Du hast die URL erfolgreich in deine Zwischenablage kopiert!
ZurückZurück
21. Dezember 202221.12.22

Gendern? Unbedingt!

Maschinenringe Deutschland GmbH

Sie haben in einen Betrieb eingeheiratet. Wie haben Sie sich als junge Frau in der Landwirtschaft zurechtgefunden? Petra Bentkämper, 60, ist seit 2019 Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbands. Wir haben per Videoschaltung mit ihr über die Rolle der Frau in der aktuellen Landwirtschaft gesprochen. Im Gespräch mit Petra Bentkämper GENDERN? UNBEDINGT! INTERVIEW KATHARINA GEIGER | FOTOS LANDFRAUENVERBAND . WEITER AUF SEITE 28 ie haben in einen Betrieb eingeheiratet. Wie haben Sie sich als junge Frau in der Landwirtschaft zurechtgefunden? Ich habe mit 21 Jahren geheiratet und hatte bis auf Hühnerhaltung keinen landwirtschaftlichen Hin tergrund. Das war schon eine komplett neue Welt auf dem Hof. Es ging da rund um die Uhr um den Betrieb, das war völlig neu für mich. Ich habe nach und nach versucht, mich einzubringen. Mein Mann hat eine ganz wunderbare Art, sowohl ich wie spä ter auch unsere Kinder durften alles ausprobieren. Wo war damals der Betriebsschwerpunkt? Es war damals ein Gemischtbetrieb mit Milchvieh und Schweinehaltung. Meine Schwiegereltern hat ten 1976 als Umsiedlerbetrieb einen der ersten Box laufställe überhaupt gebaut. Nach dem frühen Tod meines Schwiegervaters mussten wir die Weichen neu stellen. Wir haben die Sauen abgeschafft und uns voll auf das Milchvieh konzentriert. Bis heute ist es ein Vollerwerbs-Milchviehbetrieb. Sind Sie dann als Betriebsleiterin eingestiegen? Ich war voll eingebunden, auch in alle Entscheidungen. Ein wichtiger Schritt war die Anlage eines Maislabyrinths als neuer Betriebszweig. Dazu hatte ich die Idee und habe dann auch die Organisation übernommen. Wir hatten zehn Jahre lang jeden Sommer mindestens 6.000 Gäste, das war auch eine wunderbare Öffentlichkeitsarbeit. Aber dann wurde es einfach zu viel und wir haben diesen Betriebszweig aufgegeben. Gibt es Pläne für eine Hofnachfolge? Wir haben vier erwachsene Kinder, aber es ist abzusehen, dass es mit dem Milchvieh in der nächsten Generation nicht weitergehen wird. Vielleicht werden wir unsere Weiden für eine andere Art der Tierhaltung nutzen. Da sind noch nicht alle Würfel gefallen. Wie erleben Sie die Hofübergabe auf anderen Betrieben, gerade auch an die Töchter? So ganz hat sich das Selbstverständnis der Hofübergabe, egal ob an die Tochter oder den Sohn, noch nicht durchgesetzt. Eine Familie ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Da hat der junge Hofnachfolger lange studiert und die Tochter daheim wollte so gerne den Hof übernehmen. Sie hat den Eltern dann das Messer auf die Brust gesetzt: Wenn ihr euch jetzt nicht entscheidet, dann bin ich weg. Die Familie ist dann zur Familienberatung gegangen, vor allem, weil der Mann sich wirklich schwer damit getan hat. Die Mutter war überzeugt, Gleichstellung in Kürze ihre Arbeit aufnehmen wird. Ich bin durchaus bekannt dafür, dass ich zum Beispiel auch auf den Frauenanteil im Bauernverband sehr kritisch schaue. Aktuell gefällt mir die Idee sehr gut, in einer Sonderregelung eine Frau ins Präsidium des Bauernverbands einzubinden. Es ist ein Anfang. Was halten Sie von der Einführung einer gendergerechten Sprache, also einer grundsätzlich beide Geschlechter erfassenden Ausdrucksweise? Die gendergerechte Sprache ist ein wichtiger Schritt, um die Gleichbehandlung und Wahrnehmung der Geschlechter zu fördern. Die deutsche Sprache bietet gute Möglichkeiten, das möglichst sensibel zu tun. Es erfordert einfach nur etwas Übung, dann wird es aber schnell zur Selbstverständlichkeit. Am schönsten finde ich, dass auch die Männer inzwischen hellhörig werden. Ich war im Dezember bei einer Versammlung, wo auch eine Satzungsänderung diskutiert wurde. Da sagt der Landwirt neben mir plötzlich: „Da müssen Sie sich jetzt aber melden, da steht ja alles nur in der männlichen Form!”. Ich habe dann gesagt, dass ich es ganz toll fände, wenn er sich zu Wort melden würde. Das hat er dann auch getan. dass die Tochter das genauso gut kann. Ich finde es ganz toll, dass sie nicht den Kopf in den Sand gesteckt hat, sondern mit allen gemeinsam eine gute Lösung gesucht wurde. Dem Sohn ist ein Stein vom Herzen gefallen, er wollte den Hof ja gar nicht wirklich. Die Tochter macht jetzt den Betrieb. Und der Papa erzählt jetzt mit stolzgeschwellter Brust, was die Tochter alles auf den Weg bringt. Man sieht aber auch an diesem positiven Beispiel: Es ist noch nicht einfach für die Frauen, die Führung übernehmen wollen. Es ist noch nicht selbstverständlich. Wobei ich auch sagen muss: Die Wertschätzung nimmt zu, auch für die Angestellten. Ich höre zum Beispiel von vielen Betriebsleitern, die einmal eine weibliche Auszubildende hatten, dass sie immer wieder eine Frau in die Ausbildung nehmen. Einfach, weil sie total gute Erfahrungen gemacht haben. Mit den Leitungspositionen ist es noch schwierig. Es gibt noch viel Nachholbedarf. Wir sind EU-weit sehr weit hinten, was die Zahl weiblicher Betriebsleiter angelangt. Da müssen wir noch eine Schippe drauflegen. Denn die innovativen Ideen, auf den Betrieben etwas zu verändern, die kommen sehr oft von Frauen. Ist auch die Politik gefragt, die Rahmenbedingungen für Frauen zu ändern? Natürlich ist auch die Politik gefragt. Ich freue mich, dass die Bundesstiftung

Teile jetzt diesen Artikel

ZurückZurück
Fragen?