Schneller, präziser, flexibler: Traubenvollernter sind wegen ihrer Vorteile bei Winzern und Lohnunternehmern beliebt. Doch lohnt sich die Anschaffung auch für die Maschinenringe in Deutschland? Wir haben mit zwei Praktikern über ihre Erfahrungen gesprochen.
Am Bodensee hat der Maschinenring Linzgau nun auch einen Traubenvollernter in Betrieb.
Winzer und Lohnunternehmer Rainer Weil aus Rheinland-Pfalz setzt seit über 30 Jahren auf Traubenvollernter. Davor ernteten er und die Arbeiter die Trauben von Hand. “Früher haben wir mit einigen Männern schätzungsweise acht Stunden für einen Hektar gebraucht. Mit dem Vollernter geht das viel schneller”, sagt Weil, der auch Vorstand im Maschinenring Vorderpfalz ist. Mit dem Vollernter brauche er etwa 100 Minuten für einen Hektar. Sein Lohnunternehmen hat fünf Maschinen angeschafft, pro Jahr sind sie jeweils rund 300 Stunden im Einsatz und ernten 120 Hektar.
“Mit dem Vollernter geht es wesentlich schneller und viel gezielter. Außerdem kann man damit kurzfristig auf das Wetter reagieren”, sagt Weil. Der Vollernter könne auch gegen den Arbeitskräftemangel helfen, der mittlerweile auch im Weinbau zugeschlagen habe. “Früher hat immer die ganze Familie mitgeholfen, da waren die Betriebe noch nicht so groß. Aber das funktioniert heute nicht mehr.” Mit den Maschinen sei die Arbeit mit viel weniger Personal zu schaffen.
Ein paar hundert Kilometer weiter südlich, am Bodensee, konnte der Maschinenring Linzgau nun auch einen Traubenvollernter testen. Im Februar haben sie eine Maschine gekauft, nachdem einige Winzer bei ihrem Ring angefragt hatten. “Dieses Jahr war es noch verhalten, wir haben 45 Hektar damit gemacht”, erzählt Lara Frirdich vom Maschinenring in Deggenhausertal. “Die Handlese ist sehr verbreitet am Bodensee.” Bislang habe es in der Region noch keine Vollernter gegeben. Ab dem kommenden Jahr soll die Hektarzahl aber deutlich zunehmen, Kellereien sollen umgebaut werden und mehr Kunden den Service des Rings nutzen.
Der Maschinenring ist mit dem Fahrzeug sehr zufrieden, erzählt Frirdich. Doch noch rechnet es sich für die Agrargemeinschaft nicht. “Bei 60 Hektar im Jahr erreichen wir den Break Even Point. Wir hätten aber gerne 80 Hektar.” Die Winzer müssten ihre Betriebe noch an den neuen Vollernter anpassen: Das heißt, von Holzpfosten auf Metallpfähle umstellen, den Reihenabstand vergrößern und das Vorgewende verbreitern.
Den Traubenvollernter im Einsatz gibt es hier
So sieht die maschinelle Weinlese am Bodensee aus.
Ist der Vollernter also auch etwas für andere Maschinenringe? “Das ist eine schwierige Frage”, sagt Frirdich, ”es kommt darauf an, wie hoch die Auslastung mit Vollerntern in einem Gebiet ist”. Am Bodensee hätten sie ein Monopol, da lohne sich das für den Maschinenring. Auch für Lohnunternehmer Rainer Weil hat sich die Anschaffung der Vollernter gelohnt. “Ab 100 Hektar im Jahr macht ein Kauf Sinn”, sagt er. “Die Maschinenpreise liegen bei 300.000 bis 350.000 Euro netto. Nach fünf bis sechs Jahren haben sich die Kosten amortisiert.” Er kann die Maschinen nur weiterempfehlen.
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