Im MR Jura e.V. arbeiten 27 Landwirte eng zusammen, um ihre Grünland-Bestände optimal zu pflegen: Als „Wiesennachsägemeinschaft Jura“ haben sie gemeinsam in schlagkräftige Technik investiert.

Unter Federführung des Maschinenrings und einiger Landwirte fanden 27 interessierte Betriebe zusammen. Sie investierten in eine Kombination aus Exaktstriegel mit vorgebauten Planierpaddeln, aufgebauten Pneumatikstreuer für Feinsämereien und einer gezogenen schweren Prismenwalze. „Hinsichtlich der Technik waren wir uns schnell einig. Diskutiert wurde anfangs noch über die Arbeitsbreite – ob drei oder sechs Meter. Heute sind wir froh, uns für eine höhere Flächenleistung entschieden zu haben“, hebt Anton Reisinger, Landwirt aus Hohenfels und Vorstand der Gemeinschaft, hervor.

Gekoppelt abhängbar
Für eine Gemeinschaftsmaschine sei eine einfache Bedienung wichtig. Außerdem müsse sie robust und wartungsarm sein. Gefallen hat den Praktikern, dass sich die Striegel-Walzen-Kombination auch im gekoppelten Zustand abhängen lässt. Walze und Striegel können zudem unabhängig voneinander genutzt werden. Den Zugkraftbedarf geben die Verantwortlichen mit mindestens 120 PS an. Schließlich habe die Gerätschaft selbst keine Druckluftbremse, müsse aber dennoch sicher auf den Hanglagen des Juras gefahren werden.

„Die sechs Meter Arbeitsbreite waren genau die richtige Entscheidung."


Anton Reisinger

WhatsApp hilft

Untergestellt ist die Technik bei Johann Schuderer aus Hamberg. „Wir hatten zunächst einen anderen Standort, der allerdings nicht so zentral lag. Deshalb mussten wir umdisponieren“, erklärt Franz Prock vom Maschinenring Jura e.V. Das gefällt besonders den Mitgliedern, die zuvor fast 35 Kilometer zur Abholung fahren mussten. Jetzt beträgt der Einsatzradius rund um die Station maximal 20 Kilometer. Koordiniert werden die Einsätze über den Maschinenring. „Wir wollen, dass so wenig Fahrtstrecken wie nötig anfallen. Deshalb informieren wir die Mitglieder, wann die Maschine in welchem Gebiet ist“, bemerkt Franz Prock. Über WhatsApp oder das Online-Portal können sie den geplanten Einsatzort einsehen und sich entsprechend bei der MR-Geschäftsstelle melden.

Auch die Abrechnung erfolgt über den Maschinenring. Dabei gibt es in der Gemeinschaft die Besonderheit, dass bereits zu Jahresanfang die Nutzungsgebühr für die gezeichnete Fläche eingezogen wird. Da bei ungünstiger Witterung oder guten Grünland-Beständen nicht immer die vorgesehenen Flächen bearbeitet werden, kann das bereits einbezahlte Guthaben auf das nächste Jahr übertragen werden. Der Preis für das Nachsaat- Gerät inklusive Walze für die vorgezeichnete Hektarfläche wird von der Gesellschafterversammlung jährlich neu festgelegt. Derzeit sind es 25 €/ha. Für die Finanzierung hatte zudem jeder Gesellschafter eine zinslose Einlage in Höhe von 400 Euro geleistet.

Nur für Mitglieder

„Insgesamt wollen wir alles ganz einfach halten. Dazu passt, dass wir uns als Bruchteilsgemeinschaft und nicht als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gründeten“, erläutert Anton Reisinger. Dies mache bei einfachen Maschinen mit einem relativ niedrigen Anschaffungswert durchaus Sinn, habe man doch deutlich weniger Papierkram zu erledigen. Ungünstig für den überbetrieblichen Einsatz ist allerdings, dass die Gerätschaft ausschließlich im engen Mitgliederkreis eingesetzt werden darf. „Interessierte können sich an die Teilhaber wenden und sich von ihnen bedienen lassen. Will man die Maschine dauerhaft nutzen, muss man unserer Wiesennachsägemeinschaft Jura beitreten. Wir sind hier für jeden offen“, so der Vorstand.

„Diese Technik ist nur gemeinschaftlich sinnvoll auszulasten."


Frank Prock

Winterschäden beheben

Angeschafft wurde die Technik vor allem für die Grünlandpflege. Und tatsächlich wartet Johann Schuderer schon darauf, im Frühjahr die ersten Winterschäden damit beheben zu können. „Da geht es darum, Maulwurfshaufen einzuebnen und einem lückigen Bestand in Übersaat mit 5 bis 10 kg/ha frischem Saatgut etwas unter die Arme zu greifen“, beschreibt der 62-Jährige.

Für die Bekämpfung der Gemeinen Rispe allerdings, so Michael Beimler vom Erzeugerring, seien der Vegetationsbeginn oder nach dem ersten Schnitt die falschen Zeitpunkte. Hier empfiehlt der Berater für die Oberpfalz eher die Monate August bis September, wenn die Gemeine Rispe in ihrer Widerstandskraft nachlässt. „Dann müssen große Anteile herausgestriegelt werden. Bei starker Verunkrautung sind bis zu sechs Überfahrten mit einem aggressiven Striegel und Abtransport des Materials erforderlich. Danach schaut die Fläche zwar richtig mitgenommen aus, aber genau diese offenen Stellen braucht man für die Nachsaat“, verdeutlicht er.

Überhaupt mache eine Nachsaat nur dann Sinn, wenn genügend große Lücken vorhanden sind. „Die Größe einer Hand entspricht auf einer Fläche von 40 x 40 Zentimetern einer Bestandslücke von ca. 15 Prozent. Damit kann man die Zusammensetzung der Grasnarbe gut abschätzen“, weiß Anton Reisinger. Er hat sich diese Faustformel des Aulendorfer Lückendetektors gut gemerkt und wendet sie in der Praxis an. Schließlich müsse man vor jeder Maßnahme den Bestand genau beurteilen. Mit dem neuen Gerät ist eine Über- und Nachsaat zwar einfacher als früher, Wunder dürfe man sich dennoch nicht erwarten. Eine entscheidende Rolle für den Erfolg spiele nach wie vor die Witterung. Nicht zu vergessen sind darüber hinaus eine angepasste Düngung, die richtige Schnitthöhen und passendes Saatgut.

„Das Arbeiten macht mit Top-Technik einfach mehr Spaß."


Johann Schuderer

Breites Einsatzspektrum

„Als biologisch wirtschaftender Betrieb verwende ich die Kombination auch für Untersaaten und den Zwischenfruchtanbau“, schildert Anton Reisinger. Beide Verfahren spielen im Ökolandbau eine große Rolle. Johann Schuderer nutzt die Maschine darüber hinaus im Ackerfutterbau für die Aussaat von Kleegras. Das Einsatzspektrum ist also groß und so erwarten die Mitglieder eine stetig wachsende Auslastung. Im letzten Jahr waren es bereits knapp 250 ha.