Mit Blick auf die demnächst höheren Auflagen bei der Grünlanddüngung mit Gülle und Gärprodukten sind entsprechende Lösungen für die Nährstoffversorgung von Wiesenflächen gefragt.
Der für die eigenmechanisierte Gülleausbringung konzipierte Schleppschlauchverteiler von Agrar Landtechnik wiegt gerade mal 600 kg. Die Firma Eidam fertigte eine 8 m-Variante für den Maschinenring Westerzgebirge. Bilder: Carmen Rudolph
Viel Zeit bleibt nicht mehr. Am 1. Februar 2025 ist bei der Grünlanddüngung endgültig Schluss mit Prallteller und Schwenkverteiler. Gemäß § 6 (3) der Düngeverordnung (DüV) gilt dann auch auf Wiesen und Flächen mit mehrschnittigem Feldfutter, was beim Düngen bestellter Ackerschläge bereits seit 2020 vorgeschrieben ist: Gülle und Gärprodukte sind streifenförmig auszubringen oder direkt in den Boden einzuarbeiten. Berücksichtigt man die Sperrzeiten, endet die Einsatzmöglichkeit für nicht bodennahe Ausbringtechnik eigentlich schon im Herbst dieses Jahres. "Viele Betriebe stehen also aktuell vor unausweichlichen Entscheidungen zur Gülletechnik. Und sie müssen diese entsprechend ihren örtlichen Bedingungen treffen sowie passend zu den üblichen Verfahrensweisen und Ausbringmengen", weiß Christoph Beck vom sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) aus der Beratungspraxis.
Mittlerweile biete der Markt hierfür eine Reihe von Lösungen. Zum Teil seien sie mit Blick auf Lohnunternehmen, Güllegemeinschaften und größere Agrarunternehmen auf Flächenleistung ausgelegt. Aber auch für die Nachrüstung an vorhandenen Güllefässern zur Nährstoffversorgung kleinerer Grünlandareale und Wiesen mit Hanglage gebe es Entwicklungen.
Diese Änderungen greifen ab 2025
Bezüglich der Ausbringverfahren gelten ab dem 1. Februar 2025, also dem Ende der Sperrzeit, gemäß § 6 (3) der Düngeverordnung (DüV) zwei erweiterte Regelungen:
1. Bodennahe Ausbringung auf Grünland
Auch auf Grünland, Dauergrünland oder mehrschnittigem Feldfutterbau dürfen flüssige organische und flüssige organisch-mineralische Düngemittel, einschließlich flüssiger Wirtschaftsdünger, mit wesentlichem Gehalt an verfügbarem Stickstoff oder Ammoniumstickstoff dann nur noch streifenförmig auf den Boden aufgebracht oder direkt in den Boden eingebracht werden. Hinsichtlich der Bestimmung zur Ausbringmenge im Herbst (max. 80 kg Gesamt-N/ha) ist der Begriff „mehrschnittig“ von Bedeutung. Dies gilt also nicht bei Weidelgras als Zwischenfrucht oder einer Vorfrucht zu Futterroggen.
Unter einem „wesentlichem Gehalt an verfügbarem Stickstoff oder Ammoniumstickstoff“ versteht der Gesetzgeber einen Anteil von mehr als 1,5 % N in der Trockenmasse. Außen vor sind hier Festmist von Huf- oder Klauentieren und Kompost.
2. Regelung der Ausnahmen auf Länderebene
Im § 6 Abs. 3 der DüV ist festgelegt, dass die nach Landesrecht zuständigen Stellen Ausnahmebestimmungen erlassen können, falls die Einhaltung der gemäß DüV vorgeschriebenen Ausbringverfahren auf Grünland wegen der naturräumlichen oder agrarstrukturellen Besonderheiten des Betriebes unmöglich oder unzumutbar sind.
Herausforderung für Betriebe
Als Entscheidungshilfe für die Um- und Aufrüstung der Gülletechnik organisierten das LfULG, die Eidam Landtechnik GmbH und die Agrargenossenschaft Lößnitz-Stollberg eG im erzgebirgischen Lößnitz einen Feldtag zum Thema Grünlanddüngung.
Der gastgebende Agrarbetrieb bewirtschaftet im Erzgebirgskreis etwa 2.000 ha Verwitterungsböden mit 28 bis 32 Bodenpunkten und einem hohen Steinbesatz (bis 30 %). Zum Tierbestand gehören 1.000 melkende Kühe plus Nachzucht. "In einem großen Milchviehbetrieb wie unserem ist Gülle auf Grünland immer ein Thema. Die demnächst verschärften Vorgaben bei der Ausbringung sind nun für viele Landwirte eine neue Herausforderung", interpretiert Pflanzenbauchef Robert Exner die Zahl von rund 100 Teilnehmern, die trotz Dauerregens den Feldtag besuchten.
Das in Lößnitz angesiedelte Landtechnikunternehmen Eidam produziert nach Aussage von Geschäftsführer Hendryk Eidam Komponenten für mehrere Güllewagenhersteller. Seit acht Jahren entwickelt das Unternehmen unter dem Markennamen InnoMADE zudem eigene Geräte für den Pflanzenbau und ist seit 2018 im Landmaschinenhandel tätig.
Große angespitzte Scheiben
Zu der beim Feldtag präsentierten Technik für die bodennahe Ausbringung von flüssigem organischen Dünger auf Grünland gehörte der neue Quadro Disc Kombi-Injektor vom niederländischen Hersteller Evers. Zur Vorführung hatte der auf Gülleausbringung spezialisierte Lohnunternehmer Daniel Mehner das auch im Ackerbau einsetzbare Gerät an seinen Selbstfahrer HOLMER Terra Variant 585 montiert. Namensgeber sind die vier Scheiben mit einem Durchmesser von 41,5 cm an jedem Quadro-Disc-Element. Durch ihre Größe und die angespitzten Kanten schlitzen sie den Boden sicher auf, sodass der Dünger direkt an die Wurzeln gelangt. Jedes der Gülleelemente bewegt sich in einem separaten Parallelogramm, in dem Hydraulikzylinder für einen gleichbleibenden Bodendruck über die gesamte Arbeitsbreite sorgen. Der Abstand zwischen den Scheiben beträgt 18,75 cm. Die Gülleausläufe haben einen Durchmesser von 60 mm. Der vorgeführte Quadro Disc Kombi-Injektor mit einer Arbeitsbreite von 12 m lässt sich auf 9 m liften. Dies funktioniert ebenso bei der 15 m-Variante, die auf 12 m reduziert werden kann.
Hoch positionierter Verteilerkopf
Besonders für das Güllen von Grünland am Hang eignet sich der Schleppschuhverteiler SSV von der Agrar Landtechnik AG. Mit seinem flexiblen Anbaurahmen explizit als Nachrüstlösung konzipiert, lässt sich die insgesamt nur etwas über eine Tonne wiegende Schweizer Neuentwicklung an die Fässer aller gängigen Marken anbringen. Der Lochscheibenverteiler mit selbstschärfendem Schneidwerk und 36 Schlauchabgängen ist besonders hoch positioniert, um beim Fahren schräg zum Hang ein Gefälle bis zum äußersten Schleppschuh und somit eine optimale Querverteilung zu sichern. Der über Hydraulikzylinder erzeugte Gegendruck hält die Schleppschuhe auch bei Unebenheiten über die gesamte Breite am Boden. Eine Anpassung an die Geländekontur erfolgt beim SSV außerdem mittels der vertikal beweglichen Außenarme des Gestänges.
Konstruktion aus einem Guss
Konstruktiv aufeinander abgestimmt sind demgegenüber die Güllefässer und der Schleppschuh-Verteiler VarioFlex des österreichischen Herstellers Vakutec. Allerdings verdeutlicht der hoch angebrachte Verteilkopf, dass die Entwickler gleichwohl einen Einsatz in bergigem Gelände im Blick hatten. Dafür spricht auch der integrierte Hangausgeich, der Schwankungen des Fasses und des Verteilergestänges nivelliert und für einen konstanten Schardruck von 5 bis 8 kg über die gesamte Breite sorgt.
Beim Feldtag zeigte Vakutec das Tandem-Vakuumfass VA10500 T. Es kann 10 m³ Gülle aufnehmen. An dem dahinter angebrachten 9 m breiten VarioFlex-Verteiler 9/36 befinden sich 36 Schleppschuhe im Abstand von 25 cm. Bei Anbringung von Doppelschuhen (Duplo-Düsen) verringert sich der Strichabstand auf 12,5 cm. Die damit einhergehende Halbierung der Güllekonzentration pro Ablauf reduziert die Gefahr von Futterverschmutzung.
Ohne Verteiler und Schläuche
Ganz ohne rotierenden Verteilkopf und Ablaufschläuche kommt der Schleppfix aus, den die in der Schweiz angesiedelte Brunner Spezialwerkstatt AG anbietet. Funktionsweise und Aufbau sind simpel. Die Gülle fließt zunächst durch auswechselbare Einlassdüsen in zwei (bei der 11,2 m-Ausführung drei) halbrunde Kästen mit Verteilteller. Eine Auswahl unterschiedlicher Düsendurchmesser ermöglicht die Anpassung der Ausbringmenge unter Beachtung von Art und Viskosität des Wirtschaftsdüngers. Leitbleche bewirken eine Zwangsführung des Stoffstroms zu kleinen auf Kufen über den Boden laufenden Verteilschuhen, den sogenannten Schardreiecken. Aus den einzeln an Federn aufgehängten Schuhen läuft die Gülle wie bei einer überlaufenden Wanne ab. Die gleichmäßige Verteilung über die gesamte Arbeitsbreite des pendelnd gelagerten Gestänges ist nach Herstellerangaben bis zu einer Hanglage von 20 % gewährleistet. "Verstopfungen lassen sich in aller Regel durch das Öffnen der Verteilerkästen beseitigen", versichert der für den Vertrieb in Deutschland zuständige Händler Jens Güldner (Güldner Landtechnik GmbH & Co. KG, Hessen). Er stellte auf dem Feldtag den SFA 9 vor. Das Gerät hat eine Arbeitsbreite von 9 m. Statt der einfachen Schardreiecke waren an den 30 Abgängen Doppelschuhe (DuoFix) montiert. Dadurch verringert sich der Abstand der Güllebänder von 30 auf 15 cm. Nach Aussage von Güldner lässt sich der etwa 800 kg schwere Schleppfix an jedes Fass mittels Gerätedreieck anbauen.
Sonderbreite für den Maschinenring
Ein echtes Leichtgewicht für die eigenmechanisierte Gülleausbringung, die viele Betriebe weiterhin anstreben, ist der Schleppschlauchverteiler von Agrar Landtechnik. Das gesamte Gerät einschließlich Verteiltechnik von Vogelsang wiegt gerade mal 600 kg, sodass auch bei entleertem Fass keine negative Stützlast entsteht. Die Firma Eidam baut die preiswerte Nachrüstlösung in Kooperation mit Agrar Landtechnik in größeren Stückzahlen für den Schweizer Markt in Arbeitsbreiten von 5 bis 9 m. Hiesige Landwirte können den Schleppschlauchverteiler auch direkt bei Eidam kaufen. Speziell für die Vermietung an die Mitglieder des Maschinen- und Betriebshilfering (MBR) Westerzgebirge e. V. fertigte das Lößnitzer Landtechnikunternehmen beispielsweise eine 8 m-Variante, die beim Feldtag im Einsatz war. Im Bedarfsfall lässt sich das Anbaugerät durch das beidseitige Herausschieben von Segmenten auf eine Arbeitsbreite von 9 m erweitern.
"Das Fass ist in unserer viehreichen Region sehr gut ausgelastet", sagt Maschinenring-Geschäftsführerin Marion Kümmeritz. Für die Arbeitsbreite von 8 m habe man sich entschieden, um die Düngung sowohl auf Grünland als auch auf Ackerflächen zu ermöglichen. "Auf dem Acker wirtschaften die meisten unserer Mitglieder mit einem 24-Meter- Anbausystem. Da passt dann der Gülleverteiler genau drei mal rein", so Kümmeritz. Wer seine Technik auf 18 m ausgelegt hat, könne das Fass mit dem dann auf 9 m verbreiterten Schleppschlauchgestänge aber ebenfalls nutzen.
Verschlauchung für kleine Flächen
Der wichtigste Vorteil der Gülleverschlauchung ist die hohe Applikationsmenge bei geringst möglicher Bodenbelastung. Mit dem Schweizer Mini-Verschlauchungssystem von Hadorn Hofdünger-Technik AG sollen davon nun auch Betriebe mit kleinen oder schwer zugänglichen Grünlandarealen bzw. mit Weideflächen an Hanglagen bei überschaubaren Kosten profitieren können. So funktioniert es: Zunächst wird mit der Schlauchhaspel RollPRO im Frontbereich des Traktors der Schlauch beim Rückwärtsfahren in einer Schleife auf der Fläche ausgelegt. Die bis zu 1.000 m langen Schläuche gibt es in verschiedenen Durchmessern. Sie bestehen aus einem speziellen Kautschukgemisch, widerstehen hohen Zugkräften und können überfahren werden. Dennoch muss die Ablage, wie bei allen Verschlauchungssystemen, wohlüberlegt erfolgen. Nach dem Ankuppeln des Schlauches an den drehbaren Rohrstutzen im unteren Bereich des Schleppschlauchgestänges Spider Compact am Traktorheck sowie an eine Pumpe, die den Wirtschaftsdünger aus einem Container bzw. dem Güllefass am Feldrand oder direkt aus dem Lager saugt und weiter befördert, kann die Applikation starten.
Spezialgerät fürs Versuchswesen
Außer Konkurrenz lief beim Feldtag das von der Firma Eidam entwickelte innoMADE-Spezialschlitzgerät für hochpräzise Applikationen. Es ermöglicht die punktgenaue Ausbringung von Gülle und Gärresten in Abgabemengen zwischen 5 und 70 m³/ha mit oder ohne Beimischung von Zuschlagstoffen, die über den Umlauf zwischen dem Minigüllefass im Frontbereich und dem Verteilkopf im Heck dosiert zugegeben werden können. Ebenso ist die Schlitzbreite der 12 einzeln nach oben ausschwenkbaren Schlitzaggregate einstellbar. Der Injektor mit einer Arbeitsbreite von 3 m ist seit Herbst 2022 im Bereich Versuchswesen des LfULG im Einsatz, etwa für Untersuchungen bei denen dem flüssigen Wirtschaftsdünger Biokohlenstaub oder Grassamen als Untersaat zugemischt wurde. "Landwirte können die Testergebnisse beispielsweise über das ISIP-Portal (Informationssystem für die integrierte Pflanzenproduktion d. Red.) abfragen oder uns auch gern zu Versuchsanordnungen anregen", sagt Robert Hänsgen, Leiter der LfULG-Versuchsstation Nossen.
Autor: Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph
Biologisch abbaubare Einmal-Sensoren
Am Rande des Feldtages zur Grünlanddüngung informierte Steffen Schmieder, Geschäftsführer der Hansenhof electronic GmbH über die Entwicklung von preisgünstigen, biologisch abbaubaren Stickstoff- und Feuchtesensoren im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes PLANtAR (www.plantar-project.eu). Die papierbasierten Messfühler vernetzen sich nach dem Einbringen in den Boden automatisch per Funk untereinander und mit einem Gateway am Feldrand, das die gesammelten Daten an den Hofrechner weiterleitet. Als Anwendungsmöglichkeit für solche Einmalsensoren nennt Schmieder die teilflächengenaue Kontrolle des Stickstoffverlaufs im Boden beim Braugersteanbau, um durch entsprechend gezielte Applikationen eine höhere Qualität zu erzielen.
Wolfgang Rudolph
Neue Technik für die Düngegemeinschaft
In die nächste Saison startet die Düngegemeinschaft Tittmoning GbR mit einem nagelneuen 15.000-Liter-Fass von Zunhammer und zwei modernen Schleppschuhverteilern von Bomech. Die für Januar avisierte Gülletechnik ergänzt den jetzigen Bestand von 16 Fässern mit Fassungsvermögen zwischen 8.000 und 14.000 Litern und ist zugleich Ersatz für die bislang verwendeten, jedoch ab 2025 gemäß Düngeverordnung (DüV) nicht mehr erlaubten sechs Breitverteiler sowie die geplante Ausmusterung von fünf Fässern. "Für die künftig auf allen Flächen einschließlich Grünland vorgeschriebene bodennahe, streifenförmige Ausbringung von Gülle und Gärsubstrat stehen unseren Mitgliedern ab nächstem Jahr somit 12 Solofässer mit 12 bzw. 15 m breiten Schleppschuhverteilern zur Verfügung. Das deckt den Bedarf", schätzt Vorstand Rupert Brandmayer ein. Die 1997 innerhalb des Maschinen- und Betriebshilfsrings Laufen e.V. im Landkreis Berchtesgadener Land gegründete Düngegemeinschaft Tittmoning hat 110 Mitglieder, die die Technik zur Applikation von Flüssigdünger auf Flächen von insgesamt knapp 4.500 ha einsetzen. Die Koordinierung der Nutzungszeiten erfolgt über einen Kalender im Internet.
Das innoMADE-Spezialschlitzgerät mit Minifass ermöglicht im landwirtschaftlichen Versuchswesen die punktgenaue Ausbringung von Gülle und Gärresten. Bild: Rudolph
An den 30 Abgängen des Schleppfix SFA 9 mit 9 m Arbeitsbreite waren bei der Vorführung die für die Grünlanddüngung vorteilhaften Doppelschuhe (DuoFix) montiert. Bild: Rudolph
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