Das Reinigen und Desinfizieren von Nutzviehställen sind zeitaufwändige und arbeitsintensive Tätigkeiten. Daher sollten sie korrekt durchgeführt werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wer folgende Fakten beherzigt schützt die Gesundheit seiner Tiere.
Ein Mann reinigt ein Flatdeck mit dem Hochdruckreiniger. Foto: Landpixel
Im ersten Schritt sollte eine intensive Vorreinigung erfolgen, da sich unter den groben Verschmutzungen noch ein Fett- und Eiweißfilm befindet, der gleichsam eine Schutzschicht für darunterliegende Keime darstellt. Auch für Desinfektionsmittel stellt dieser Fett- und Eiweißfilm eine kaum zu durchdringende Barriere dar. Damit sich frisch aufgestallte Tiere nicht mit den Keimen der Vorgänger infizieren, müssen diese „Schutzschicht“ und die darunter liegenden Keime entfernt werden.
Mit heißem Wasser und Hochdruckreiniger alleine ist das nicht möglich, für gute Ergebnisse sollten alkalische Reinigungsmittel eingesetzt werden. Reiniger mit einem pH-Wert von ca. 11 sind für Fahrzeuge und leicht verschmutzte Ställe geeignet, während ein pH-Wert von 12,5 eine deutlich höhere Fettlösekraft aufweist und auch in sehr stark verschmutzten Ställen gute Ergebnisse bringt.
Reinigung in drei Schritten
Bei der Reinigung des Stalles empfiehlt sich das Abarbeiten folgender Schritte:
- Schritt 1: Entfernen von Schmutzkrusten und Kotresten mit (Besen und) Schaufel
- Schritt 2: gründliches Einweichen und Abspülen aller Flächen
- Schritt 3: auftragen eines alkalischen Reinigers um die Fett- und Eiweißschicht zu entfernen. Hier hat sich der Einsatz von Schaumreinigern bewährt. Der Schaum hat den Vorteil, dass der Reiniger auch auf senkrechten Flächen nur langsam abrinnt und so länger einwirken kann.
- Schritt 4: Nach einer Einwirkzeit von 20-30 min werden Schaum und gelöster Schmutz mit dem HD mit viel Wasser abgewaschen.
Richtig Desinfizieren
Auch bei der Desinfektion des Stalles bringt nur die korrekte Anwendung die optimale Wirkung.
- Punkt 1: Die Vorreinigung wird optimalerweise mit Schaumreiniger und Hochdruckreiniger erledigt.
- Punkt 2: Die Anwendungsempfehlung nach der Liste der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) testet Desinfektionsmittel nach festgelegten Kriterien und liefert Empfehlungen zur Anwendung, Konzentration und Einwirkzeit.
- Punkt 3: Viele Wirkstoffe verlieren bei Oberflächentemperaturen unter 20°C stark an Wirkung und müssen dann in 2 oder 3-facher Konzentration eingesetzt werden. Zielführend ist daher, in der kühleren Jahreszeit Produkte einzusetzen, die keinen Kältefehler aufweisen. Hier haben sich Wirkstoffe wie Peressigsäure oder Pentakaliumphosphat bewährt.
- Punkt 4: Der Erreger muss bekannt sein. Teilt man die Keime in desinfektionsmittelwirksame Gruppen ein, so unterscheidet man einerseits die Gruppe „Bakterien, Viren, Pilze“, andererseits die Gruppe der „Parasiten“.
Für den Einsatz gegen Bakterien und Viren (z.B. Lawsonien, E.coli, Influenza, Rota/ Corona) sind eine Vielzahl an Wirkstoffen erhältlich die jedoch keine ausreichende Wirkung gegenüber Parasiten und deren Eiern aufweisen.
Eine Infektion mit Parasiten (z.B.: Kokzidien, Kryptosporien, Spulwürmer, rote Vogelmilbe) hat jedoch oft dramatische wirtschaftliche Einbußen oder sogar Totalausfälle zur Folge, weshalb sie im Hygienekonzept unbedingt berücksichtigt werden sollte. In diesem Bereich kommt meist der Wirkstoff Chlorkresol zur Anwendung. Dieser wirkt gut gegen Parasiten, ist aber für den Einsatz gegen die Gruppe „Bakterien, Viren, Pilze“ nicht oder nur in sehr hoher Einsatzkonzentration geeignet.
Zwei Komponenten
Ist der Erreger unbekannt, wird daher oft eine Gruppe der Keime bekämpft, während die andere unangetastet bleibt und sich ungehindert vermehren kann. Für den Betrieb bedeutet das: Trotz Reinigung und Desinfektion verbessert sich die Situation nicht und die aufgewendete Arbeit wird als sinnlos empfunden.
Liegt ein Parasitenbefall vor oder ist der Erreger nicht bekannt, empfiehlt sich daher der Einsatz eines 2-Komponenten Desinfektionsmittels (z.B. DESINTEC FL-des Allround PRO). Dabei werden zwei Wirkstoffe kombiniert. Diese verstärken einander gegenseitig und zeigen dadurch eine hervorragende Wirkung gegen Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten in einem Arbeitsgang.