100 Prozent erneuerbarer Strom – Wie viel Netz und Speicher brauchen wir dafür?


Die Energiewende schreitet voran. Doch der Ausbau erneuerbarer Energien stellt uns vor immense Herausforderungen. Denn für 100 Prozent erneuerbaren Strom braucht es Netze und Speicher. Doch wie viel neue Infrastruktur ist nötig, um eine verlässliche Energieversorgung mit erneuerbaren Energien sicherzustellen?
„Die Energiewende ist in vollem Gange“, sagte Walter Albrecht, Leiter des Kommunalmanagements bei Lechwerke AG und selbst Maschinenringmitglied, bei einer Tagung von LandEnergie Ende vergangenen Jahres. “Es gibt Aktivitäten in allen Sektoren”, so Albrecht. 2024 seien 25.000 PV-Anlagen an das Verteilnetz der Lechwerke angeschlossen worden; dazu kam der Anschluss von mittlerweile mehr als 340 Megawatt Stromspeichern. „Wir investieren im mittelfristigen Zeitraum über eine Milliarde Euro ins Lechwerke-Verteilnetz. Das ist Rekord“, sagte Albrecht.
Stromnetz ausbauen
Ein notwendiger Baustein der Energiewende ist die Transformation des Stromnetzes. Laut aktuellen Prognosen der Lechwerke wird sich die dezentrale Stromerzeugung bis 2040 verfünffachen. Das bedeutet einen massiven Ausbau der Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetze.“ Der Ausbau der Erneuerbaren ist der Haupttreiber für den Netzausbau ”, sagte Albrecht.
„Das geht nicht ohne die Mitwirkung der Landwirte. Denn vor allem beim Ausbau der Stromnetze werden mitunter Acker- und Wiesenflächen zur Querung benötigt.“
Thomas Walter, Bereichsleiter LandEnergie
Neue Anlagen richtig platzieren
Elementar für die Integration von Einspeiseanlagen mit erneuerbaren Energien sei die Berücksichtigung der vorhandenen Netzstruktur. “Mittelgroße Anlagen müssen in der Nähe zu Umspannwerken aufgestellt werden. Und große Projekte wie Windräder sollten in der Nähe zu Hochspannungsleitungen stehen”, so Albrecht. Denn umso größer die Anlage, desto mehr Aufnahmekapazität müsse zur Verfügung gestellt werden.
Speicher nutzen
Auch die Speicherung von Strom sei für das künftige Stromsystem von besonderer Bedeutung, meint Albrecht. Batteriespeicher könnten überschüssige Energie speichern und bei Bedarf abgeben. Das erhöhe die Eigenverbrauchsquote und glätte Spitzen in der Stromlast. Innovative Konzepte wie “Netzbooster“, die bei Netzengpässen Überschüsse dezentral speichern und zeitversetzt wieder ins Netz einspeisen, bieten Potenzial, die Netzauslastung zu erhöhen. “Stromspeicher sind das Multitool für unser künftiges System”, fasste Albrecht zusammen.
Technologie und Planung als Schlüssel
Neue Technologien und Planungsansätze spielten eine Schlüsselrolle bei der Energiewende, sagte der Energie-Experte. Pilotprojekte wie die „Einspeisesteckdose“ im bayerischen Balzhausen zeigen, wie Netzkapazitäten für erneuerbare Erzeugungsanlagen vorausblickend bereitgestellt werden können.
Ein Stromnetz, das zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist wird, hält der Energieexperte für schwierig. „Das hat weniger mit dem Stromnetz zu tun, sondern mehr mit den Zeiten, in denen kein erneuerbarer Strom zur Verfügung steht.” Für das Problem gibt es verschiedene Lösungen – wie beispielsweise Speicher eben. “Wir müssen bei den Lösungen aber auch die Bezahlbarkeit des zukünftigen Energiesystems im Blick behalten”, so Albrecht.
Für die Experten von LandEnergie steht fest: „Landwirte sind echte Energiewender. Sowohl auf dem heimischen Betrieb als auch auf der Flur.“