Klauenpflegerin Eva Rapp hat Power und packt an. Dazu kommt ein gutes Gespür für Tiere. Das alles braucht man, um die Arbeit als Klauenpflegerin zu stemmen. Von den meist männlichen Landwirten fühlt sich die 36-jährige voll akzeptiert – am meisten wundern sich die Auftraggeber darüber, dass Eva gar nicht aus der Landwirtschaft stammt.
Entschlossen und gleichzeitig behutsam entfernt Eva Rapp mit der Flex überschüssige Hornhaut an der Klaue, setzt einen Klotz und legt einen Klauenverband an. Seit einem halben Jahr ist sie als Klauenpflegerin bei der Maschinenring Agrarservice GmbH in Neustadt/Waldnaab angestellt. Zusammen mit Routinier Norbert Stock bildet sie einen Trupp.
Gelernte Landwirtin
Ihr nächstes Ziel ist die Prüfung zur staatlich geprüften Klauenpflegerin. Der theoretische Teil ist geschafft. Um die Praxis macht sie sich keine Sorgen. „Ich habe einen super Lehrmeister. Mein Kollege Norbert ist für die Klauenpflege berufen und ich habe mir immens viel von ihm angeeignet“, sagt die gelernte Landwirtin dankbar. Dass sie als Frau hier etwas Besonderes leiste, will sie nicht gelten lassen. „Frauen sind in der Landwirtschaft immer schon tüchtig. Ich habe mich da noch nie komisch gefühlt“, erklärt die 36-Jährige resolut. Auch auf den Betrieben reagiere man nicht kritischer als bei einem Mann. Nicht zuletzt gebe es auf dem Gebiet ausgewiesene und anerkannte Expertinnen, wie zum Beispiel die Tierärztin Dr. Andrea Fiedler. Diese hatte Eva nach einem Vortrag explizit ermutigt, in die Klauenpflege einzusteigen. „Viel mehr erstaunt es die Leute, dass ich gar nicht aus der Landwirtschaft stamme. Wenn ich erzähle, dass meine Mama Krankenschwester war und mein Papa als gelernter Elektriker viele Jahre in einer Behinderteneinrichtung als EDV-Betreuer, dann ruft das eher Verwunderung hervor“, meint Eva lachend.
Freude an der Natur
Von Kindesbeinen an habe sie jedenfalls ein Faible für Tiere und Natur. So beschloss Eva nach der Schulzeit, Landwirtin zu werden. Ohne Hof in der Hinterhand, einfach aus Freude an der Materie. Die Ausbildung absolvierte sie mit großer Begeisterung auf einem Demeterbetrieb in Oberbayern.
„Ich wollte eigentlich Betriebshelferin werden“, erinnert sich Eva Rapp. Doch die Strukturen der Betriebshilfe in Bayern waren vor 15 Jahren anders als heute. Damals setzte man vor allem auf nebenberufliche Kräfte, also Helfer und Helferinnen, die flexibel zum eigenen oder elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb auf anderen Höfen einsprangen. Feste Anstellungen in Vollzeit waren rar. Interessenten ohne Landwirtschaft wurde oftmals die Ausübung der Betriebshilfe als selbstständige Tätigkeit vorgeschlagen. Das war der jungen Eva aber zu riskant. So kehrte sie der Landwirtschaft zunächst den Rücken und arbeitete in der Industrie.
Doch die Leidenschaft insbesondere für Tiere brachte sie zurück. Sie fand eine Stelle beim Melkeraushilfsdienst Bayern e.V., einer Selbsthilfeorganisation milchviehhaltender Landwirte. Das waren meist langfristige Einsätze zur Tierbetreuung. Von Franken bis zum Allgäu ist Eva dabei viel herumgekommen. „Es war eine schöne Zeit, in der ich gefordert wurde. Schließlich war ich in allen Dingen für die Rinder zuständig und das quasi rund um die Uhr. Zum Job gehörte es nämlich, während der Zeit direkt am Hof zu wohnen“, berichtet sie. So bereichernd die Arbeit war, irgendwann sehnte sich Eva nach einem ortsfesten Einsatz.
Klauenpfleger sind gesucht
Eine Fortbildungsveranstaltung gab das Signal für die neue Wendung in ihrem Berufsleben. „Ich hatte mich schon immer für Klauengesundheit interessiert. Dort aber wurde mir erst richtig bewusst, wie wichtig dies für das Rind in unseren Haltungssystemen ist“, bemerkt sie. Außerdem: Klauenpfleger und -pflegerinnen sind gesuchte Leute. Noch bevor eine Stelle in Sicht war, begann Eva Rapp mit der Weiterbildung.
Als Landwirtin oder Tierwirtin kann die Prüfung zur Klauenpflege nach einer mindestens sechsmonatigen klauenpflegerischen Tätigkeit abgelegt werden. Dabei werden die Themenbereiche Tiergesundheit und Tierschutz sowie Rechtsgrundlagen, Wirtschafts- und Sozialkunde schriftlich abgefragt. Die Prüfung zur funktionellen Klauenpflege erfolgt praktisch und in einem Fachgespräch. Das ist alles in allem recht aufwendig. Da man im Beruf eine große Verantwortung für die Tiere trägt, sei es aber gerechtfertigt, so Eva Rapp.
Ein Vorbereitungslehrgang ist auf alle Fälle ratsam. Für Eva hat er nicht nur neues Wissen gebracht – sondern auch eine große Liebe. Mark war schon länger als Klauenpfleger tätig und wollte einen entsprechenden Abschluss dazu machen. So lernten sich die beiden im Kurs kennen und sind seither ein Paar.