Energiemarkt im Fokus – Was wir aus der Energiekrise lernen können. Der russische Krieg in der Ukraine hat in Deutschland eine Energiekrise ausgelöst. Was können wir daraus für die Zukunft lernen?


Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat schwerwiegende Folgen für die deutsche und europäische Energieversorgung. Der Überfall hat zu einer Energiekrise geführt und uns bewusst gemacht, wie fatal die Abhängigkeit von russischem Gas war. Doch welche Lehren lassen sich daraus ziehen? Und was bedeuten sie für Landwirte?
Mit Erneuerbaren Energien durch die Krise
Wie wichtig der Beitrag erneuerbarer Energien zur Versorgungssicherheit ist, sei vielen erst durch die Energiekrise klar geworden, sagt Ralf Nellen von Caeli Wind. Das Unternehmen betreibt eine Plattform, die Grundeigentümer und Projektentwickler für die Errichtung von Windrädern zusammenbringt. “Erneuerbare Energien brauchen wir nicht nur, um Klimaneutralität zu erreichen, sondern auch, um unabhängiger von ausländischen Energielieferanten zu werden”, sagte Nellen Ende November auf der LandEnergie Fachtagung in Neuburg an der Donau. In der Zentrale der Maschinenringe Deutschland diskutierten er und weitere Energieexperten über Agri-PV, Stromspeicher und Energiesicherheit.
Positiver Trend bei Windkraft
Die ehemalige Ampelregierung habe einige “Fesseln” für den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik gelöst, sagte Nellen. Beispielsweise seien Genehmigungsverfahren für den Bau von Windrädern beschleunigt worden. Dadurch seien in den vergangenen Jahren viele neue Anlagen entstanden. “Bei der Windkraft gibt es inzwischen über 60.000 Megawatt installierte Leistung.”
Überangebot als Kehrseite
„Das Ganze hat aber auch seine Kehrseite”, sagte der Windkraftexperte. „Es gibt punktuell negative Strompreise.“ Diese entstehen an der Strombörse, wenn mehr Strom eingespeist als nachgefragt wird. Bei einem Überangebot sinken die Strompreise und können negative Werte annehmen. Dies geschieht vor allem zu Zeiten, in denen viel Strom aus volatilen erneuerbaren Energien erzeugt wird. Die Stromerzeuger erhalten dann keine Erlöse, sondern müssen für den eingespeisten Strom bezahlen.
Bis Ende Oktober habe es mehr als 400 Stunden mit negativen Preisen gegeben, so Nellen. „Das Problem der negativen Preise wird sich in Zukunft noch verschärfen“, glaubt er. Die Regierung müsse gegensteuern, indem sie Anreize für Erzeuger erneuerbarer Energien schaffe, Strom nur dann ins Netz einzuspeisen, wenn er gebraucht wird. Ob die Bedingungen für Einspeiser mit einer neuen Regierung besser werden, bezweifelt Nellen allerdings.
Was tun?
Was können Landwirte also tun, um erneuerbare Energien bestmöglich einzusetzen? Dazu rät LandEnergie Experte Raphael Haug: „Um von PV-Anlagen bestmöglich zu profitieren, sollten PV-Anlagen auch auf Ost-West-Dachflächen gebaut und Speicher gezielt eingesetzt werden. Angesichts der sinkenden Erlösaussichten ist es entscheidend, jetzt in die Planung und Umsetzung zu gehen.“ Experte Nellen abschließend: „Unabhängig, ob man ein Projekt selbst umsetzt oder nur seine Fläche verpachtet: Wichtig ist aber, sich gut zu informieren und sich einen fairen Anteil an der Wertschöpfung zu sichern. Das Credo sollte für Landwirte lauten: Starten statt Warten.“