Ein Blick auf Landwirtschaft & mentale Gesundheit – aus der Rhön mitten ins Herz.


Manchmal fühlt es sich an, als würde der Himmel direkt auf meinen Schultern liegen. Nicht, weil ein Unwetter aufzieht – sondern weil ich weiß, dass ich so vieles nicht kontrollieren kann. Ich arbeite mit der Natur, lebe mit ihr und doch macht mir genau das oft Angst. Ich kann nicht bestimmen, ob es regnet, ob die Sonne zu stark scheint oder ob der Markt meine Arbeit noch wertschätzt. Diese Ungewissheit frisst sich in meinen Alltag, in meinen Kopf und in meine Seele. Ich liebe, was ich tue. Ich stehe früh auf, gehe raus, sehe, wie etwas wächst, und trotzdem trage ich diese Last mit mir. Jeden Tag. Die Angst, dass es nicht reicht. Dass eine Saison reicht, um alles zu verlieren, was über Generationen aufgebaut wurde. Ich funktioniere. Ich mache weiter. Aber oft frage ich mich: Wie lange noch? Wie lange kann und will ich das noch aushalten!
Es ist nicht nur der Boden, der austrocknet, sondern auch ich. Der Druck, die Verantwortung, das Schweigen – sie nagen an meiner Kraft. Ich rede darüber, andere aber nicht – sie halten aus. In der Landwirtschaft zeigt man keine Schwäche. Doch ich spüre, wie sehr mir das Reden guttut – wie wichtig es wäre, einfach mal zu sagen: Ich habe Angst. Ich habe gelernt, dass es okay ist, Hilfe zu brauchen. Dass mentale Gesundheit genauso gepflegt werden muss, wie ein kranker Acker. Dass ich nicht allein bin mit diesen Gedanken. Und dass es Stärke bedeutet, sich einzugestehen: Ich kann nicht alles kontrollieren. Aber ich kann auf mich achten.
