Der Herbst wird auf den Äckern im bayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zur hochspannenden Jahreszeit. Mit ihrem hybridelektrischen Sikkations- und Unkrautbekämpfungssystem NUCROP wollen der australische Pflanzenschutz-Hersteller Nufarm und das Aachener Agtech-Start-up CROP.ZONE der Landwirtschaft eine Alternative eine Alternative zu chemischen und mechanischen Anwendungen zur gleichmäßigen Abreife des Kartoffelbestandes bieten. Mit einer speziellen Flüssigkeit, die die Leitfähigkeit der Pflanzen erhöht und einer elektrischen Spannung zwischen 2.000 und 5.000 Volt wird das Kartoffelkraut abgetötet. Ein Vorserien-Modell mit zwölf Metern Arbeitsbreite ist derzeit auf Kartoffeläckern in Oberbayern im Einsatz.
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„Man muss den Schritt nach vorne machen und das ausprobieren“, sagt Philipp Birgmeier, Fachgebietsleiter Agrar beim Maschinenring Neuburg-Schrobenhausen. Er verschaffte sich vom NUCROP-Einsatz vor Ort einen Eindruck bei der Kartoffel- Sikkation. „Dass es grundsätzlich funktioniert, ist bereits erwiesen“, erklärt er. Das System biete Maschinenringen die Möglichkeit, zu wettbewerbsfähigen Preisen in Kulturen zu arbeiten, in denen die Möglichkeiten der chemischen Unkrautbekämpfung eingeschränkt seien, erklärt Katrin Morgenstern, Projektleiterin bei NUCROP unserem Magazin. Die Funktion von NUCROP ist, aller Komplexität zum Trotz, schnell erklärt: Die Kombination einer elektrolytischen Flüssigkeit mit elektrischem Strom tötet die behandelten Pflanzen ab, indem die stark wasserhaltigen Zellbereiche der Leitbündel zerstört werden und die Pflanze vertrocknet. Ein Spritzgestänge an der Front des Schleppers bringt die leitende Flüssigkeit aus, während ein Transformator am Heck der Maschine den Strom über elektrische Applikatoren durch die bespritzten Pflanzen schickt. Die Gesamtmenge der eingesetzten Energie ist bei der Kartoffel-Sikkation so gering, dass die Vertrocknung der behandelten Pflanzen allein auf die Zerstörung der Wasserzufuhr zurückgeführt werden kann. Die Pflanze erwärmt sich bei der Behandlung nur geringfügig. Auf den Versuchsfeldern im Landkreis Neuburg- Schrobenhausen stellten sich die Erfolge nach etwa fünf bis sechs Tagen ein. Das behandelte Kartoffelkraut war weitgehend abgestorben. ABSTIMMUNGSBEDARF BEI ARBEITSBREITEN Das System mit einer Arbeitsbreite von zwölf Metern bringt ein Gesamtgewicht von 2,4 Tonnen auf die Waage und verlangt an der Zapfwelle des Schleppers eine Leistung von 140 kW. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von vier bis sechs Stundenkilometern erbringt NUCROP bei den Testfahrten in Schrobenhausen eine Arbeitsleistung von ein bis vier Hektar pro Stunde. Negative Auswirkungen auf die Frucht oder Bodenorganismen habe man in den Versuchsfahrten nicht feststellen können. Gerade vor dem Hintergrund immer strengerer Zulassungen beim Einsatz von Spritzmitteln sei die versuchsweise Anwendung des NUCROP-Systems nach Ansicht von Philipp Birgmeier ideal für Landwirte, die neue Wege der Unkrautbekämpfung gehen wollten. Man benötige so gut wie keine Vorbereitungszeit und der Aufwand in der Anwendung sei sehr gering. Klärungsbedarf sieht der Agrar-Fachgebietsleiter noch beim Thema Fahrgassen und Arbeitsbreite. Die Landwirte müssten sicherstellen, beim Einsatz des NUCROP-Systems ohne Verluste in den Bestand fahren zu können. Dazu sei der Einsatz von Pflegebereifung oder Abpassungen bei Fahrgassen- und Arbeitsbreite notwendig. „Das muss zwischen noch abgestimmt werden“, sagt Birgmeier. Insgesamt überwiegen für ihn allerdings die Vorteile, sodass er bereits Kontakte zum Hersteller aufgenommen hat und die Testphase weiter aufmerksam verfolgt.