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Magazin Ausgabe 05/2023
05/2023
14. Dezember 202314.12.23

Welche Zukunft hat die Schweinemast?

Bundesverband der Maschinenringe e.V

Der Familienbetrieb Thun liegt hoch im Norden und gehört zum Maschinenring Mittelholstein. Geführt wird der auf ​Ackerbau und Schweinemast spezialisierte Hof von Nils Thun (33), der ein junges Team anleitet. Er hat den konventionellen Betrieb 2018 von seinem Vater Hans-Jürgen (68) übernommen. Vor 25 Jahren startete ein großer Wachstumsschub: 2000 und 2006 baute Hans-Jürgen Thun zwei neue Ställe und erweiterte damit die Zahl der Mastplätze auf über 4.000. Wie es in der Zukunft weitergehen könnte, dazu haben Vater und Sohn recht unterschiedliche Ansichten.

Auf die Schweinemast haben Vater und Sohn Thun unterschiedliche Sichtweisen.

Der Sohn

Mein Traum ist es, zusätzlich zu den vorhandenen Stallgebäuden einen weiteren, „meinen“ Stall zu bauen. Es soll ein Tierwohlstall in der Haltungsform 3 oder 4 werden, in Großgruppen auf Tiefstreu mit Auslauf auf Freiflächen-Terrassen.

Wichtig ist mir dabei, dass Besucher willkommen sind und wir ein Zeichen nach außen setzen: Wir entwickeln uns weiter. Ich halte es auch für machbar, die vorhandenen Ställe auf mehr Tierwohl hin umzubauen. Es ist mir sehr klar, dass das alles nicht einfach zu verwirklichen ist. Aber ich habe viele Ideen, die dorthin führen können, auch für die Vermarktung kann ich mich begeistern. Wir könnten zum Beispiel mit Restaurants oder auch Imbissbuden vor Ort zusammenarbeiten, das Potenzial ist da.

Nils Thun

Damit die Schweinehaltung weitergehen kann, brauchen wir aber zunächst einmal weiterhin einen erfolgreichen Ackerbau. Nach der Betriebsübernahme musste ich erst einmal mit drei Dürre-Missernten zurechtkommen. Deshalb habe ich den Anbau komplett auf Direktsaat umgestellt. Da sieht das Feld schon mal ein wenig rustikaler aus. Aber die Erfolge geben mir recht: Wir müssen Bodenfruchtbarkeit und Wasserhaltefähigkeit aufbauen, da ist die Optik zweitrangig. Außerdem baue ich mehr Roggen an und verfüttere weniger Altbrot, weil es einfach zu teuer geworden ist. Der Bau einer neuen Futterhalle mit Mahlmischanlage und computergesteuerter Fütterung war meine erste große Investition. Das klappt richtig gut, der eigene Roggen ist eine preiswerte und qualitativ hochwertige Futtergrundlage. Insgesamt habe ich richtig Lust da­rauf, den Betrieb mit meinem Team Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Gerade auch die Schweinehaltung macht mir Freude – sie auslaufen zu lassen ist sicher nicht mein Ziel. Natürlich mache ich mir auch Sorgen, wenn ich an die Herausforderungen der Zukunft denke. Die Motivation, den Betrieb voranzubringen, überwiegt die Ängste aber bei Weitem.

Der Vater

Mein Rat an Nils: Lass die Schwei­ne­mast noch so lange laufen, wie ​es in den vorhandenen Ställen ​geht, und dann musst du dir etwas Neues überlegen.

Der Tag, an dem wir Tierhalter zu Vorgaben wie Haltung auf Stroh oder Auslauf für jedes Schwein verpflichtet werden, wäre für mich der letzte Tag, an dem ich Schweine halten würde. Ich habe das Arbeiten in einem Stall mit Stroheinstreu noch kennengelernt und möchte es um keinen Preis zurückhaben: schlechte Luft im Stall, große Kälte im Winter, richtig mühsam war das. Und wie soll man dafür Mitarbeiter finden, das will doch keiner machen! Der Verbraucher fordert zwar mehr Tierwohl ein, aber in der Praxis kauft er dann doch das billigste Fleisch.

Der Vater

Ich freue mich, dass Nils so viel Euphorie für die Landwirtschaft mitbringt, aber ich mache mir auch Sorgen, dass er sich zu viel vornimmt. Allein die ganze Bürokratie! Ich war mein ganzes Leben lang im Stall und auf dem Acker, Nils verbringt heute sehr viel Zeit mit Büroarbeit. Ich bin froh, dass er jetzt am Zug ist. Vor 20 Jahren habe ich noch gesagt: Der Beruf macht mir so viel Freude, ich könnte weitermachen, bis ich 80 bin. Das hat sich geändert. Ich war immer überzeugt, meine Arbeit den Anforderungen und Empfehlungen entsprechend richtig zu machen. Und heute habe ich das Gefühl, ich werde als Tierquäler und Umweltverschmutzer hingestellt. Ich sehe für die Tierhaltung in Deutschland insgesamt sehr schwarz. Ich denke, das Fleisch wird früher oder später aus dem Ausland kommen. Zum Glück hat Nils eine sehr gute Ausbildung und weiß, was er tut. Er lässt sich von mir auch nichts mehr sagen. Aber aus einem Familienbetrieb ist man halt doch nie ganz raus. Wenn ich zum Beispiel sehe, wie die Äcker zum Teil aussehen, wenn die neue Saat einfach in die alten Stoppeln geschlitzt wird – ob das der richtige Weg ist, davon bin ich noch nicht ganz überzeugt. Es freut mich, dass die Ernte unter seiner Führung stimmt, aber die Direktsaat hat halt auch Nachteile. Ich bin froh, meinen Ruhestand genießen zu können, aber manchmal mache ich mir trotzdem Sorgen, wenn ich an die Zukunft denke.

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