In Deutschland gibt es kaum noch unberührte Moorflächen. 71 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten pro Jahr 50.000 Hektar wieder vernässt werden. Bedeutet dass das Aus für die landwirtschaftliche Nutzung?
Interview mit Landwirt Anton Beck
Weit über 95 Prozent der Deutschen Moore sind nicht mehr in ihrem natürlichen Zustand. Sie wurden für land- und forstwirtschaftliche Nutzung und Wohnraum trockengelegt. Was damals niemals wusste: Der Mensch wird zur treibenden Kraft eines neuen Klimawandels – und Moore spielen dabei eine wichtige Rolle.
Moore bedecken nur etwa drei Prozent der Erde. Sie speichern jedoch mehr Kohlenstoff als alle Wälder auf unserem Planeten. Das machen sie nur solange, wie sie feucht sind. Trocknen die Torfschichten aus und kommen mit Sauerstoff in Kontakt, beginnt der vorher aufgehaltene Zersetzungsprozess. Allein in Deutschland gehen fünf Prozent der ausgestoßenen klimawirksamen Gase auf das Konto von trockengelegten Mooren.
Vor Jahrhunderten abgerungen
Moore werden bereits seit Jahrtausenden von Menschen genutzt. Die älteste Moorleiche Deutschlands ist etwa 2650 Jahre alt. Bereits im 13. Jahrhundert legten Mönche erste Entwässerungen an. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert wurden Moore zu Kulturlandschaften umgeformt und nutzbar gemacht. Seit den 1970er Jahren sind aufgrund der intensiven Nutzung erste Degradierungserscheinungen bekannt. Seit der Jahrtausendwende mehren sich die Stimmen, dass zwingend ein Teil der Moore wiedervernässt werden muss. Nur so kann verhindert werden, dass pro Jahr rund 44 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente aus entwässerten Torfschichten in die Atmosphäre gelangen.
Vielerorts regt sich bei denen Widerstand, denen die Flächen gehören. Kehren die Moore zurück, bedeutet das in der Regel das Aus für die bisherige landwirtschaftliche Nutzung. Landwirte im Haupt- wie im Nebenerwerb sorgen sich um die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe. Außerdem gilt: Für jede eingesparte Tonne CO2 durch Wiedervernässung auf der einen Seite werden weniger Lebensmittel auf der anderen Seite produziert.
Die neuen Moorbauern
Zumindest in der Theorie präsentieren Wissenschaftler und Praktiker Lösungsvorschläge. Sogenannte Paludikulturen sind Pflanzen, die auf dauerfeuchten Böden wachsen. Rohrglanzgras, Schilf, Rohrkolben oder Schwarzerle sind nur einige Kulturen, die erprobt werden. Die Erträge sind gut, die Wirtschaftlichkeit in der Regel nicht. Für viele Kulturen fehlen noch Abnehmer größerer Mengen. Andere Landwirte stellen auf eine moorfreundliche Weidewirtschaft um oder bauen diese aus. Die Mehrheit bleibt jedoch bei der bisherigen Bewirtschaftung. Das Spiel mit den Zahlen lässt in den meisten Fällen keinen anderen rationalen Entschluss zu.
Dabei sind viele Landwirte gar nicht gegen die teilweise Wiedervernässung der Moore. Vielmehr geht es darum, dass diese Generationenaufgabe mit ihnen gemeinsam und nicht über sie hinweg gestaltet wird.
In unserem Themenschwerpunkt haben wir das für euch vorbereitet:
- Eine 15-minütige Reportage, die ihr ab dem 25. Januar auf unserem YouTube-Kanal und Facebook-Account findet
- Eine ergänzende Podcast-Folge bei Ährensache, die ihr ab dem 29. Januar überall hören könnt
- Online-Webinare unserer Akademie, in denen schwerpunktmäßig Bodenwissen vermittelt wird
- Exklusive Einkaufsvorteile bei unserem Partner Deutsche Saatgut