Die Land- und Forstwirtschaft ist in allen Belangen etwas Besonderes, auch in den Bereichen Arbeitsschutz und Sicherheit. Große, unübersichtliche Maschinen und Fahrzeuge; drehende Antriebsteile; Arbeitsplätze in der Höhe; verschiedenste Gefahrstoffe. Risiken und Gefahren treten in den grünen Berufen an allen Ecken auf.
Wenn’s höher hinausgehen soll, gilt: Arbeitskorb statt Leiter. Andreas Bittighofer ist Sicherheitsexperte des neuen Kompetenzzentrum Unterfranken. Foto: Alexander Waas
Landwirte sind kreativ und haben breit gefächerte Fertigkeiten. Viele Mitgliedsbetriebe haben sich deshalb zusätzliche Standbeine aufgebaut und sind in allen Berufen der sogenannten „Grünen Branche“ tätig: Biogasanlage, Weihnachtsbaumkultur, Winterdienst, Garten- und Landschaftsbau, Sportplatzpflege, Problembaumfällungen usw. Die Liste lässt sich beinahe endlos weiterführen.
Eines zeichnet die „Grüne Branche“ aus: Das Bewusstsein, welche Gefahren für alle Beteiligten, egal ob Betriebsleiter, Mitarbeiter, Familie oder auch Kunden im täglichen Tun existieren, ist vorhanden. Die gesetzlichen Vorschriften finden Akzeptanz und Umsetzung. Die Betriebe ergreifen zahlreiche Maßnahmen, um mögliche Gefahren zu beseitigen oder zumindest zu minimieren. So können Unfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen reduziert werden. Zahlreiche Faktoren, die Ursache für Unfälle sind, können allerdings nicht oder nur schwer beeinflusst werden, dazu zählen: unterschiedliche Witterung, nicht vorhersehbare Rahmenbedingungen an Arbeitsstellen oder verschiedene ineinandergreifende Arbeitsprozesse.
Fachkräfte unterstützen
Beratung und Hilfe rund um die Arbeitssicherheit auf ihrem Betrieb erhalten Mitglieder der Maschinenringe in ihrer MR-Geschäftsstelle. Ausgebildete Fachkräfte unterstützen sie in der Bewertung der Arbeitsabläufe. Auf Wunsch kann die Gefährdungsbeurteilung und Betriebsanweisung erstellt werden, und auch der Mitarbeiter unterwiesen werden.
Die nachfolgenden Tipps zeigen, dass mit nur geringem Aufwand die Sicherheit deutlich erhöht werden kann:
1. Arbeitskorb statt Leiter
Um Arbeiten in der Höhe auszuführen, denken wir zuallererst an eine Leiter. Keine Frage – Anlegeleitern, Stehleitern oder auch Arbeitspodeste sind vielseitig einsetzbar und praktisch. Dem gegenüber steht jedoch das hohe Gefahrenpotential, auch bei vorschriftsmäßiger Verwendung. Die Statistik zeigt, dass knapp 15 Prozent der tödlichen Absturzunfälle unter Beteiligung einer Leiter geschehen. Zudem sind Leitern als hoch gelegener, fester Arbeitsplatz untersagt. Eine gefahrenmindernde Alternative zu Leitern stellen Arbeitskörbe dar. Dabei werden verschiedene Bauarten unterschieden: selbstfahrende Hebebühnen, gezogene Hebebühnen und Arbeitskörbe zum Anbau am Frontlader. Teleskopstangen können bei der Obsternte und im Forsteinsatz sehr hilfreich sein.
Tipp: Regelmäßig innerbetrieblich verwendete Leitern können oft durch Treppen ersetzt werden.
2. Schutzausrüstung tragen
Um unterschiedlichste Materialien zu bearbeiten, braucht es angepasste Strategien. Grundsätzlich sollte gelten: Wer Ziegel, Beton- und Natursteine, Holz und Metallen bearbeitet, verwendet kein schlechtes oder beschädigtes Werkzeug und schützt seinen Körper. Ein Klassiker ist der Meißel, der ohne Handschutz und mit einem ausgeprägten Grat zum Einsatz kommt. Dabei geht eine große Splittergefahr mit teils sehr schmerzhaften und langwierigen Verletzungen einher.
Wichtig: Handschuhe, Augenschutz, gegebenenfalls Staubschutzmasken und Atemschutz als Persönliche Schutz-Ausrüstungen müssen vorhanden und verwendet werden.
3. Körperschonend arbeiten
Ein besonders wichtiger Aspekt im Arbeits- bzw. Gesundheitsschutz ist körperschonendes Arbeiten. Seit vielen Jahren wird die Industrie und der Handel dazu verpflichtet, durch geeignete Maßnahmen die Belastung auf den Körper zu reduzieren: Zement- und Saatgutsäcke dürfen gewisse Gewichtsgrenzen (meist 25 Kilogramm) nicht mehr überschreiten. Durch besondere Verpackungsformen und -materialien wird der Umgang mit gewissen Stoffen vereinfacht und sicherer gemacht. Den Betrieben allerdings obliegt die Aufgabe, vor Ort diese Maßnahmen fortzuführen und die Belastung auf den menschlichen Körper zu reduzieren. Durch knie- und rückenschonende Techniken kann beim Heben und Tragen der „Verschleiß am Mensch“ reduziert werden. Der Einsatz von Technik, auch in der allereinfachsten Form, hilft ebenso.
Einfache Maßnahmen: Schubkarren, Sackkarren, Hebegeräte nutzen oder schwere Lasten auf mehrere Personen verteilen.
4. Neue Technik nutzen
Beim Umgang mit größerer Technik auf Baustellen sind ebenfalls schon Kleinigkeiten ein großer Zugewinn an Sicherheit. Niemand betritt den Gefahrenbereich beispielsweise eines Baggers, ohne vorher mit dem Fahrer Blickkontakt aufgenommen zu haben. Um die Gefahren beim Rückwärtsfahren zu verringern, werden künftig bei Radladern und anderen Fahrzeugen Kamera-Monitor-Systeme mit KI-basierter (künstliche Intelligenz) Personenerkennung zum Standard werden.
Hinweis: Nutzen Sie schon jetzt die Beratung und eventuell mögliche Bezuschussung Ihrer Berufsgenossenschaft zur Anschaffung solcher lebensrettenden Systeme!
5. Gefahren abstellen
Oft sind Kleinigkeiten ausschlaggebend, um die Sicherheit zu erhöhen. Als Unternehmern sind Sie für Ihre Mitarbeiter verantwortlich. Gehen Sie mit offenen Augen durch Ihren Betrieb und über die Baustellen, und stellen Sie Fehler und Gefahren sofort ab. Die Maschinenringe und die jeweilige Berufsgenossenschaft wie zum Beispiel die SVLFG sind gerne für Sie da und unterstützen dabei.
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