Gerade jetzt, wenn die ersten Sommertage kommen, zieht es viele Menschen in die Wälder. Auf den ersten Blick wirken die grün blühenden Wälder lebendig und gesund. Doch dieser Eindruck täuscht. Den heimischen Wäldern geht es vielerorts schlecht, oft sogar sehr. Der immer weniger werdende Niederschlag und die immer höheren Temperaturen sorgen dafür, dass Bäume ihre Widerstandskraft verlieren. Statistisch betrachtet haben vier von fünf Bäumen Kronenschäden, die als Indikator für die Gesundheit des Waldes gelten. Für Waldbewirtschafter wird es unumgänglich, die Wälder umzubauen – nur wie?
Deutschlands Wäldern geht es so schlecht wie nie zuvor. Besonders Fichten sind vom Baumsterben betroffen.
Etwa 97 Prozent der deutschen Wälder, die immerhin ein Drittel der Landesfläche bedecken, sind Wirtschaftswälder. Sie werden mehr oder weniger intensiv von uns Menschen gestaltet und genutzt. Die große Umgestaltung begann mit der Industrialisierung. Holz wurde nun überwiegend als Baumaterial gebraucht. Die Fichte wurde zum Lieblingsbaum der meisten Waldbesitzer: Sie wächst vergleichsweise schnell und gerade. Dazu kommt, dass sie größtenteils als Bauholz verwendet werden kann und nur wenig Reste übrigbleiben, die nur als Brennholz taugen.
Erst wandelte sich der Wald, dann das Klima
Jahrzehntelang gediehen die von Menschenhand angelegten Monokulturen prächtig. Nun ist es der Klimawandel, der die heimischen Wälder stresst. Der fehlende Niederschlag sorgt dafür, dass beispielsweise Fichten kaum noch Harz produzieren können. Dabei ist die klebrige Flüssigkeit überlebenswichtig: Bohrt ein Borkenkäfer eine gesunde Fichte an, sondert diese Harz ab, der Käfer verklebt und stirbt. Kann die Fichte kein Harz produzieren, ist sie dem Schädling schutzlos ausgeliefert und stirbt.
Mit dem Klimawandel kommen zusätzlich immer mehr und immer intensivere Extremwetterereignisse. Fichten wurzeln flach und oberflächlich. Ist der Oberboden ausgetrocknet, finden die Bäume kaum noch Halt. Die Folge: Ganze Wälder knicken bei Sturm in sich zusammen.
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Gezielter Waldumbau kann helfen
Immer mehr Waldbesitzer sind längst dabei, ihre Wälder klimagerecht umzubauen. Unterstützt werden sie dabei auch von der Bundesregierung. Mit dem Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ stehen allein bis 2026 ganze 900 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei gibt es nicht die eine Lösung, wie Wälder zukunftssicher umgebaut werden können. Wissenschaftliche Prognosen zum Klimawandel reichen maximal 30 Jahre in die Zukunft. Alles was danach kommt, sind skizzierte Zukunftsszenarien mit vielen Unbekannten. Bäume wachsen jedoch hundert Jahre und mehr. Die Lösung können sogenannte Zukunftsbäume sein. Das sind sowohl alte, wie auch neue Arten, die getestet werden. Sie sollen die Wälder von Morgen resilienter machen.
Die Hoffnung liegt im Mischwald
Klar ist längst: Je homogener ein Wald ist, desto anfälliger ist er auch. Der Waldumbau ist demnach auch eine klare Diversifizierung. Diese Sorten werden besonders als Zukunftsbäume gehandelt:
- Die Elsbeere ist heimisch, aber selten. Letzteres könnte sich aber ändern. Sie trotzt nicht nur Schädlingen wie dem Borkenkäfer, sie liebt auch Wärme. Ihr Holz hat eine hohe Qualität und aus ihren Früchten lassen sich beispielsweise Schnaps brennen oder Marmelade kochen.
- Der tiefwurzelnde Speierling ist resistent gegenüber Hitze und Trockenheit, übersteht aber auch trockene Winter. Die Baumart fiel der wirtschaftlichen Umgestaltung größtenteils zum Opfer, könnte nun jedoch ihr Comeback feiern.
- Der Paulownia-Baum kommt aus Asien, wird jedoch ebenfalls als Zukunftsbaum gehandelt. Aufgrund seiner enormen Photosynthese-Leistung wächst er bis zu vier Meter pro Jahr. Größter Nachteil: Der Baum wird aktuell überwiegend als Monokultur auf landwirtschaftlichen Nutzflächen angepflanzt.
Der Paulownia-Baum wird oft als Monokultur angebaut. Das kann schnell zum Risiko werden.
Klar ist, dass die Wirtschaftswälder in großen Teilen von Europa umgebaut werden müssen. Wie das geschieht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Während die einen fordern, dass mehr Waldgebiete überwiegend sich selbst überlassen werden sollten, plädieren andere für einen intensiven Umbau. Es gibt sie nicht, die eine Lösung. Wohl aber, die eine Erkenntnis: Deutschlands Wäldern geht es schlecht und Verursacher ist der Mensch. Nun liegt es an ihm, die Wälder auch im Klimawandel als Lebens- und Wirtschaftsraum zu erhalten.
Den Deutschen wird eine tiefe Verbundenheit zum Wald nachgesagt. Ein Drittel des Landes sind von Wäldern bedeckt.