Rohbauzustand zurückversetzt. Ans Aufgeben denkt Nelles aber nicht – im Gegenteil: In einem großen Nebengebäude will er anderen betroffenen Winzerkollegen Unterschlupf für die Maischegärung bieten.

Winzer Heiko Schäfer in seinem Weinkeller Foto: Gunther Lehmann

Auch hier helfen die Ringe, wie Leonhard Schüller, der Geschäftsführer des Maschinenrings Rhein-Ahr-Eifel, erklärt. Er nahm Kontakt zum Rolltor-Hersteller Hörmann auf, der die Garage mit zwei neuen Toren ausstattet, damit im Inneren sauber gearbeitet werden kann.

 

Großspenden für MR-Fluthilfe

Die Zeit drängt, denn die Weinlese im Ahrtal rückt immer näher. Wenn es jetzt dann in die heiße Phase gehe, werde es umso wichtiger sein, dass auch Besseler mit seinem Werkstatttruck weiter im Ahrtal präsent sei. „Viele Reparaturen sind jetzt noch gar nicht abzusehen“, sagt Winzer Heiko Schäfer. Bei den Maschinenringen laufen indes bereits Überlegungen, die finanzielle Unterstützung des Fluthilfetrucks zu verlängern. Nicht zuletzt zwei Großspenden des Landmaschinenherstellers KRONE und des Traktorenbauers AGCO/Fendt über jeweils 50.000 Euro böten dafür die Grundlage. Und auch Harald Besseler stellt sich darauf ein, dass sein Truck hier noch längere Zeit gute Dienste tun kann. „Ich habe hier noch nicht fertig!“, sagt er und schnappt sich einen Akkuschrauber.

 

Spendenaktion läuft weiter

Auch die Spendenaktion der Maschinenringe für von der Flut betroffene Landwirte läuft natürlich weiter. Von den Geldern wird nicht nur der Werkstatttruck unterstützt, sondern es sollen auch einzelne Landwirte – wo sinnvoll und notwendig - finanzielle Unterstützung er-halten. Mit ihrem Spendenkonto bündeln die Maschinenringe deutschlandweit die finanzielle Unterstützung, um sie gezielt und gerecht unter landwirtschaftlichen Betrieben zu verteilen Durch die Gemeinnützigkeit der MR-Stiftung können auch Spendenquittungen ausgestellt werden. Spender, die eine Quittung benötigen, können ihren Namen und Adresse im Verwendungszweck der Überweisung angeben. Die Spenden werden in Absprache mit dem jeweiligen Maschinenring vor Ort an bedürftige landwirtschaftliche Be-triebe verteilt. „In einer starken Gemeinschaft wie den Maschinenringen wird aus vielen Einzelkämpfern eine schlagkräftige Einheit. Wir lassen keinen zurück in dieser unverschuldeten Krise. Dort wo wir unterstützen können, packen wir an. Deutschlandweit“, erklärt Stefan Ernst. Wer spenden will, kann dies tun unter:

Stiftung BHD-Maschinenring Land „Fluthilfe Maschinenring“
IBAN: DE25 3702 0500 0001 3474 00
BIC: BFSWDE33XXX

Durch die Gemeinnützigkeit der Stiftung können wir Spendenquittungen ausstellen. Das Geld wird in enger Absprache mit den Maschinenringen vor Ort an geschädigte Landwirte ausgezahlt.

Die Lage vor Ort