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13. Januar 202313.01.23

Realistische Erwartungen

Maschinenringe Deutschland GmbH

Die meisten Landwirte können sich unter Biostimulanzien mittlerweile etwas vorstellen. Viele sind dennoch skeptisch. Woran liegt das? Zum einen denke ich, dass es auf dem Markt einige wissenschaftlich nicht fundierte Produkte gab. Da wurden Sachen als Biostimulanzien verkauft, die eigentlich keine waren. Dazu kamen ganz hohe Versprechungen, die wissenschaftlich überhaupt nicht nachgewiesen waren. Das war eher Marketing. Uns als Verband ist es daher wichtig, dass die Produkte wissenschaftlich analysiert sind und dass ihre Wirksamkeit erwiesen ist. Und was ist der andere Punkt? Biostimulanzien sind in ihrer Anwendung komplexer als andere Produktionsmittel. Es gibt ganz unterschiedliche Einflussfaktoren, die eine Rolle spielen. Das fängt bei der Substanz an: Sind es Algen, Huminsäuren, Mikroorganismen oder andere Pflanzenextrakte? In welcher Kultur setze ich es ein? Die Pflanzengenetik spielt eine Rolle, genauso der Anwendungszeitpunkt und natürlich auch die Standortbedingungen.Das sind ganz schön viele Faktoren für etwas, das kein Wundermittel ist. Was können Biostimulanzien? Biostimulanzien sind nach Definition optimale Betriebsmittel für einen nachhaltigen, effizienten Pflanzenbau. Sie können die Nährstoffeffizienz erhöhen, sie wirken unterstützend bei abiotischem Stress, wenn es also beispielsweise besonders trocken oder besonders kalt ist. Im Obst- und Gemüsebau verbessern sie die Qualitätsmerkmale, bei Zierpflanzen ebenso wie bei klassischen Ackerbaukulturen. Sie verbessern die Verfügbarkeit von Nährstoffen im Boden und in der Rhizosphäre. Zusammengefasst helfen sie, den landwirtschaftlichen Ertrag abzusichern. Sind solche Biostimulanzien denn etwas komplett Neues oder gibt es sie schon länger? Die Substanzen und ihre Wirkung sind natürlich nicht neu. Huminsäuren oder Algenpräparate werden beispielsweise schon seit längerer Zeit eingesetzt. Neu ist aber, dass Biostimulanzien mit der neuen EU-Düngeprodukte- Verordnung das erste Mal klar definiert werden. Sie bekommen dann ein CE-Kennzeichen. Dadurch werden unwirksame Produkte automatisch vom Markt gedrängt, weil sie im Gegensatz zu den zertifizierten Biostimulanzien eben keine Wirkungsnachweise erbracht haben. Was bedeutet das für Landwirte? Da sind wir wieder bei der Skepsis einiger Landwirte. Die wissen jetzt, dass nicht mehr alles als Pflanzen- Biostimulanzien verkauft werden kann, weil es ab Juli ein geschützter Begriff ist. Über diese Qualitätssicherung kann mehr Vertrauen in die Produkte und ihre Wirkung aufgebaut werden. Wo wirken solche zertifizierten Biostimulanzien denn am effektivsten? Biostimulanzien wirken dort am besten, wo aus landwirtschaftlicher Sicht die Umweltbedingungen nicht optimal sind. Ein gut untersuchtes Beispiel ist der Mais. Wird es in der Auflaufphase nochmal richtig kalt, ist das ein ernstzunehmender Stressfaktor für die Pflanzen. Mit gezielt eingesetzten Biostimulanzien kann dort der Kältestress reduziert und das Wachstum unterstützt werden. Biostimulanzien machen perfekte Bedingungen nicht noch perfekter, sie können jedoch negative Stressfaktoren ausgleichen. Nun befinden sich nicht wenige Betriebe in einer allgemeinen Stresssituation: Die Erlöse für die eigenen Produkte stagnieren oder sinken sogar, die Ausgaben für Betriebsmittel steigen. Welche Rolle können Biostimulanzien hier spielen? Biostimulanzien ersetzen weder Dünger noch Pflanzenschutz, aber sie können die Effizienz erhöhen und auch bei geringerem Nährstoffeinsatz, wie etwa in Roten Gebieten, die Qualitäten sichern helfen. Aber klar: Die Produkte haben ihren Preis und bisher liegen nur wenige Studien vor, inwieweit Landwirte mit ihnen die Ausgaben bei anderen Betriebsmitteln senken können. Deswegen haben Biostimulanzien bisher vor allem bei den hochwertigen Ackerfrüchten, wie im Gemüsebau, ihren Platz gefunden. Das dürfte viele Landwirte eher nicht überzeugen Genau das ist der Punkt: Biostimulanzien vollbringen keine Wunder. Ich wünsche mir da wirklich realistische Erwartungen. Sie werden aber ein immer wichtigerer Baustein im Ackerbau werden. Pflanzenschutz- und Düngemittel müssen reduziert werden, die großen Probleme wie Biodiversitätsverlust und Klimawandel sind noch immer ungelöst. Auf der anderen Seite reden wir aber zurecht immer davon, dass die Landwirtschaft die Menschen zuverlässig mit Lebensmitteln versorgen muss. Für diese Herausforderungen braucht es Innovationen und dafür wiederum braucht es die Industrie. Helfen Biostimulanzien eher Landwirten in hochentwickelten Industrienationen wie hier in Europa oder können sie auch dort helfen, wo Menschen wirklich hungern? Biostimulanzien können schon jetzt weltweit eingesetzt werden. Wie bereits erwähnt, helfen sie dort am besten, wo die Bedingungen eben nicht optimal sind. Und das ist eben eine Folge des Klimawandels: Die Bedingungen werden sich vielerorts verschlechtern. Genau deshalb intensivieren viele unserer Mitgliedsfirmen ihre Forschungen, wollen Lösungen entwickeln und in den Markt einsteigen. Was wünschen Sie sich von unseren Landwirten, wenn es um Biostimulanzien geht? Auch da wiederhole ich mich gerne: Ich wünsche mir realistische Erwartungen auf der einen Seite und Offenheit auf der anderen. Biostimulanzien werden Pflanzenschutz und Düngemaßnahmen nicht ersetzen. Sie werden jedoch ein wichtiger Teil des landwirtschaftlichen Handwerkszeugs werden. Wir erleben gerade, wie von heute auf morgen durch einen Krieg in Europa die Versorgung mit Lebensmitteln wankt. Biostimulanzien können Erträge sichern und Ernteausfälle durch Wetterextreme minimieren. Wie unfassbar wichtig das ist, müssen wir leider gerade alle erleben.

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