Sicher, sauber und vor allem superschnell: Das waren die Vorgaben für den neuen Gülleseparator im Maschinenring Schwarzwald-Baar. Nach mehr als zwei Jahren Planung und Bau zeigt die maßgeschneiderte Maschine jetzt, was sie kann.
Jan von Berg blickt auf den digital gesteuerten Gülleseparator seines Maschinenrings Schwarzwald-Baar. Foto: Katharina Geiger
Ob Jan von Berg in diesem Jahr endlich einmal wieder ein paar ruhige Weihnachtsfeiertage erleben wird, hängt von technischen Details ab. Schafft der neue Gülleseparator, sein Herzensprojekt, das er gemeinsam mit den Ingenieuren und Technikern der Firma Paulmichl in den letzten zwei Jahren entwickelt hat, wirklich eine maximale Leistung von 300 Kubikmeter Gülle pro Stunde? Ist die schnelle Arbeit den Landwirten einen Pump-Stundensatz von 360 Euro wert? Bewährt sich das eigens in Norddeutschland gebaute Ansaugrohr auf den süddeutschen Höfen? Und arbeitet die ausgeklügelte digital gesteuerte Technik des fast 19 Meter langen Gefährts ohne Störungen, so dass die fünf Separatoren stets optimal beschickt werden? Von der Antwort auf diese Fragen hängt einiges ab: Nicht nur die Chance auf eine Arbeitspause zwischen den Jahren für Jan von Berg, sondern auch das Vertrauen der Mitglieder in ihren Maschinenring. Schließlich sind hier 750.000 Euro investiert worden.
Von Anfang an Vollgas
„Wir mussten auf Geschwindigkeit gehen. Die Anforderung ist immer häufiger: `Wir wollen morgen unsere Gülle bodennah ausbringen, dafür müsst ihr heute separieren.' Das sind dann oft 1.000 Kubikmeter. Mit unserem bisherigen Separator war das ein Auftrag für zwölf, 13 Stunden. Wir sind einfach überhaupt nicht mehr hinterher gekommen“, erklärt Jan von Berg. Der 52jährige hat vor zehn Jahren damit angefangen, im Maschinenring Schwarzwald-Baar den Geschäftsbereich Separation aufzubauen. Es ging gleich „mit Vollgas“ los, er war schon im ersten Winter fast jeden Tag unterwegs. Viele viehhaltende Betrieben und Biogasanlagen hatten offenbar nur auf ein gutes überbetriebliches Angebot gewartet. Erst ging es vorwiegend darum, Platz im Güllelager zu schaffen. Inzwischen ist das Separieren vor der bodennahen Ausbringung auf Grünland ein wichtiger Schritt, um Güllewürste zu vermeiden. Biogasanlagenbesitzer lassen regelmäßig separieren, um ihre Prozesse zu optimieren und das Substrat fließfähig zu halten.
Weil die Ansprüche hoch sind, war kein Separator, der auf dem Markt zu haben war, gut genug als neues Einsatzfahrzeug. Mit einer Wunschliste wandte sich Jan von Berg an den Hersteller Paulmichl, von dem auch die vorherigen Separatoren bezogen worden waren. Die Begeisterung hielt sich dort zunächst in Grenzen. „Wie soll das gehen?“ - diese Reaktion kam immer wieder, als Jan von Berg von vollautomatischem Hoch- und Runterfahren und einer Steuerungszentrale auf dem LKW träumte. In enger Abstimmung ging es dann aber doch. „Die Ingenieure und Techniker von Paulmichl sind richtig gut. Am Ende haben sie alles perfekt umgesetzt“, freut sich Jan von Berg. Das Unikat hat jedoch seinen Preis: 750.000 Euro kamen am Ende zusammen.
So optimiert der Separations-Truck die Arbeit
Ansaugen: Ein hydraulisch bedienbarer Ansaugarm holt die Gülle aus der Grube oder dem Fermenter. Mit acht Zoll Durchmesser ist er effektiver als die üblichen sechs-Zoll-Schläuche. Eine Auswahl an Verbindern und Verkleinerern auf dem LKW sorgt dafür, dass in möglichst kurzer Zeit alle Anschlüsse sitzen. Nicht überall ist ausreichend Platz für den starren Ausleger. Dann kommen Schläuche zum Einsatz.
Zerkleinern: Die erste Station, die die Gülle auf dem Truck passiert, ist ein Cutter. Das Modell „X-Ripper“ ist eigentlich für Kläranlagen entwickelt worden und extrem robust.
Pumpen: Zwei Vakuumpumpen sorgen für die Verteilung der dicken Gülle zu den Separatoren. Eine Pumpe läuft automatisch, eine kann manuell zugeschaltet werden. Damit lässt sich die Geschwindigkeit der Transportschnecke steuern. Der Prozess macht weniger Lärm als früher.
Separieren: Fünf parallel angeordnete Separatoren trennen die flüssige und die feste Phase voneinander.
Auswerfen: Der Auswurf der festen Phase erfolgt über eine eigens angefertigte, hydraulische Austragschnecke mit einer Überladehöhe von bis zu 4,20 Metern. Die Prozesse laufen nahezu komplett geschlossen ab, es gibt kein Spritzen oder Auslaufen.
Energiezufuhr: Ein Diesel-Aggregat zur unabhängigen Stromversorgung ist auf dem LKW verbaut.
Steuerung: Der gesamte Ablauf startet und endet vollautomatisch. Er kann über Steuerelemente im Container und auf einem Tablet angepasst werden. Wenn dem Auftraggeber zum Beispiel ein besonders trockene feste Phase wichtig ist, kann der Druck beim Separieren erhöht werden.
Klaus und Bernd Grieshaber führen eine GbR mit den Schwerpunkten Ackerbau, Schweinehaltung, Biogasproduktion und Lohnarbeiten. „Auf unserem Betrieb nutzen wir die Gülleseparation mehrmals im Jahr, vor allem um den Prozess in der Biogasanlage zu optimieren. Gerade in Phasen, in denen viel Gras und GPS in der Ration ist, muss separiert werden, weil das Rührwerk der Biogasanlage sonst an seine Grenzen kommt. Das zähe Material muss raus, damit der Prozess wieder rund läuft. Dazu kommt das regelmäßige Separieren im Winter. Das machen wir drei bis vier Mal, damit Lagerplatz frei wird. Nur die flüssige Phase kommt zurück ins Lager, die feste Phase lagern wir im Silo. Wir haben auch darüber nachgedacht, in einen festen Separator auf dem Hof zu investieren. Wir haben uns dagegen entschieden, weil es auf einen Schlag hohe Kosten gewesen wären und zudem der Wartungsaufwand bei uns gelegen hätte. Bei Problemen wären wir auf uns selbst gestellt. Die Dienstleistung kostet natürlich Geld, aber es ist mit weniger Aufwand verbunden. Mit dem neuen LKW wird es noch einmal deutlich schneller gehen. Als Vorstandsvorsitzender war ich in die Beschaffung des Trucks eng eingebunden und bin überzeugt, dass es eine gute Entscheidung war.“
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