Bisher hat Hans Thun sein Lohnunternehmen alleine geführt. Vor zwei Jahren sind seine beiden Kinder als Geschäftsführer in die gemeinsame GmbH eingestiegen. Damit ist die Nachfolge geregelt.
Mit harter Arbeit hat Hans Thun sein Lohnunternehmen aufgebaut. Vor 27 Jahren hat er den Betrieb in Oldenhütten von seinem Vater übernommen. Seitdem hat sich viel getan: Das Lohnunternehmen zählt heute zu den größten Dienstleistern in Schleswig-Holstein. 280 Kunden aus dem ganzen Bundesland zählen auf den Agrar- und Tiefbauservice mit seinen knapp 40 Mitarbeitern. In zweieinhalb Jahrzehnten hat Hans Thun ein großes Erbe geschaffen – das er vor zwei Jahren an seine Kinder weitergab. „Sie machen das wirklich gut“, sagt der 58-Jährige heute.
Generationenwechsel mit System
Im Juli 2022 war es so weit: Generationswechsel im Lohnunternehmen Hans Thun. Bis dahin führte Thun die GmbH als alleiniger Geschäftsführer, vor zwei Jahren stiegen seine Kinder Saskia und Philip als Geschäftsführer mit ein. Sie halten jeweils 40 Prozent an der GmbH, der Vater behält 20 Prozent. „Diese Aufteilung hatte steuerliche Gründe. Und ich wollte noch etwas Sicherheit und nicht zu viel veräußern“, erzählt der Vater.
Jeder Geschäftsführer bekommt ein Gehalt. Und dem Vater gehören nach wie vor die Flächen, Gebäude und Maschinen: Diese sind in einer GbR organisiert, die zu 98 Prozent dem Vater gehört. Die Kinder halten jeweils ein Prozent. „Die GmbH zahlt eine Pacht an die GbR. Das wollte ich so zur Eigensicherung“, erklärt das Maschinenring-Mitglied.
Begleitete Übergabe
Für die Geschwister war immer klar, dass sie später hier arbeiten wollen. Saskia, 32, hat eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten absolviert und leitet heute das Büro und die Finanzbuchhaltung des Lohnunternehmens. Philip, 29, ist Landmaschinenmechaniker und für die vielen Maschinen zuständig.
Vor sieben Jahren wuchs die Idee, die Unternehmensnachfolge zu regeln. „Wir wollten nicht nur eine mündliche Vereinbarung, sondern auch eine rechtliche Handhabe. Man weiß ja nie“, erzählt der Vater. Die Familie hat daraufhin einen Wirtschaftsmediator auf den Hof geladen: Er sollte fortan die Übergabe begleiten. „Wir wollten eine Person haben, die mit uns die Übergabe Schritt für Schritt umsetzt und uns auch zwischenmenschlich begleitet“, so Thun.
Viele Entscheidungen mussten getroffen werden: Wer soll was im Betrieb machen? Welche Unternehmensstruktur? Wie vermittle ich den Mitarbeitern die Veränderung? „Drei bis fünf Jahre sollte man sich schon Zeit nehmen, um all die Fragen zu klären“, sagt der Seniorchef. Gewisse Dinge müssten auch erst mal sacken.
„Viele unterschätzen, wie viel Zeit eine Hofübergabe in Anspruch nimmt“, sagt auch Uwe Reimers, Geschäftsführer des Maschinenrings Mittelholstein. Es sei ratsam, sich frühzeitig darüber Gedanken zu machen – und auch einen externen Berater hinzuzuziehen.
Bei Betriebsübergaben gebe es oft ein Generationenproblem: Die Jüngeren dächten mehr an sich als an den Betrieb. „Aber hier auf dem Betrieb der Thuns läuft es richtig gut“, so Reimers.
Verantwortung abgeben, flexibler sein
Auch nach der Teilübergabe arbeitet Vater Hans weiterhin auf dem Betrieb als Vollzeitkraft mit – vor allem als Urlaubsvertreter. Doch wenn das Wetter gut ist oder im nahe gelegenen Wacken das bekannte Heavy-Metal-Festival stattfindet, ist er auch mal weg. „Meiner Frau und mir ist es wichtig, flexibler zu sein“, sagt Hans Thun. Wenn er unterwegs ist, weiß er seinen Betrieb in guten Händen. „Die beiden führen das Unternehmen sehr selbstständig. Sie machen es wirklich gut.“
Vor zwei Jahren war es noch schwierig für ihn, die Unternehmensführung aus der Hand zu geben, erinnert sich Thun. „Manchmal war es nicht leicht, meinen Mund zu halten. Aber jetzt misch ich mich meistens nicht mehr ein.“ Und wenn die Angestellten ihn nach etwas Grundlegendem fragen, sagt er ihnen, sie sollen mit seinen Kindern sprechen.
Team-Entscheidungen
Sie würden ihren Vater weiterhin in die meisten Entscheidungen einbeziehen, sagt Tochter Saskia. Besonders vor großen Anschaffungen wie dem Kauf neuer Maschinen. „Manchmal nervt es aber, dass man auf die anderen Acht geben und Entscheidungen erklären muss“, sagt sie. Bei den Vorstellungen über die zukünftige Ausrichtung des Lohnunternehmens herrscht jedoch Einigkeit. „Wir wollen nicht unbedingt größer werden“, erzählt Jungunternehmer Philip. „Es soll mit dem guten Ruf, den unsere Firma hat, weitergehen. Und unseren Mitarbeitern soll es auch in Zukunft gut bei uns gehen.“ Das unternehmerische Erbe seines Vaters empfindet er als großes Glück.
Der Juniorchef erzählt von Betrieben in der Umgebung, bei denen die Hofübergabe nicht gut funktioniert hat. „Da ruft der Vater an und gibt uns einen Auftrag. Und etwas später meldet sich der Sohn und bestellt es wieder ab.“ Herausforderungen gebe es immer wieder, meint sein Vater. „Die Beteiligten müssen miteinander können, sonst hilft auch der beste Vertrag nichts“, sagt Hans Thun. Doch für sein Lohnunternehmen sieht er keine Probleme: „Ich habe ein gutes Gefühl für die Zukunft – ich habe viel Vertrauen in meine Kinder.“