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Magazin Ausgabe 02/2023
02/2023
27. Juni 202327.06.23

Frauen in der Landwirtschaft

Maschinenringe Deutschland GmbH

Mit „Frauen.Leben.Landwirtschaft“ haben das Thünen-Institut und die Universität Göttingen die erste detaillierte Studie zur Rolle von Frauen in der Landwirtschaft vorgelegt. Auftraggeber war das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Die Ergebnisse überraschen nicht. Sie werden einigen aber auch nicht gefallen. Frauen werden in der Landwirtschaft strukturell benachteiligt.

Gerade einmal jeder zehnte landwirtschaftliche Betrieb hierzulande wird von einer Frau geleitet. Europaweit sind es nur in den Niederlanden noch weniger weibliche Betriebsleiterinnen. Dabei ist jede dritte familienfremde Arbeitskraft in der Landwirtschaft weiblich. Allein dieses kurze Zahlenintro zeigt, dass Frauen in der Agrarbranche nicht gleichberechtigt sind.

Es ist Anfang Februar. Draußen sinkt das Thermometer auf minus elf Grad. Anna Junginger ist gerade im Melkstand, wo es etwas weniger kalt ist. Ein Team des Maschinenrings begleitet sie den ganzen Tag mit einer Kamera. In einem später aufgezeichneten Interview sagt die junge Betriebshelferin etwas, was als Video später zehntausendfach geklickt wird. „Wenn dein Mann mit 60 Jahren kein Frühstück herrichten kann, ja dann tut es mir leid.“ Als Betriebshelferin ist sie für den wirtschaftlichen Erhalt des Hofs zuständig. Sicher, sie kann auch soziale Stütze sein. Was sie aber nicht ist: eine zweite, von der Versicherung bezahlte Hausfrau.

Erfüllende Doppelbelastung

Über solche und ähnliche Erlebnisse können viele Frauen berichten, die innerhalb der Landwirtschaft leben und arbeiten. Dieses subjektive Empfinden wurde nun erstmals in einer bundesweit durchgeführten Studie mit Zahlen untermauert. Frauen nehmen in der Landwirtschaft eine Vielzahl von Rollen ein und empfinden diese Rollenvielfalt erfüllend. Die Mehrzahl der Frauen hat ein enormes Interesse, also eine Leidenschaft, zur Landwirtschaft. Dem gegenüber stehen eine schlechte finanzielle Absicherung sowie eine Überforderung durch die hohe Belastung.

Davon spricht auch Natalie Sauter. Die Dorfhelferin wird ebenfalls einen Tag lang begleitet. Ihr Arbeitstag beginnt in der Regel morgens um vier auf dem heimischen Betrieb. Dort melkt sie mit, ehe sie sich ins Auto setzt und auf ihren Einsatzbetrieb fährt. Dort übernimmt sie alle anfallenden Arbeiten, fährt am Nachmittag zurück und packt zu Hause wieder mit an. Natalie Sauter empfindet „das natürlich als Doppelbelastung“, aber sie macht es gerne. Und noch etwas betont sie: „Mein Freund sieht meine Arbeit und schätzt sie auch.“

72 Prozent der Landwirtinnen sind in unternehmerische Entscheidungen eingebunden, aber nur 10 Prozent leiten den Betrieb

Die Studie belegt, was viele so auch wahrnehmen. Die Landwirtschaft, prinzipiell eher konservativ und bodenständig, ändert sich in diesem Punkt. Das liegt weniger an den Männern, die noch immer dominieren, sondern viel mehr an den Frauen. Besonders jüngere Frauen stärken ihre Eigenmacht zunehmend. Sie werden öfter Betriebsleiterin, lassen sich zur Landwirtin ausbilden oder studieren Agrarwissenschaften und kümmern sich proaktiv um eine soziale Absicherung im Fall einer Trennung beispielsweise.

75 Prozent der Frauen in der Landwirtschaft geben an, dass sie alleine für den Haushalt verantwortlich sind. 50 Prozent erhalten keine Unterstützung bei der Kindererziehung.

Frauen haben schon immer eine existenzielle Rolle eingenommen. In der Landwirtschaft, wie in der gesamten Gesellschaft. Die Gleichbehandlung der Geschlechter ist in unserem Grundgesetz festgeschrieben. Realität ist sie aber längst nicht. Von Männern erschaffene und geprägte Strukturen gilt es aufzubrechen, damit Fähigkeit und Wissen der Frauen ihren Platz und ihre Anerkennung finden. Dafür benötigen Frauen vor allem Mut, Selbstvertrauen und eine neue Offenheit ihrer männlichen Berufskollegen.

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