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Magazin Ausgabe 01/2025
01/2025
28. Januar 202528.01.25

Die Zukunft ist weiblich

Bundesverband der Maschinenringe e.V

Auch die Übergabe eines Nebenerwerbsbetriebs will gut geregelt sein. Bei der Maschinenring-Familie Geiger aus Bayern war neben einer guten Absprache auch viel Vertrauen im Spiel.

Karl Geiger war es wichtig, einen vitalen Betrieb zu hinterlassen. Er stellte den Nebenerwerbsbetrieb in Apfeldorf bei Landsberg am Lech auf Bio um und baute eine geschlossene Kreislaufwirtschaft auf. 2018 hat er den Hof an seine Tochter Maria übergeben. Es ist eine Nachfolge auf Vertrauensbasis.

Landwirt aus Leidenschaft

Auf dem Betrieb mit Mutterkuhhaltung werden heute insgesamt 35 Rinder gehalten, dazu kommen 21 Hektar Grünland und Ackerland. Der Hof war für die Geigers immer eine Herzensangelegenheit. Vater Karl ist stolz darauf, dass der Betrieb als geschlossener Kreislauf funktioniert. "Bei uns wird nichts zugekauft", sagt der 73-Jährige. Jahrzehntelang hat er den Hof zusammen mit seiner Frau Gerlinde im Nebenerwerb geführt, hauptberuflich war er landwirtschaftlicher Sachverständiger. Doch auch im hohen Alter bestellt der Rentner noch die Felder oder arbeitet im Wald. Und gerne greift er sich eine Hand voll Heu und schnuppert daran. Das Maschinenring-Mitglied ist Landwirt durch und durch.

In den Startlöchern

"Landwirtschaft wurde uns Kindern immer positiv vorgelebt", erinnert sich Tochter Maria, 41, die mit ihrer Familie direkt neben ihren Eltern wohnt. "Gejammert wurde bei uns nicht." Dieses Grundverständnis von Landwirtschaft hat seine Spuren hinterlassen: Maria hat, wie der Vater, Landwirtschaft studiert. Und schon während ihres Studiums wusste sie, dass sie einmal den Betrieb von ihren Eltern übernehmen möchte.

Ob es klappen würde, war nicht immer klar: Maria ist eines von vier Kindern, es gibt einen größeren Bruder, dem klassisch das Vorrecht für die Nachfolge des Betriebs zufällt. "Berufsbedingt kamen die Geschwister aber nicht infrage", erzählt Karl. Der Sohn entschied sich für eine Karriere als Musiker, die eine Schwester heiratete einen Landwirt mit eigenem Betrieb und die kleinste Schwester war damals noch zu jung. Also sollte Maria die Nachfolge antreten. "Für mich war es immer selbstverständlich, dass ich den Hof übernehme", sagt sie. "Ich mache das, weil ich gerne auf dem Hof arbeite. Besonders die Arbeit mit dem Vieh gefällt mir." Zudem würde so die Tradition aufrechterhalten, denn den Hof gibt es schon seit 1890.

„Landwirtschaft wurde immer positiv vorgelebt. Für mich war es immer selbstverständlich, dass ich den Hof übernehme.“

Maria Geiger

Vertrauensvolle Übergabe

Vor der Übergabe 2018 mussten die Altenteiler aber erst noch einige Dinge regeln, allen voran die Abfindung für die weichenden Erben. "Man muss sich Gedanken machen, wie sich Streit mit den Kindern vermeiden lässt", sagt Karl. Ganz grundlegend sei die Höhe der Abfindung. Seine Kinder bekamen als Ausgleich Bauplätze im Dorf. "Wir haben es ganz klar gemacht, was es gibt. Deshalb gab es auch keine Diskussionen um die Abfindung", sagt Vater Karl. Als die Verträge mit den Kindern geschlossen waren, ist die ganze Familie zum Notar gefahren. Dort wurde dann auch der Hofübergabe-Vertrag unterzeichnet.

Was darin nicht steht: ein Absatz, der die Pflege der Eltern regelt. "Davon hat uns der Notar abgeraten", erzählt Karl. Auch eine Verkaufssperre, die Maria daran hindern würde, Teile des Hofes oder Grundstücke zu verkaufen, gibt es im Vertrag nicht. "Bei uns geht das alles auf Vertrauensbasis", sagt Altenteilerin Gerlinde Geiger, 68. "Man erkennt über die Jahre, ob man den Kindern wirklich vertrauen kann." Trotzdem sei es wichtig, früh miteinander zu reden, sagt Maria. Man müsse auch über Ängste sprechen. "Gut, dass wir das können", sagt sie mit einem freundlichen Blick zu ihrer Mutter.

Geräuschloser Weiterbetrieb

Manchmal ändert sich nach der Übergabe aber reichlich wenig, so wie bei den Geigers in Apfeldorf. "Man hat es damals gar nicht gemerkt, dass der Hof übergeben wurde", sagt Mutter Gerlinde. Kein Wunder: Tochter Maria und ihr Mann führen den Nebenerwerbsbetrieb so weiter wie ihre Eltern. Lediglich den Stall haben sie umgebaut und den Spaltenboden erneuert.

Gut möglich also, dass die Tradition weiterlebt – und auch in 30 Jahren noch Kühe auf dem Geiger-Hof stehen. "Die nächste Generation auf dem Hof wird auf jeden Fall wieder weiblich sein", sagt Maria. Denn ihre drei Kinder sind allesamt Mädchen.

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