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31. Juli 202431.07.24

Zeitplan als Schlüssel

Maschinenringe Deutschland GmbH

Erfolgreiche Hofübergabe in Kiel: Offene Gespräche und lange Vorlaufzeit hielten die Familie als Team immer zusammen. Hofübergaben müssen gut geplant und fair geregelt werden. Nur so lässt sich Streit vermeiden. Das zeigt die erfolgreiche Nachfolge des Milchbauers Georg Schumacher aus Kiel, Mitglied beim Maschinenring Mittelholstein.

Streit in der Familie. Davor hatte Georg Schumachers Mutter die größte Angst. Der heute 29-Jährige sollte den elterlichen Milchviehbetrieb im Kieler Ortsteil Schilksee übernehmen – ohne sich mit seinen beiden Schwestern zu zerstreiten. Der Hof liegt direkt an der Ostsee. „Die Lage ist optimal“, sagt Georg Schumacher.

Bei der Hofübergabe stand viel auf dem Spiel

300 Milchkühe, 450 Hektar Land, neun Mitarbeiter und wertvolle Immobilien. Doch vor zwei Jahren gelang es den Schumachers, die Nachfolge für alle Beteiligten fair zu regeln – mit offenen Gesprächen und einer langen Vorlaufzeit.

Die extensive Landwirtschaft hat bei den Schumachers einen hohen Stellenwert

So wird hier das Saatgut im Direktsaatverfahren schonend in den Boden eingearbeitet. Vater und Sohn sind sich in den meisten Entscheidungen einig, auch was die zukünftige Ausrichtung des Hofs betrifft. „Für uns ist der Betrieb etwas zwischen Massentierhaltung und schonender Tierhaltung. Schon jetzt können wir Milch der Tierwohlstufe drei liefern“, sagt Georg Schumacher. Er plant nun auch den Bau eines neuen Roboterstalls. Schuhmacher führt den Betrieb in vierter Generation. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Landwirt und arbeitete anschließend ein Jahr auf einem Betrieb in Australien. Zurück in Deutschland besuchte er die Meisterschule und stieg dann als Vollzeitkraft in den elterlichen Betrieb ein. Als er Mitte 20 war, beschäftigte sich die fünfköpfige Familie mit der Hofnachfolge. „Mein Vater wollte weniger Verantwortung. Und ich war bereit, den Hof zu übernehmen“, erzählt er. Der Sohn sollte künftig für die Landwirtschaft verantwortlich sein, damit waren auch seine zwei Schwestern einverstanden.

Man setzte sich zusammen und vereinbarte einen Termin für die spätere Betriebsübergabe.

„Wir haben uns dafür zwei Jahre gegeben. Die Zeit war auch nötig“, sagt Schumacher. Etwa zehnmal haben sich alle Familienmitglieder bei einem Steuerberater getroffen. „Es war uns immer wichtig, dass alle dabei sind und wir offen über die nächsten Schritte sprechen können. So sollte sich niemand ausgeschlossen fühlen.“ Für seine beiden Schwestern sei eine gerechte Abfindung vereinbart worden, sagt Schumacher. „Sie wurden ganz offen gefragt, ob die Abfindung auch genug für sie ist. Damit der Frieden gewahrt bleibt.“ Gemeinsam mit dem Steuerberater wurde auch die Hofübergabevereinbarung erarbeitet. Sie ist das zentrale Dokument einer Übergabe. Wie hoch ist die Abfindung für die Schwestern? Was passiert im Todesfall? Welche Rolle spielen die Ehepartner der Übernehmer und weichenden Erben? Alles sei im Hofübergabevertrag geregelt, sagt Schumacher.
Darin wurde auch eine Sicherungsvereinbarung hinterlegt. Diese verhindert, dass der Nachfolger landwirtschaftliche Flächen oder Gebäude verkauft. „In den nächsten 20 Jahren darf nur etwas verkauft werden, wenn das Geld wieder in den Betrieb reinvestiert wird“, berichtet Schumacher. Mit den Eltern wurde ein Übergabevertrag geschlossen, der die Rechte und Pflichten von Senior und Junior regelt. Darin wurde auch das Altenteil vereinbart, also die Regelung der Altersversorgung der abgebenden Eltern. Diese erhalten eine Barrente: Georg Schumacher verpflichtet sich, monatlich einen bestimmten Betrag an seine Eltern zu zahlen.

Die Höhe der Geldrente wird zwischen den Parteien vereinbart, sagt Stephan Palkowitsch vom Maschinenring Oberland in Bayern. „Die Höhe richtet sich nach dem Bedarf der Altenteiler: Wie viel Rente können sie erwarten? Wie hoch sind ihre Ausgaben? Wie ist ihr Lebensstil? Es ist also sehr individuell, wie viel der Hofübernehmer leisten muss“, sagt der Maschinenring-Vorsitzende. „Voraussetzung ist, dass sich der Betrieb die gewünschte Versorgung der Altenteiler auch leisten kann.“

Palkowitsch hat schon viele Hofübergaben begleitet. Als Erstes fragt er die betroffenen Familien, ob sie schon einmal über die Hofübergabe gesprochen haben. Gibt es schon Vorstellungen? „Oft ist nicht klar, was die Altenteiler überhaupt übergeben wollen. Und viele wissen nicht, wie sie sich ihr Leben nach der Übergabe vorstellen. Mit diesen Fragen wollen sie sich nicht beschäftigen, weil es ihnen oft unangenehm ist“, sagt der Maschinenring-Experte.

Jeder, der an einer Hofübergabe beteiligt ist, müsse sich trauen, offen über seine Vorstellungen zu sprechen. „Viele lassen sich auf Dinge ein, die sie eigentlich gar nicht wollen.“

Bei den Schumachers in Kiel aber war die Hofübergabe erfolgreich. Seit 2022 leitet Georg den Milchviehbetrieb. „Es ist alles sehr reibungslos abgelaufen – schließlich sind wir alle vom Hof“, sagt er. Das Wichtigste bei der Hofübergabe sei es gewesen, einen Zeitplan aufzustellen, meint Schumacher. „Man muss sich einen genauen Plan machen, sonst schiebt man die Übergabe immer weiter hinaus.“ Und die Termine mit dem Steuerberater sollten auf keinen Fall auf dem eigenen Hof stattfinden, sonst komme immer wieder Arbeit dazwischen.

Sein Vater arbeitet jetzt als Vollzeitkraft mit – und auch seine Schwester ist auf dem Hof angestellt. Der Wunsch besonders der Mutter hat sich also erfüllt: kein Streit in der Familie.

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