Ein Hof, 5 Geschwister: Markus Moßbrugger aus Baden-Württemberg konnte den elterlichen Hof trotz der großen Familie ohne Stress übernehmen. Man müsse nur ein paar Dinge beachten, sagen er und sein Vater Reinhold.
Markus Moßbruggers Familie ist groß. Bei Festen und Geburtstagen kommen hier in Bräunlingen im Süden des Schwarzwalds fast 30 Familienmitglieder zusammen. Der 34-jährige Milchbauer hat vier Schwestern. Eine so große Familie birgt viel Konfliktpotenzial – auch bei der Hofübergabe. Die der Familie Moßbrugger konnte jedoch erfolgreich und ohne Streit gelöst werden. Mit offenen Gesprächen und genügend Zeit.
Der Betrieb steht auf mehreren Beinen
Da ist die Milchviehhaltung mit 60 melkenden Kühen, eine Biogasanlage, die Teile des Dorfs mit Nahwärme versorgt, und Hühnermobile mit insgesamt 1400 Hennen. Und direkt vor dem Stall stehen in einer Hütte Automaten für die Direktvermarktung. "Hier verkaufen wir unsere Milch, Fleisch, Eier und andere Produkte aus der Region", sagt Markus Moßbrugger. Schon seine Mutter hatte einen kleinen Hofladen. An diesem Oktobertag füllt sie die Eierautomaten auf, sein Vater Reinhold tauscht die leere Kanne für den Milchautomaten gegen eine volle aus. Beide arbeiten noch auf dem Hof mit – und doch haben sie vor zwei Jahren die Geschäftsführung abgegeben. An Sohn Markus. „Ich bin verbraucht“, sagt der 66-jährige Senior. „Ich habe meinen Lebtag lang gearbeitet. Ich bin jetzt abgekämpft.“ Die Erledigung der Bürokratie habe viel Kraft gekostet. Sohn Markus, der wie sein Vater Mitglied im Maschinenring Schwarzwald-Baar ist, hat den Papierkram vor einigen Jahren sukzessive übernommen. Auch in andere Bereiche des Betriebs ist er immer weiter hineingewachsen. „Das ist gut, denn die Jüngeren sind viel risikofreudiger“, sagt Vater Reinhold. 2022 wurde der Betrieb schließlich an den Sohn übergeben.
„Seit meiner landwirtschaftlichen Ausbildung ist mir klar, dass ich den Hof übernehmen will“, sagt er. Sein letztes Lehrjahr verbrachte er auf dem elterlichen Betrieb – seitdem ist er nicht mehr weggegangen. „Ich habe schon meinen Vater beim Bau der Biogas-Anlage* vor mehr als 20 Jahren unterstützt.“ Dass Markus den Betrieb übernehmen würde, war also schon lange klar. Jetzt musste nur noch die Übergabe des landwirtschaftlichen Unternehmens gelingen.
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Zwei Jahre vor der Übergabe habe sich die Familie zusammengesetzt
Auch die vier Schwestern wurden eingebunden. „Meine Töchter mussten ausgezahlt werden. Ich habe alles offen gelegt, damit sie wissen, woran sie sind.“ Doch wie hat der Senior die Beträge für die Schwestern ausgerechnet? „Ich habe einfach mein ganzes Kapital genommen und durch vier geteilt“, sagt er lachend. „Markus war da nicht dabei. Das ist reine Sache zwischen mir und den anderen Kindern.“ Nachfolger Markus wurde das Ergebnis anschließend präsentiert. Der findet es gut, dass der Vater die Geschwister ausbezahlt hat. „Als junger Mensch hat man neue Ideen und die kosten Geld", sagt Markus.“ „Wenn man auch noch die Geschwister ausbezahlen muss, ist das kein leichter Start ins Geschäftsleben.“
Als alles geklärt war und jeder zufrieden war, ist die ganze Familie zum Notar gefahren; Mutter, Vater, Sohn Markus, die vier Schwestern – und seine Frau. „Schließlich gehört sie ja zum Hof“, sagt Markus. Der vorher ausgearbeitete Übergabevertrag wurde unterschrieben: Darin ist die Überschreibung der Felder und Gebäude festgeschrieben. Auch das ewige Wohnrecht und die Leibrente für die Senioren sind darin geregelt. Und eine Klausel besagt, dass der Betrieb und Grundstücke mindestens zehn Jahre nicht veräußert werden darf.
Als vor 40 Jahren Senior Reinhold den Hof seiner Eltern übernahm, war im Vertrag sogar noch die Zahl der Eier und die Menge an Milch festgeschrieben, die er jeden Tag seinen Eltern schuldete, erzählt der Senior. "Das war aber nur für den Fall des Streits gedacht, im Extremfall", sagt er. Dass es künftig Ärger gibt, daran denkt in der Familie Moßbrugger niemand. “Mein Vater hat den Betrieb für mich aufgebaut, jetzt bau ich den Hof weiter für meine Kinder aus”, sagt der dreifache Vater Markus.
Nicht immer ist das Zusammenleben so harmonisch wie in Bräunlingen
Doch wie man ein starkes Familienleben führt, lässt sich lernen – zum Beispiel mit den Kursen der Maschinenring Akademie. Dort lernen Landwirtinnen und Landwirte konkrete Handlungsschritte kennen, die helfen, die Herausforderungen des Bauernhoflebens konstruktiv anzugehen. Von generationenübergreifenden Gesprächen über Konfliktmanagement bis hin zum Generationenwechsel auf dem Hof.
Bei den Moßbruggers wurde viel über eine faire Hofübergabe gesprochen – was schließlich zu einer erfolgreichen Nachfolge führte. „Es ist wichtig, früh mit der Planung zu beginnen“, sagt Senior Reinhold. Und für Sohn Markus war es entscheidend, den Generationenbetrieb nicht von heute auf morgen führen zu müssen. „Das Schlimmste wäre gewesen, wenn der Papa nicht da gewesen wäre. Dann hätte ich auf jeden Fall ein Standbein aufgeben müssen“, sagt er. Die Verantwortung sollte sukzessive an den Nachfolger übergeben werden. „Wenn ich den Betrieb von Null auf Hundert übernommen hätte, wäre es so nicht möglich gewesen.“