In den vergangenen Jahren hat der Kartoffelkäfer-Befall stark zugenommen. Wir haben über mögliche Behandlungsstrategien mit Dr. Luitpold Scheid vom Institut für Pflanzenschutz an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising gesprochen.
Trocken-warme Frühjahrs und Sommerwitterung begünstigt die Vermehrung von Kartoffelkäfern.
Werden Kartoffelanbauer sich im Zuge des Klimawandels verstärkt mit dem Schädling auseinandersetzen müssen?
Die Kartoffelkäfer vermehren sich bei trockener-warmer Frühjahrs- und Sommerwitterung. Damit begünstigt der Klimawandel das Auftreten des Schädlings. Wir sehen zurzeit die zweite Generation auf den Feldern. In Extremjahren können sogar drei Generationen gebildet werden. Das kannten wir früher so nicht. Wir werden uns also alle miteinander mit der Thematik mehr beschäftigen müssen.
Wie ist die Entwicklung der passenden Insektizide?
Jahrelang waren Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide Standard bei der Bekämpfung des Schädlings. Seit rund zehn Jahren haben die Kartoffelkäfer-Larven jedoch dagegen eine starke Resistenz entwickelt. Alternativ stehen eine ganze Reihe Präparate aus anderen Wirkstoffgruppen zur Bekämpfung der Larven zur Verfügung. Auch biologische Mittel sind zugelassen – im Vergleich zu den synthetischen Insektiziden aber sehr teuer.
Vielfach wird von einer integrierten Strategie gesprochen. Was ist dabei gemeint?
Das kurzfristige Ziel bei der Kartoffelkäferbekämpfung ist zunächst den Schädling im aktuellen Jahr sicher zu bekämpfen. Gleichzeitig darf die möglichst lange Erhaltung der Wirksamkeit der vorhandenen Insektizide beziehungsweise das Hinauszögern von Resistenzen nicht aus dem Auge verloren werden.
"In Extremjahren können sogar drei Generationen gebildet werden. Das kannten wir früher so nicht." Dr. Luitpold Scheid
Welche Gesichtspunkte sind zu beachten?
Die Schadensschwelle für eine Pflanzenschutzmaßnahme liegt bei 15 Junglarven pro Kartoffelpflanze oder einem Blattverlust von 20 Prozent. Ist nach der Bestandskontrolle eine Pflanzenschutz-Anwendung erforderlich, muss sich für eine ausreichende Insektizidwirkung die Masse der Larven noch im L1- bis L2-Stadium befinden. Biologische Insektizide sollten aufgrund ihrer schwächeren Wirkung früher eingesetzt werden als synthetische Präparate. Der optimale Zeitpunkt liegt hier beim ersten Erscheinen von L1-Larvenstadien. Bei mehrmaligen Behandlungen empfehlen wir nicht nur das Mittel, sondern auch die Wirkstoffgruppe zu wechseln.
Wie ist Ihre Einschätzung zur mechanischen Bekämpfung?
Ich finde den Ansatz des Beetle-Collectors sehr interessant. Allerdings haben wir am Institut keinerlei Studien oder Erfahrungen mit der Technik. Kritisch sehe ich die Schlagkraft des Verfahrens, insbesondere gegenüber der Flächenleistung einer Pflanzenschutz-Anwendung. Für manche Betriebe könnte sie dennoch eine Alternative zu biologischen Pflanzenschutzmitteln sein. Inwieweit sie auch für konventionelle Betriebe relevant sein wird, lässt sich derzeit nicht beurteilen.