Wenn´s kracht stimmen die Zahlen nicht

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    Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb nicht funktioniert, hängt meist auch der Familiensegen schief. Es gelingt selten, Geschäft und Privates auseinanderzuhalten. Deshalb entstehen aus wirtschaftlichen Problemen private Konflikte, aber auch umgekehrt. Das muss aber nicht so sein!

    Die Akademie der Maschinenringe bietet in diesem Winter zwei Seminare an, die sich dem größten Brennpunkt in landwirtschaftlichen Betrieben aus zwei Perspektiven nähern (Details siehe S. 20). Der Preisdruck auf viele landwirtschaftliche Erzeugnisse ist gewaltig. Viele Höfe kämpfen damit, überhaupt noch wirtschaftlich produzieren zu können. Und damit schlicht um ihre Existenz. Gleichzeitig sind viele Betriebe Familienbetriebe, in denen Themen wie Hofnachfolge oder ganz einfach, dass man den ganzen Tag miteinander verbringt, immer wieder zu Konflikten führen.

    Mit der betriebswirtschaftlichen Situation der Höfe beschäftigt sich Christian Fendt. Er ist Betriebsberater beim Kuratorium Bayerischer Maschinenringe und wird oft gerade dann zur Unterstützung geholt, wenn die Zahlen nicht mehr passen. Meistens hängt dadurch aber auch schon der Haussegen schief und es reicht nicht alleine, den Betrieb betriebswirtschaftlich zu analysieren und ein zukunftsfähiges Konzept aufzubauen. Dann kommt Dr. Reiner Ponschab ins Spiel. Der ehemalige Anwalt ist Mediator und beschäftigt sich immer häufiger mit Konfliktsituationen in Familienunternehmen. Auch seine Praxiserfahrungen haben gezeigt, dass Konfliktsituationen in den Betrieben meist auch finanzielle Spuren hinterlassen. Wir haben beide getroffen und mit ihnen über ihre Erfahrungen gesprochen.

    Gibt es immer mehrere Ebenen in einem Konflikt?
    Christian Fendt: Man merkt das eigentlich gleich, wenn man auf einen Betrieb kommt. Es gibt natürlich erst einmal ein betriebswirtschaftliches Thema, wenn ich gerufen werde. Aber man merkt ja schnell, wie beispielsweise der Umgang untereinander ist. Daraus lässt sich ableiten, wie hier Entscheidungen getroffen werden. Wer die Hosen anhat. Dadurch kommt dann relativ schnell raus, wo die eigentlichen Probleme liegen. Es gibt natürlich auch Beratungssituationen, wo beispielsweise ein großer Umbau geplant ist oder eine andere große Investition ansteht, und die Betriebe sich einfach Rat und eine neutrale Meinung dazu holen wollen. Aber tatsächlich ist es so, dass hinter vielen vordergründig betriebswirtschaftlichen Fragen, wenn man tiefer schaut, andere Konflikte stecken.
    Reiner Ponschab: In der Regel ist es schon so, dass die Betriebe dann Beratung suchen, wenn es wirklich existenziell wird. Entweder finanziell, oder weil die Konfliktsituation den Alltag massiv beeinflusst und ein normales Wirtschaften massiv einschränkt. Interessanterweise sind dabei die Frauen eher bereit sich jemanden dazu zu holen, der hilft, aus der Situation herauszukommen. Meistens sind es Kommunikationsprobleme. Jeder wirft dem anderen vor, nicht mehr miteinander zu reden. Auch wenn es gelingt, einen solchen Konflikt zu heilen, bleibt dann oft noch ein betriebswirtschaftlicher Beratungsbedarf. Ein Familienproblem ist immer auch ein Unternehmensproblem und umgekehrt auch, denn wir sprechen ja meist von Familienbetrieben in der Landwirtschaft.

    Warum ist das so?
    Reiner Ponschab: Sie kommen nach Hause und haben beim Abendessen nicht wie andere einfach nur ihre Familie am Tisch sitzen, sondern im Familienbetrieb sind das auch ihre Geschäftspartner. Dadurch werden Konflikte zwischen Privatem und Geschäftlichem hin und her getragen.
    Christian Fendt: Anbindehaltung von Rindern ist ein Auslaufmodell. Das ist eine typische Beratungssituation für mich, in der es in erste Linie um eine zukunftsweisende Ausrichtung des Betriebs geht. Aber auch solche Entscheidungen kann man nicht völlig losgelöst von der familiären Situation betrachten. Denn hier geht es schnell um Investitionen, bei denen sich alle einig sein müssen.

    Warum sind Hofübergaben oft so ein konfliktträchtiges Thema?
    Christian Fendt: Viele Landwirte verbringen ihr ganzes Arbeitsleben auf einem Betrieb. Für mich ist es ganz wichtig, dass gerade junge Leute auch mal andere Betriebe kennenlernen, vielleicht sogar mal eine gewisse Zeit ins Ausland gehen. Denn jeder Generationenwechsel bringt neue Ideen und Umstrukturierungen in einen Betrieb. Wenn aber alle Beteiligten den Blick über den Tellerrand immer wieder ein bisschen geübt haben, treten manche Konflikte gar nicht erst auf.
    Reiner Ponschab: Ich kenne auch viele Situationen, in denen die Haltung „Das haben wir immer schon so gemacht“ auf neue Ideen, beispielsweise frisch aus dem Studium, stößt. Solche Situationen bergen für beide Parteien ein immenses Frustrationspotenzial, das sehr lange wirken kann. Der Ältere fühlt seine Erfahrungen und damit sich selbst in Frage gestellt. Dem Jüngeren geht es aber genauso. Sein Wissen wird nicht ernst genommen.
    Christian Fendt: Gerade die Hofübergabe ist ein Beispiel, bei dem die persönliche Seite natürlich in die betriebswirtschaftliche Betrachtung mit einfließen muss. Aber für mich gibt es da ganz klare Grenzen. Es kommt immer mal wieder vor, dass man über Modelle spricht und merkt, dass die zwar theoretisch vernünftig wären, aber irgendwie keiner so richtig dahinter steht. Das ist dann der Punkt, an dem ich rate, erst einmal jemanden hinzuzuziehen wie Reiner Ponschab. Das kann dann mitunter schon mal eine komplette Kehrtwende bedeuten. Ich hatte einen Beratungsfall, bei dem die Baugrube für einen neuen Stall schon ausgehoben war. Es stellte sich dann aber heraus, dass das finanzielle Risiko eigentlich allen zu hoch war, dieser Konflikt aber irgendwie nie ausgesprochen wurde. Nachdem der Konflikt offen auf dem Tisch lag, wurde die Baugrube einfach wieder zugeschoben und die Lösung war eine Halbtagsstelle für die Ehefrau, außerhalb des Hofes. So konnte sie auch zum Familieneinkommen beitragen, aber ohne die hohe finanzielle Belastung und Risiko eines Neubaus.
    Reiner Ponschab: In der Familie wird kein Klartext gesprochen. Das ist ein Problem, das mir auch in zahlreichen Mediationen begegnet. Dadurch stauen sich Konflikte oft über Jahre an und kommen erst dann so richtig zum Vorschein, wenn tiefgreifende Entscheidungen wie eine Hofübergabe anstehen. Anders als vor Gericht geht es in der Mediation nicht darum herauszufinden, wer schuld an der Situation ist. Denn gerade in Familienkonflikten hat meist jeder seinen Teil dazu beigetragen. Es geht darum, den Konflikt zu klären und vor allem eine Basis zu finden, auf der es für alle weitergeht.

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