Im Mai 2024 gab es nur einen einzigen Tag in Deutschland, an dem Landwirte keinen Versicherungsschaden meldeten. Die Daten zeigen, dass das Schadensrisiko für landwirtschaftliche Betriebe stetig zunimmt.
Lediglich am 09. Mai, so gibt es der Versicherer Vereinigte Hagel an, haben bei ihr versicherte Landwirte keinen Schadensfall gemeldet. Am Ende waren es rund 42.000 Hektar, die bundesweit von Wetterextremen – besonders von Hochwasser – beschädigt wurden. Damit reiht sich die erste Jahreshälfte in den seit einigen Jahren erkennbaren Trend ein: Die Schäden durch zunehmende Wetterextreme werden von Jahr zu Jahr höher. Allein die Sachverständigen der Vereinigten Hagel mussten im vergangenen Jahr europaweit mehr als 45.000 Schadenfälle regulieren. Für 622.000 versicherte und beschädigte Hektar Land wurden 319 Millionen Euro ausgezahlt – so viel wie nie zuvor.
Die Risiken werden heterogener
Die Versicherer bestätigen, dass die Wetterrisiken immer mehr werden. Viele Standorte sind gleich mehrfach bedroht. So kommt es vor, dass auf eine regionale Dürre Hagel und Starkregen folgen. Extremwetter wird vielerorts zum Normalzustand und Landwirte sind ebenso wie Versicherer und Politik dazu gezwungen, sich intensiv mit landwirtschaftlichen Versicherungen zu beschäftigen. Die lösen zwar nicht das Problem, dass mit jedem Unwetter weniger Lebensmittel zur Verfügung stehen. Sie mindern jedoch die betriebswirtschaftlichen Folgen.
Derzeit sind Agrarversicherungen jedoch eher ein Flickenteppich, zu dem sich keinerlei pauschale Aussagen treffen lassen. Experten fordern daher, dass eine bundesweite Lösung gefunden und vorangetrieben wird. Eine Lösung könnte eine einheitliche, aber freiwillige Mehrgefahrenversicherung sein, die staatlich gefördert wird. Hier versichert ein Landwirt seine Kulturen gegen alle möglichen Wetterschäden, egal wie wahrscheinlich sie sind. Das ermöglicht geringere Prämien für die Versicherungsnehmer, da die Risiken gemeinschaftlich getragen werden. Vom Hochwasser bedrohte Gebiete werden von trockenen Gebieten abgesichert – und andersherum.
Erste Förderprogramme auf Länderebene
Der Blick über den Tellerrand zeigt: In vielen anderen Ländern fördert der Staat die Versicherungsprämien seiner Landwirte. In China sind es bis zu 80 Prozent, in den Vereinigten Staaten 65 Prozent und in Indien bis zu 50 Prozent. In Deutschland fehlt bislang eine bundesweite Lösung. Folgende Bundesländer bieten eigene, voneinander unterschiedliche Fördermodelle an:
- Bayern
- Baden-Württemberg
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
Damit soll erreicht werden, dass mehr Betriebe sich gegen die Risiken des Klimawandels versichern. Unterm Strich profitiert der Staat davon: Förderprogramme sind kalkulierbar, staatliche Sonderbeihilfen wie nach der Dürre 2018 in Höhe von 340 Millionen Euro hingegen nicht.
Eine Mehrgefahrenversicherung deckt Ernteschäden ab. Ob beispielsweise auch Wohn- und Stallgebäude sowie Betriebstechnik versichert sind, muss beim Versicherer direkt erfragt werden.
Zum Wassermanagement vieler landwirtschaftlicher Betriebe wird auch – wenn dies nicht ohnehin bereits der Fall ist – ein Versicherungsmanagement gehören. Viel wichtiger, und das betonen alle Akteure, ist es jedoch, dass bereits vorbeugende Maßnahmen getroffen werden, die Wetterrisiken soweit möglich minimieren. Denn auch der beste Versicherungsschutz schützt nicht davor, dass Ernteausfälle die globale Lebensmittelversorgung gefährden können.