Fehlende Entwässerung hemmt das Wachstum im Acker und macht Böden unbefahrbar. Doch auch Leitungsbau und andere Infrastrukturmaßnahmen können funktionierende Drainagesystem beeinträchtigen oder gar unwirksam machen. Experte Udo Quentin erklärt Maschinenring Magazin-Autor Christian Mühlhausen, worauf Landwirte achten sollten.


Drainagebau ist Arbeit für Experten, sagt Sachverständiger Udo Quentin. Foto: Christian Mühlhausen
Ob Freileitung oder Erdkabel: Auf Flächen, die ganz oder teilweise drainiert sind, ergeben sich derzeit durch den Netzausbau Herausforderungen für Grundstückseigentümer und Bewirtschafter. Dies sagt der frühere Drainageunternehmer Udo Quentin aus Rosdorf bei Göttingen. Der Experte arbeitet heute als Gutachter in diesem Bereich, er ist von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Gebiet Wasserwirtschaft und Melioration und derzeit vor allem im Auftrag der großen Netzbetreiber unterwegs, um das Thema Drainage schon im Vorfeld sowie flankierend professionell zu begleiten.
Herr Quentin, welche Bedeutung hat das Thema Drainage beim Leitungsbau?
Es ist das Thema, um das sich die meisten Auseinandersetzungen beim Leitungsbau drehen und wo das meiste Konfliktpotenzial besteht. Die Themen Entschädigungen und Ertragsausfall sind über die Rahmenverträge bis ins Kleinste geregelt. Auch wenn die Wiederherstellung von zerstörten Drainagen ebenfalls in den Rahmenverträgen abgehandelt wird, ergibt sich in der Praxis doch ein recht vielschichtiges Bild. Das Thema Drainagen ist für die betroffenen Landwirte sehr wichtig und bei den Vertragsverhandlungen eines der wichtigsten Themen. Denn fast immer – egal ob beim Erdkabel- oder Freileitungsbau – werden die bestehenden Drainagen in Mitleidenschaft gezogen. Werden diese nicht ordentlich repariert, gibt es Konflikte und Ärger mit den Landwirten. Das wissen auch die Netzbetreiber, denen die Akzeptanz der Landwirte für den Leitungsbau wichtig ist, und gehen das Thema daher proaktiv an.
Was bedeutet das?
Für die Tennet habe ich bei der kürzlich fertig gestellten Freileitung Wahle-Mecklar den Erdkabelabschnitt bei Salzgitter sowie einzelne Freileitungsbereiche betreut, dabei in Drainagefragen unabhängig und rein fachlich beraten. Für den Suedlink betreue ich für die TransnetBW den Bereich vom Landkreis Hildesheim über Südniedersachsen, Hessen und Thüringen bis an die bayerische Grenze. Konkret bedeutet das, dass die drainierten Flächen im Trassenverlauf zunächst angeschaut und dann von regionalen Büros eine konkrete Planung gemacht wird, wie dort mit den Drainagen umzugehen ist. Ich begutachte diese Planung und begleite später die Ausführung der Arbeiten.
Wie gut klappt die Ausführung dieser Reparaturen?
Das hängt davon ab, wer sie ausführt. Landwirte sollten immer darauf bestehen, dass die Reparaturen von Fachfirmen erledigt werden. In der Regel wird ein Baulos von einem Tiefbauunternehmen ausgeführt, das sich zwar perfekt in seinen Gewerken auskennt, aber eben nicht im Sondergebiet Drainage. Das wird aus Kostengründen mitunter aber nebenbei so mitgemacht statt eine Fachfirma zu bestellen. Und dann passieren eben auch vermeidbare Fehler.
Tipps zur Pflege von Drainagen
- Drainagen regelmäßig kontrollieren, vor allem im Frühjahr und nach langen Regenzeiten, um Schäden frühzeitig zu erkennen.
- Vernässte Stellen im Bestand markieren und nach der Ernte Drainage reparieren (lassen).
- Ausläufe in Gräben dauerhaft und gut sichtbar mit stabilen Holz- oder Betonpfosten markieren, um sie bei der Grabenräumung und Mahd zu schützen.
- Kaputte Drainageausläufe erneuern, Gräben offenhalten.
- Bei verstopften, verschlämmten, verpilzten oder verockerten Drainagen diese spülen lassen, idealerweise im Winter, da viele Drainagen ohnehin laufen und Ablagerungen sich besser lösen.
- Vorsicht bei mögliche Tiefenlockerung auf dränierten Flächen: vorher Tiefe der verlegten Drainagen prüfen.
- Keine Bäume und Hecken im Bereich von Drainagen, das Wurzelwerk zerstört die Rohre. Sind Bäume beim Verlegen einer Drainage vorhanden, in diesem Bereich nur ungeschlitzte Rohre verwenden, um ein Einwachsen von Wurzeln ins Rohr zu verhindern.
- Reparaturstellen sollten nie nass verfüllt werden, sondern das Wasser muss erst komplett ablaufen und der zu verfüllende Boden abtrocknen.
- Bei der Anlage von neuen Drainagen auf bereits (teil)drainierten Flächen müssen die alten, bereits vorhandenen Dränagen unbedingt ans neue System angeschlossen werden.
- In den ersten beiden Jahren nach der Neuanlage sollten auf dem Schlag kein Raps und Rüben angebaut werden wegen möglicher Einwurzelung.


Welche Fehler sind das?
Ich muss vorausschicken, dass diese Fehler ja nicht aus Absicht passieren, dass also keiner das mit Vorsatz macht, sondern aus Unwissenheit oder fehlenden Material. Grundsätzlich gibt es drei Fehlerkategorien: falsches Material, falsches Gerät und mangelnde Kenntnis der Technik.
Können Sie Beispiele nennen?
Beim Material wird oftmals genommen, was gerade da ist. Um einen unterbrochenen Drainagesauger in einen vorhandenen Sammler anzuschließen wird oftmals nur ein Loch in diesen geschnitten und der Sauger dort hineingesteckt, obwohl es genau für diese Zwecke passende Anschlussmuffen gibt. Beim Gerät spreche ich die heute üblicherweise verwendete Drainagefräse an, die satellitengeführt auch auf große Entfernungen mit exakter Höhe und Gefälle die Rohre verlegt. Selbst ein geübter Fahrer kann das mit einem Minibagger niemals so gut, was bedeutet, dass es beim Verlegen mit Bagger immer wieder zu so genannten Säcken kommt, also tiefer liegende Rohrbereiche, in denen sich Schlamm sammelt und wo die Rohre später verstopfen. Bei der mangelnden Fachkenntnis geht es mir darum, dass das Wissen vorhanden sein muss, wie man geeignetes Material und geeignetes Gerät auf der Fläche schließlich zusammenbringt, wie man angeschnittene Drainagen über einen so genannten Abfangsammler professionell anschließt und beispielsweise bei einer Erdkabeltrasse diese neue Drainage dann an einer Stelle über den zuvor verdichteten Boden gebündelt über die Trasse führt. Eine neue Drainage darf bei Leitungstrassen immer nur in den gewachsenen, niemals in den aufgeschütteten Boden verlegt werden, in dem es ansonsten immer wieder zu Setzungen kommen würde. Wenn all dieses Wissen nicht vorhanden ist, sollte eine Firma die Hände von der Drainagereparatur lassen.
Welchen Einfluss kann der Landwirt darauf nehmen?
Indem er von Anfang an darauf besteht, dass eine Fachfirma die Arbeiten übernimmt. Auch empfehle ich dem Landwirt, den Kontakt mit der Bauleitung zu halten und an Baubesprechungen teilzunehmen. Es kann auch nicht schaden, immer wieder ein Auge auf die Baustelle zu werfen, natürlich mit Sicherheitskleidung und im Einvernehmen mit der Bauleitung. Auch hilft es, die Baustelle in Bildern zu dokumentieren und die Bauleitung bitten, die Drainagereparatur in Fotos festzuhalten. Allein, dass der Landwirt gegenüber der Bauausführung dem Thema großes Interesse widmet, wird erfahrungsgemäß zu großer Sorgfalt führen. Dem Landwirt kommt während des Baus eine große Verantwortung zu, denn ist die Baugrube erst einmal wieder zu, ist der Einfluss, den er hat, nahezu verspielt.
Welche Möglichkeiten hat ein Landwirt dann noch?
Per se hat der Landwirt nach Abschluss der Bauarbeiten zunächst einmal fünf Jahre Gewährleistung auf die Arbeiten. Das Problem bei Drainagen ist, dass man an der Oberfläche nichts sieht und Schäden mitunter erst in Nässejahren auftreten oder generell ein schlecht repariertes System erst ein paar Jahre funktioniert und dann erst später Folgen sichtbar werden. In den ersten fünf Jahren ist die Baufirma beweispflichtig, dass sie korrekt gearbeitet hat, nach fünf Jahren muss dann der Landwirt beweisen, dass fehlerhaft gearbeitet worden ist. Das alles kann verhindert werden, in dem man schon beim Bau wachsam ist.
Mehr Wissen im aktuellen Magazin
Weitere Informationen zum Thema Drainagen von Udo Quentin gibt es im Themenschwerpunkt "Bodengesundheit" der gedruckten Ausgabe 03/2025 des Maschinenring Magazins.
Das Maschinenring Magazin gibt es im Abonnement über den örtlichen Maschinenring. So können alle Mitglieder das regionale Rundschreiben direkt und zuverlässig zusammen mit dem Maschinenring Magazin beziehen und haben spannende Themen und alle wichtigen Infos auf einen Blick.