Klimaforscher prognostizieren einen weiteren Anstieg der Temperaturen und eine ungünstige Verteilung der Niederschläge. Die Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen könnte daher in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Denn in den vergangenen Jahren entsprachen weder die Menge des Niederschlags noch seine Verteilung und zeitliche Abfolge entsprachen dem Wasserbedarf heimischer Kulturpflanzen.
Die Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen könnte in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Foto: Landpixel
Zu diesem Ergebnis kommen die Experten des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft in ihren Untersuchungen. Und auch Klimaforscher warnen, dass sich derartige Szenarien in den kommenden Jahren durchaus wiederholen können. Sie prognostizieren einen weiteren Anstieg der Temperaturen und eine ungünstige Verteilung der Niederschläge.
Die Möglichkeiten für Landwirte auf diese klimatischen Veränderungen zu reagieren sind indes begrenzt. Denn neben dem Anbau trockenresistenter Sorten können sie nur durch zusätzliche Beregnung oder Bewässerung Einfluss nehmen. Wie hoch die Beregnungsbedürftigkeit der Kulturen ist, hängt dabei von Klima, Boden und Pflanzenart am jeweiligen Standort ab.
Klima: Verteilung der Niederschläge
Wenn es um das Klima geht, spielt vor allen Dingen die Verteilung der Niederschläge eine Rolle. Sie ist in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Im Osten Deutschlands und in Niedersachsen muss mehr als die Hälfte der Flächen mit 450 bis 600 Millimetern Jahresniederschlag auskommen, nach Westen werden im Jahresdurchschnitt meist mehr als 600, häufig über 700 Millimetern Jahresniederschlag registriert.
Die Verteilung von Niederschlägen fällt in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich aus. Foto: Landpixel
Boden: Auf die Poren kommt es an
Auch die unterschiedlichen Wasserspeichereigenschaften der Böden fallen beim Bewässerungsbedarf ins Gewicht. Denn Bodenart und -zusammensetzung entscheiden darüber, wie das Bodenwasser für die Pflanzen verfügbar ist. Ausschlaggebend sind hierbei Umfang und Größe der Bodenporen. Besonders die Mittelporen (Durchmesser zwischen 0,002 und 0,01 mm) und die engeren Grobporen (0,01 – 0,05 mm) sind für die Wasserversorgung der Pflanzen wichtig. In ihnen wird das Wasser gegen die Schwerkraft festgehalten und kann von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Dabei beeinflussen drei Faktoren die Verfügbarkeit von Wasser für die Pflanzenwurzeln.
Die Feldkapazität beschreibt die Wassermenge, die ein natürlich gelagerter Boden nach Sättigung durch Regen oder anderweitige Wasserzufuhr gegen die Schwerkraft halten kann. Das Totwasser ist der Anteil von Bodenwasser, das mit so hoher Saugspannung an die Bodenteilchen gebunden ist, dass es die Pflanze nicht nutzen kann. Die Nutzbare Feldkapazität pflanzenverfügbaren Wassers berechnet sich aus der Differenz von Feldkapazität und Totwasser.
Lehmböden und insbesondere schluffreiche Lössböden besitzen das größte Speichervermögen für pflanzenverfügbares Wasser. Tonböden können zwar sehr viel Wasser speichern, verfügen jedoch über einen erheblichen Anteil Totwasser. Sandböden können dagegen nur wenig Wasser speichern ihre nutzbare Feldkapazität ist niedrig.
Pflanzenart: Die Wurzel entscheidet
Zuckerrüben wurzeln bis in größere Tiefen und haben auch ein größeres Bodenvolumen für die Deckung ihres Wasserbedarfs zur Verfügung. Foto: Landpixel
Heimische Kulturpflanzen verfügen je nach Art über eine sehr unterschiedliche Fähigkeit zur Nutzung des Bodenwassers. Die Kartoffel beispielsweise bildet ihren Hauptwurzelbereich nur bis in 40 Zentimeter Tiefe aus. Dementsprechend kann sie den Bodenwasservorrat auch nur bis in diese Tiefe ausschöpfen. Mais oder Zuckerrüben dagegen wurzeln bis in größere Tiefen und haben auch ein größeres Bodenvolumen für die Deckung ihres Wasserbedarfs zur Verfügung. Bei den meisten landwirtschaftlichen Kulturen wird mit der Beregnung begonnen, wenn die nutzbare Feldkapazität auf 50 Prozent gesunken ist. Der Boden verfügt dann nur noch über die Hälfte seines speicherbaren Wassers. Vor allem Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Getreide oder Freilandgemüse sollten dann bewässert werden, um Ertrags- und Qualitätseinbußen zu vermeiden.
Gute fachliche Praxis beachten
Weil Wasser ein kostbarer Rohstoff ist, sollte dem Boden nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis nicht mehr davon zugeführt werden als die Pflanzen nutzen können. Bewässerungsgaben sollten dem Pflanzenbedarf, dem Wasserspeichervermögen des Bodens und dem Witterungsverlauf angepasst sein. Verdunstungsverluste und Nährstoffauswaschung sind zu vermeiden. Grundsätzlich gilt es, die Anforderungen an die Qualität des Bewässerungswassers zu beachten sowie eine wasserrechtliche Genehmigung vor Betreiben der Bewässerungsanlage einzuholen.