Mit mehr als 300.000 Instagram-Followern ist Marie Hoffmann eine der bekanntesten deutschen Agrar-Influencerinnen. Die Mitt-Zwanzigerin aus dem 500-Einwohner-Ort Schoneberg im Lippetal schreibt gerade ihre Masterarbeit in Agrarwissenschaften, arbeitet als Fahrerin beim Lohnunternehmen von Andreas Pohlmann und erklärt im Gespräch mit unserem Magazin, warum die schonende Bearbeitung der Böden für sie so große Bedeutung hat.
Marie, was fasziniert Dich an der Landwirtschaft?
Die Landwirtschaft ist der allerwichtigste Beruf überhaupt, denn er schafft die Basis unseres täglichen Lebens; schließlich konsumieren wir alle Tag für Tag die Lebensmittel, die Landwirte und Landwirtinnen für uns produzieren. Außerdemi st es schön, mit und in der Natur zu arbeiten und Verantwortung für unsere Ökosysteme und Umwelt zu übernehmen. Wir bekommen so viel von der Natur, da ist es wichtig, ihr auch etwas zurückzugeben, zum Beispiel in Form von Zwischenfrüchten und Blühstreifen.
Wie kamst Du dazu, Agrarwissenschaften zu studieren?
Zu meinem Studium habe ich mich entschieden, weil Agrarwirtschaft eine komplexe Wissenschaft ist, die viele Teilbereiche vereint: Ökologie, Biologie, Chemie, Betriebswirtschaftslehre, Veterinärmedizin, Landtechnik, alles mit drin.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen?
Aktuell sind das die enorm gestiegenen Betriebsmittelkosten, die kaum durch die Einnahmen gedeckt werden können. Gepaart mit immer höheren, teils sinnfreien, gesetzlichen Regularien, kaum Planungssicherheit – gerade für unsere Tierhalter – sind einige dazu gezwungen, den Betrieb aufzugeben. Wir beobachten gerade ein regelrechtes Höfesterben mit wenig Aussicht auf Besserung. Besonders den Tierhalten werden hier immer mehr Steine in den Weg gelegt, sodass eine Wettbewerbsfähigkeit auf dem europäischen Binnenmarkt bei einigen Produkten kaum mehr gegeben ist. Hinzu kommt der Druck aus der breiten Bevölkerung, welche sich immer mehr vom Ursprung unserer Lebensmittel entfernt. Durch falsche Informationen, auch von öffentlich-rechtlichen Sendern, und einer Überrepräsentation von wenigen schwarzen Schafen entsteht ein völlig verzerrtes Bild unserer modernen und fortschrittlichen Landwirtschaft.
Und wenn DuDeinen Blick von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen weglenken, wo drückt die Landwirte dann noch der Schuh?
Eine weitere große Herausforderung, vor der wir stehen, ist der Klimawandel. Zunehmende Extremwetterereignisse, wie Starkniederschläge und andauernde Dürreperioden im Frühjahr und Sommer sorgen teilweise für große Ernteausfälle. Wir müssen uns jetzt schon ackerbaulich anpassen, sodass wir zum Beispiel mit wenig Bodenbearbeitung und einer dauerhaften Bedeckung des Bodens durch Zwischenfrüchte und Abwechslung von Winterungen und Sommerungen Erosionsschutz schaffen und das Keimwasser und Nährstoffe im Boden für die Folgekultur halten können.
Ist Dir das Thema Bodendruck deshalb so wichtig?
Durch zu hohen Bodendruck entstehen Schadverdichtungen, von denen sich das Bodengefüge nur schwer und vor allem langsam erholt. Die Folgen sind schwerwiegend sowohl für die Umwelt als auch für die ackerbaulichen Erträge und damit für die wirtschaftlichen Interessen des Landwirts. Bodenverdichtung beeinträchtigt die Speicherung und Leitung von Wasser und Sauerstoff, Nähr- und Schadstoffe werden schneller in tiefere Bodenschichten und im schlimmsten Fall ins Grundwasser ausgewaschen. Die Pflanzen können somit nicht mehr richtig versorgt werden, was auch an der schlechten Durchwurzelbarkeit der Schadverdichtungen liegt. Das wirkt sich natürlich stark ertragsmindernd aus. Ebenso können unsere kleinsten Helfer im Boden nicht mehr richtig arbeiten, die Regenwurmaktivität nimmt ab und auch wichtige Mikroorganismen lassen nach, was sich enorm auf die Bodenfruchtbarkeit auswirkt.
Wieviel Aufmerksamkeit sollten Deine Berufskollegen diesem Thema widmen?
Es sollte also unser aller Ziel sein, Bodenverdichtungen durch übermäßigen Bodendruck zu verhindern. Dabei können unter anderem Reifendruckregelanlagen, aber auch eine breite Bereifung oder Raupensysteme für sehr schwere Maschinen helfen.
Für wen ist das Nachrüsten einer Reifendruck-Regelanlage eine sinnvolle Investition?
Ob eine Investition in eine Reifendruckregelanlage sinnvoll ist, oder beispielsweise eine (Breit-) Bereifung mit konstant niedrigem Luftdruck ausreicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Kleine Betriebe, die keine großen Strecken mit hohen Lasten und hohen Geschwindigkeiten über die Straße zurücklegen müssen, entscheiden sich vermutlich eher für letztere Variante. Beim Düngen, Spritzen oder auch Pflügen in der Furche ist eine Breitbereifung allerdings von Nachteil. Bei einem konstant niedrigen Luftdruck leidet letztendlich auch der Reifen bei Straßenfahrten.
Wo liegt dann der Vorteil der Reifendruckregelanlage?
Der große Vorteil einer Reifendruckregelanlage ist, dass der Reifeninnendruck sowohl für die Straßenfahrt als auch die Feldfahrt angepasst werden kann. Insbesondere die steigenden Dieselpreise lassen viele eine solche Investition noch mal neu überdenken. Grundsätzlich ist diese Entscheidung aber auch abhängig von der Betriebsgröße, der Schleppergröße und der Auslastung. Für einen 30 ha Betrieb wird es sich vermutlich weniger lohnen, ab einer Betriebsgröße von 100 ha sieht das schon anders aus. Eine Investition in den Schutz einer unserer wichtigsten Ressourcen, dem Boden, hat jedoch viele Vorteile.
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