Über Wochen leistet die mobile Werkstatt der Maschinenringe nach dem Hochwasser im Ahrtal kostenlose Hilfe. Mit den Spenden der Fluthilfeaktion können hunderte Maschinen der arg betroffenen Weinbauern kostenlos und schnell repariert werden. Ohne die Hilfe der Maschinenringe wäre die Lese in vielen Weinbergen wohl unmöglich.
Eine Woche Hilfe sollte genügen, denkt sich Harald Besseler. Als der Chef der Besseler Industrie- und Anlagenservice GmbH sich mit seinem 40-Tonnen-Werkstatt-Truck und zehn Mitarbeitern von Gronau im Münsterland nach Bad Neuenahr aufmacht, kann er sich nur schwer vorstellen, dass das kleine Flüsschen Ahr mit einer braunen Wasserwand die Leben und Existenzen tausender Menschen binnen Minuten zerstört hatte. „Dann fährst Du einmal das Ahrtal bis Mayschoß hinauf und änderst ganz schnell deine Meinung“, schildert der Hüne aus Westfalen seine ersten Eindrücke aus dem Hochwassergebiet. Schnell ist für ihn klar, dass sein Truck hier lange Zeit gute Dienste tun kann. Mit seinem Schrauber-Team sorgt er seitdem Tag für Tag dafür, dass die Lese der Ahrwinzer nicht auch noch den Bach hinunter geht.
Schnell und unbürokratisch
Als Anfang August die finanzielle Unterstützung des Werkstatt-Trucks aus dem Spendentopf der Maschinenringe beginnt, ist für die Verantwortlichen vor Ort noch nicht absehbar, auf welche Resonanz das Angebot stoßen wird. „Unser Anliegen war es, schnell zu helfen“, sagt Franz-Josef Schäfer, der Vorsitzende des Maschinenrings Rhein-Ahr-Eifel. Er koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den Maschinenringen und dem Betreiber des Werkstatt-Trucks, dessen Arbeit aus den Maschinenring-Spendenmitteln finanziert wird. Das Angebot richte sich nicht nur an die schwer betroffene Winzerschaft im Ahrtal, sondern natürlich auch an Landwirte, deren Geräte bei den Aufräumarbeiten Schaden genommen hätten. „Wenn da was kaputt geht, kann das hier unbürokratisch und schnell gelöst werden“, sagt Schäfer.
Komplette Werkstatt vor Ort
„Wir sind hier mit einer kompletten Maschinenbau-Werkstatt vor Ort“, erklärt Harald Besseler, der Eigentümer des riesigen Trailers. Im Inneren des Anhängers finden sich Arbeitsplätze mit Drehbank, Fräse, Schweißgeräten, Hydraulikpressen und jede Menge Schrauben, Muttern und Installationsmaterial. Eine eigene Wasser-, Strom- und Druckluftversorgung macht den Trailer für sechs Wochen autark. Selbst über eine eigene Küche mit Büronische verfügt der Anhänger.
Es muss schnell gehen
Normalerweise ist der Truck für Großaufträge und Umbauten in der Lebensmittelindustrie im Einsatz. Nach den ersten Wochen im reinen Eigenbetrieb hat Harald Besseler seit Mitte August drei Hauptamtliche und täglich bis zu zehn freiwillige Helfer als Unterstützung. Autoschlosser, Mechatroniker, Elektriker – jeder ist willkommen, denn an Arbeit fehlt es in und um den Werkstatt-Truck nie. Alles, was morgens auseinandergenommen wird, muss abends wieder zusammengesetzt sein, lautet die Maxime im Helferteam. Besseler wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und begutachtet einen Entblätterer, der gerade wieder flott gemacht wurde. Das Gerät gehört Florian Mies, einem selbstständigen Winzer aus Mayschoß. Er ist massiv von der Flutkatastrophe betroffen. „Uns sind drei Häuser abgesoffen“, berichtet er. Sämtliche Maschinen standen bis zu viereinhalb Meter tief im Wasser. „Wir sind sehr dankbar, dass es den Maschinenring gibt und er uns in dieser Situation unterstützt“, sagt Mies. Die Kosten, die sein Betrieb sonst tragen müsste, seien immens.
Unterschlupf bieten
Auch Winzer Philip Nelles freut sich über eine ganze Zahl an Maschinen, die inzwischen repariert zum ihm zurückgekommen sind. Auf dem Traditionsweingut im Ortsteil Heimersheim haben die braunen Fluten die neu errichtete Vinothek in den Rohbauzustand zurückversetzt. Ans Aufgeben denkt Nelles aber nicht – im Gegenteil: In einem großen Nebengebäude will er Winzerkollegen Unterschlupf für die Maischegärung bieten. Auch hier helfen die Ringe. Leonhard Schüller, der Geschäftsführer des Maschinenrings Rhein-Ahr-Eifel, nimmt Kontakt zum Rolltor-Hersteller Hörmann auf, der die Garage mit zwei neuen Toren ausstattet, damit im Inneren sauber gearbeitet werden kann. Wenn es in die heiße Phase der Weinlese geht, wird es umso wichtiger sein, dass auch der Werkstatt-Truck weiter im Ahrtal präsent ist. Bei den Maschinenringen laufen deshalb Überlegungen, die finanzielle Unterstützung des Fluthilfetrucks weiter beizubehalten. Nicht zuletzt zwei Großspenden des Landmaschinenherstellers KRONE und des Traktorenbauers AGCO/Fendt über jeweils 50.000 Euro böten dafür die Grundlage. Auch für Harald Besseler ist klar, dass sein Team hier noch lange gebraucht wird. „Ich habe hier noch nicht fertig!“, sagt er sich und schnappt sich den nächsten Motor auf der Werkbank.