Wer zusätzlich zum landwirtschaftlichen Betrieb Geld verdienen möchte, der hat in vielen Regionen eine bunte Palette an Möglichkeiten: Vom klassischen Winterdienst als Selbstständiger mit eigener Technik über Dienstleistungen in der Grünflächen- oder Baumpflege bis hin zur Festanstellung beim Maschinenring.
„Ich habe mit über 50 Jahren beim Maschinenring angefangen. Die Entscheidung habe ich nie bereut“, sagt Christina Schwinger. Foto: Waas/BMR
"Wenn ich draußen unterwegs bin, bin ich mein eigener Chef“, das ist für die Gärtnermeisterin Christina Schwinger ein gutes Gefühl. Sie ist zu jeder Jahreszeit für den Maschinenring Neuburg-Schrobenhausen im Einsatz: Im Sommer pflegt sie Grünflächen, schneidet professionell Hecken und Sträucher zu und übernimmt auch die Neuanpflanzung von Gärten. Im Winter betreut sie einige Objekte im Winterdienst, arbeitet in der kalten Jahreszeit aber deutlich weniger Stunden. Ihre Fachkompetenz kann sie optimal im Sommer einbringen – „da habe ich freie Hand, wann und wie ich meine Arbeit einteile. Das Ergebnis muss stimmen. Das gefällt mir gut“ meint die 59-Jährige, die in Vollzeit bei der Dopas GmbH, der gewerblichen Tochter des Maschinenrings Neuburg-Schrobenhausen, angestellt ist.
Voll einsteigen
Für Markus Leisgang, den Bereichsleiter der Abteilung DienstleistungsProfi bei der deutschlandweit aktiven Maschinenringe Deutschland GmbH, werden professionelle Mitarbeiter wie Christina Schwinger immer wichtiger. Er sieht den Trend, dass immer mehr Maschinenring-Mitglieder voll in Serviceaufgaben wie Winterdienst und Grünflächenpflege einsteigen und sich mit einem eigenen Gewerbe selbstständig machen. „Es ist ein lukratives Geschäftsfeld, die Arbeit geht nicht aus. Man muss es realistisch sehen: Die Aufträge werden mehr und umfangreicher. Es gibt nicht mehr genug Landwirte, die neben ihrem Betrieb umfangreiche Zusatzjobs übernehmen können. Schließlich werden die Betriebe insgesamt weniger und gleichzeitig größer“, so Leisgang. Deshalb seien Festanstellungen wie die von Christine Schwinger direkt beim Maschinenring oder die Zusammenarbeit mit Subunternehmern – vielfach Lohnunternehmen, die ihre Mitarbeiter so auch im Winter mit Arbeit versorgen können – inzwischen enorm wichtig geworden. Man freue sich weiterhin über jeden Betrieb, der durch das Standbein Zuerwerb stabilisiert werden kann, um den Strukturwandel zumindest ein Stück weit zu bremsen. Gleichzeitig sei eine Spezialisierung auf landwirtschaftsnahe Dienstleistungen auch eine Chance für all diejenigen, die keinen eigenen Hof führen und trotzdem im Agrarbereich bleiben oder neu einsteigen wollen.
Mehr Fläche pro Auftrag
Eine auffällige Entwicklung der letzten Jahre liegt darin, dass die Aufträge immer umfangreicher werden. Zumindest bei der Maschinenringe Deutschland GmbH, die sich auf Großkunden spezialisiert hat, hat die Objektgröße im Winterdienst seit 2017 um rund 20 Prozent zugenommen. Die Zahl der Maschinenring-Mitglieder, die hier tätig sind, ist mit 1.700 stabil geblieben. Dazu kommen 400 Nachunternehmer. Insgesamt wird von jedem Einzelnen immer mehr Fläche geräumt und gestreut. Das geht deutlich besser, wenn große Technik genutzt werden kann. Obwohl die Winter schneeärmer werden, bleibt das Auszahlungsvolumen auf einem hohen Niveau von zuletzt mehr als zwölf Millionen Euro pro Jahr. Es wird weniger Schnee geräumt, dafür aber mehr prophylaktisch gestreut. Dazu kommen immer mehr Aufträge mit einer guten Vorhaltepauschale, die auch ganz ohne Einsätze fällig wird. „Wir haben uns den Ruf erarbeitet, dass wir sehr zuverlässig und professionell unterwegs sind. Das wird honoriert. Wer als Auftragnehmer ernsthaft beim Winterdienst zusammen mit dem Maschinenring einsteigt, kann hier auch in den kommenden Jahren gutes Geld verdienen“, davon ist Markus Leisgang überzeugt.
Jede Region hat ihre spezielle Ausprägung – und damit unterscheiden sich auch die Angebote, die den Landwirten in Sachen Zuverdienst offenstehen. Das Maschinenring Magazin hat deshalb drei Ringe nach der aktuellen Entwicklung gefragt. Eines wurde dabei schnell deutlich: An Möglichkeiten, zusätzlich zum Betrieb oder auch mit einem eigenen Subunternehmen gutes Geld zu verdienen, mangelt es nicht. Und überall gehen die Maschinenring-Mitarbeiter von weiterhin steigender Nachfrage aus.
Partner der Lohnunternehmer
Im Süden des Gebiets des Betriebshilfsrings und Maschinenrings Ennepe-Ruhr-Märkischer Kreis herrscht Milchviehhaltung vor. Im Norden Ackerbau, zum Teil mit Schweinehaltung. Zuerwerbsmöglichkeiten sind vor allem Winterdienst und Vegetationspflege. Dazu kommen Sonderaufträge wie Rangierarbeiten oder Unterstützung bei der Bewässerung. "90 Prozent unserer Auftragnehmer sind Lohnunternehmer und Garten- und Landschaftsbauer. Das läuft grundsätzlich sehr gut.", berichtet Karsten Urspruch. "Für viele unserer landwirtschaftlichen Mitglieder ist ein Zuerwerb im Winterdienst schlecht möglich, da sie bei Herdengrößen im Milchviehbereich zwischen 80 und 400 Kühen arbeitsmäßig zu den Einsatzzeiten im Stall gebunden sind. Dennoch sind die Bedingungen inzwischen lukrativ. Wir betreuen im Winterdienst 90 Objekte und zahlen dafür an die einzelnen Auftragnehmer bis zu 25.000 Euro aus.“
Die Logistik-Profis
Im Gebiet des Maschinenrings Haldesleben, nördlich von Magdeburg, überwiegt der Ackerbau – in für deutsche Verhältnisse sehr großen Dimensionen. „Unsere Mitgliedsbetriebe haben häufig eigene Agrotrucks oder LKW, die sie nicht ganzjährig auslasten können", sagt Tim Haase. Wir unterstützen sie, indem wir Auftraggeber wie Getreidehändler, Biogasanlagen oder Zuckerfabriken und landwirtschaftliche Betriebe zusammenbringen. Das läuft bei uns im großen Stil: Der Umsatz liegt bei vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr. Die Betriebe können damit ihre Mitarbeiter ganzjährig mit Arbeit versorgen. Aktuell sind mehrere LKW im Einsatz, um Raps aus der Ukraine vom Bahnhof in Magdeburg abzuholen und zur Ölmühle zu fahren. In der Spitze koordinieren wir bis zu 35 LKW gleichzeitig. Die Löhne dafür steigen, weil es zu wenig Auftragnehmer gibt. Da ist für unsere Mitglieder noch Potenzial.“
Die Allrounder
Das Gebiet des Maschinenrings Rems-Murr-Neckar-Ems bietet nahezu alle Betriebsausrichtungen: Forst- und Milchwirtschaft/Rinderhaltung, Weinbau, Streu- und Intensivobst, Ackerbau undSonderkulturanbau. Die Vermittlung von Zuerwerbsaufträgen gehört seit Jahren zu den wichtigsten Dienstleistungen für die Mitglieder", erklärt Stefan Zoller. "Das Volumen der Aufträge nimmt dabei stetig zu, sodass neben den Landwirten auch Garten- und Landschaftsbauer als Auftragnehmer einsteigen. „Unsere Mitgliedsbetriebe haben häufig eigene Agrotrucks oder LKW, die sie nicht ganzjährig auslasten können. Wir unterstützen sie, indem wir Auftraggeber wie Getreidehändler, Biogasanlagen oder Zuckerfabriken und landwirtschaftliche Betriebe zusammenbringen. Das läuft bei uns im großen Stil: Der Umsatz liegt bei vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr. Die Betriebe können damit ihre Mitarbeiter ganzjährig mit Arbeit versorgen. Aktuell sind mehrere LKW im Einsatz, um Raps aus der Ukraine vom Bahnhof in Magdeburg abzuholen und zur Ölmühle zu fahren. In der Spitze koordinieren wir bis zu 35 LKW gleichzeitig. Die Löhne dafür steigen, weil es zu wenig Auftragnehmer gibt. Da ist für unsere Mitglieder noch Potenzial.“