Nur wer Bodenverdichtung vermeidet, kann die wichtigste Ressource der Landwirtschaft auch nachhaltig schützen. Die Software „Terranimo“ der Fachhochschule Bern hilft Landwirten, das Risiko der Bodenverdichtung abzuschätzen. Landwirte, die die grundlegenden Regeln kennen, können ihrem Boden bei jeder bearbeitung helfen.

Reifendruckregelanlagen können helfen, den Bodendruck zuverringern. Mit der Software Terranimo lassen sich die Gefahren der Verdichtung abschätzen. Foto: Lehmann
Die Bodenstruktur stabil halten
Eine stabile Bodenstruktur verbessert nicht nur die Trahfähigkeit, sie steigert auch Regenerationsfähigkeit, Lufthaushalt und Bodenfruchtbarkeit. Um die Bodenstruktur zu stabilisieren ist es wichtig, Lebendverbau des Bodens zu fördern – etwa durch intensive und vielfältige Wurzeln in flachen und tiefen Schichten über die ganze Fruchtfolge hinweg.
Wer die Mikrobiologie füttert und fördert, hilft Pilzen und Bakterien die Bodenkrümel zu verkleben und Regenwürmern, stabile, senkrechte Röhren zu bauen. Ein ausgewogenes Verhältnis von Calcium- und Magnesium-Kationen sorgt dafür, dass das Calcium in Ton-Humus-Komplexen stabile Brücken bildet.
Auch eine in Tiefe und Intensität angepasste Bodenbearbeitung hilft bei der Stabilisierung der Bodenstruktur. Wer die Tragfähigkeit seines Bodens erhalten will sollte vermeiden, feuchte Böden zu befahren. Im Frühjahr ist besonders der Unterboden wegen der Winterfeuchte von lange nass, so dass die Gefahr der Unterbodenverdichtung besteht. Im Herbst dagegen ist der Unterboden oft noch trocken aber die Krume nass. Hier besteht die Gefahr der Krumenverdichtung.
Eine Lockerung des Untergrunds ist nur bei sehr langer Trockenheit sinnvoll. Weil tiefengelockerte Böden sehr verdichtungsempfindlich sind, müssen sie, noch bevor sie wieder befahren werden mit intensiven Wurzeln stabilisiert werden.
Um die Bodenstruktur schnell zu beurteilen, stehen zwei einfache Methoden zur Verfügung: Die Spatendiagnose und der Versickerungstest.
Runter mit den Radlasten
Hohe Radlasten sind Verursacher für Bodenverdichtungen im Untergrund. Je schwerer ein Fahrzeug oder Gespann ist, desto tiefer ist die Verdichtung beim Befahren. So entstehen teils irreparable Schäden unter dem Bearbeitungshorizont bis mehr als einen Meter Bodentiefe.
Die Radlast lässt sich durch achsweises Wiegen auf einer Fuhrwerkswaage genau feststellen. Bei der Verringerung helfen zunächst natürlich die Verwendung kleinerer Fahrzeuge oder Geräte. Wo dies nicht sinnvoll umzusetzen ist, gilt es Fahrzeug und Gerät sauber auszubalancieren oder gezogene Anbaugeräte zu verwenden.
Große Aufstandsflächen
Große Aufstandsflächen verhindern das tiefe Einsinken eines Reifens und damit unmittelbar eine Verdichtung der Krume. Um die Aufstandsflächen zu vergrößern, gilt es bereits beim Reifenkauf grundlegende Regeln zu beachten. Am einfachsten lässt sich die Aufstandsfläche messen, in dem man einen Abdruck des Umrisses in Mehl oder Kalk macht.
Mit einem breiten Reifen mit dem größtmöglichen Reifendurchmesser lässt sich die Aufstandsfläche verlängern. Viele Stollen geben dem Reifen dafür Griff im Boden und verhindern Schlupf. Wer kleine Felgen und einen hohen Reifenquerschnitt wählt, sorgt dafür, dass im Reifen viel Luft Platz hat und der Reifen damit weit einfedern kann. Radialreifen verfügen grundsätzlich über eine bessere Einfederung. VF-Reifen (very flexible) federn sogar noch besser ein und haben auch auf der Straße hohe Traglasten.
Schnellentlüftungssysteme und Reifendruck-Regelanlagen helfen vor und nach dem Befahren des Feldes, den Reifendruck an die vorherrschenden Gegebenheiten anzupassen.
Terranimo warnt vor Verdichtung
Die kostenlose Software "Terranimo" der Fachhochschule Bern hilft Landwirten, die Gefahren von Bodenverdichtung abzuschätzen. In „Terranimo“ können Landwirte ihre Maschinen, deren Bereifungen sowie den Bodenzustand konfigurieren. Anschließend stellt die Software die Belastbarkeit des Bodens dem Bodendruck unter den Rädern gegenüber. Mit dieser Checkliste lässt sich das Risiko der Bodenverdichtung abschätzen:
- Gehen Sie auf die Terranimo-Website www.terranimo.ch
- Für detaillierte Angaben und Resultate wählen Sie die Version „Terranimo expert“.
- Wählen Sie die gewünschte Maschine und das Zugfahrzeug aus.
- Konfigurieren Sie die ausgewählten Maschinen anhand von Fahrzeugausweisen, Herstellerschildern oder gewogenen Resultaten.
- Konfigurieren Sie die Radlastverteilung sowie die montierten Reifen und deren Innendruck.
- Wählen Sie den vorhandenen Boden aus und geben Sie an, wie feucht der aktuelle Zustand des Bodens ist.
- Betrachten Sie die Resultate. Sollten einzelne Räder oder Achsen im gelben oder roten Bereich liegen, versuchen Sie durch Anpassen von Gewicht, Reifen, Reifeninnendruck und Bodenfeuchtigkeit herauszufinden, was es benötigt, damit Sie den Boden ohne bleibende Schäden befahren können.
Schlupf verhindern
Schlupf verknetet den Boden und tötet damit die Bodenknollen. Verschmierung und den Schereffekt eines schlupfenden Reifens sorgt für undruchdringbare Bodenschichten und verschlossene Bodenporen.
Beinahe alle neuen Schleppermodelle zeigen den Schlupf im Terminal an. Wer über eine solche Anzeige nicht verfügt, sollte die eventuelle Verschmierung seiner Fahrspur begutachten. Vermeiden lässt sich Schlupf durch einen mit Untersaaten bewachsenen Boden sowie ein gutes Reifenprofil mit möglichst vielen Stollen, die Griff im Boden haben und einen geringen Reifeninnendruck.
Überfahrten vermeiden
Je öfter ein Boden in kurzer Zeit überfahren wird, umso tiefer ist die Verdichtung und der sogenannte Kneteffekt. Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Verwendung von Tandem- oder Tridembereifung. Wer intensive Überfahrten vermeiden will, ersetzt Tandemreifen durch einen großen Reifendurchmesser und versucht verschiedene Arbeitsgänge miteinander zu kombinieren.
Mehr Wissen im aktuellen Magazin
Weitere Informationen zur kostenlosen Software Terranimo von Bodenexperten Roger Stirnimann gibt es im Themenschwerpunkt "Bodengesundheit" der gedruckten Ausgabe 03/2025 des Maschinenring Magazins.
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