Gemeinsam mit dem Maschinenring bietet Christine Wunsch, Spezialistin für mentale Gesundheit und auf einem Bauernhof in Südtirol daheim, Kursangebote für Landwirte an. Dabei geht es vor allem darum, die Psyche zu stärken. Wir haben nachgefragt, was es speziell mit der Resilienz, also mit der Widerstandskraft gegen Belastungen, auf sich hat.
Gelingt es dir eigentlich selbst, trotz Landwirtschaft, Familie und Beruf immer gut drauf zu sein?
Nein, natürlich nicht! Es ist auch nicht das Ziel, immer gut drauf zu sein. Das Leben ist nicht perfekt und manchmal passieren Dinge, die werfen einen erst einmal aus der Bahn. Das ist bei mir nicht anders. Aber ich denke, dass ich inzwischen gut gelernt habe mich nicht im Kummer zu verlieren und mit Krisen gut umzugehen.
Hast du ein Beispiel dafür?
Vor wenigen Wochen hat meine Tochter die Diagnose Diabetes I bekommen. Das war ein großer Schock, verbunden mit vielen Sorgen und auch dem Gedanken: Warum muss es ein 13jähriges Mädchen treffen, hätte es doch stattdessen mich getroffen!
Die Sorge ist ja sehr real.
Aber es bringt nichts, in negativen Gedanken stecken zu bleiben und mit der Realität zu streiten. Es muss der Punkt kommen, wo ich akzeptiere: Ja, das ist jetzt wirklich eine große Herausforderung, aber es ist halt nun mal so. Jetzt kommt es darauf an, Lösungen zu finden.
Du versuchst dich also zu arrangieren.
Es hilft auch meiner Tochter, wenn Drama rausgenommen wird. Es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten, niemand muss deshalb verzweifeln. Aber ganz wichtig: Sätze wie „Das ist nicht so schlimm“, „Das wird schon“ oder auch „Denk einfach positiv“ helfen nicht weiter. Denn natürlich ist es für ein junges Mädchen nicht lustig, wenn gefühlt das ganze Leben auf den Kopf gestellt wird. Es geht da um, das Beste daraus zu machen.
Das fällt manchen Menschen sehr schwer.
Jeder, der mental gesund ist, kann seine Resilienz stärken und lernen, mit Schwierigkeiten besser umzugehen. Es geht darum, seine Perspektive zu wechseln und nicht in negativen Gedankenschleifen zu verharren. Ich habe zu diesen Themen viel gearbeitet und Programme entwickelt, die für jedermann gut machbar sind.
Verrätst du, was dein Programm ausmacht?
Im Zentrum stehen sieben elementare Faktoren für mehr Resilienz. Ich kann sie gern kurz nennen: Da ist die Akzeptanz, von der ich gerade schon gesprochen habe. Dann kommt die Verantwortung. Sie übernehmen hilft, aus einer Opferhaltung herauszukommen. Als nächstes braucht es Optimismus, man muss lernen, immer auch das Gute zu sehen. Der vierte Punkt ist ein Fokus auf Lösungen, statt sich in negativen Gedanken zu verlieren. Dazu kommt der Aufbau von Netzwerken, das Setzen von Zielen und – ganz am Ende, aber elementar für mehr Widerstandskraft – das Einüben von mehr Selbstfürsorge. Ohne sie geht es nicht.
Das klingt alles einleuchtend, aber praktisch nicht so leicht umsetzbar.
Man muss gezielt üben. Wie man das genau angehen kann, darum geht es in den Seminaren zur Mentalen Gesundheit. Ein paar sehr konkrete Tipps, die jeder sofort umsetzen kann, sind im neuen Maschinenring Magazin zu lesen. Wichtig ist es, aktiv zu werden und sich Unterstützung zu holen.
