Maschinenringe für den Senegal

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Hilfe zur Selbsthilfe – unter diesem Motto schreibt der Bundesverband der Maschinenringe seit 2019 eine Erfolgsgeschichte in Westafrika. Mit finanzieller Unterstützung der Entwicklungsorganisation Sequa und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützen die Maschinenringe im Senegal Landwirte bei der Mechanisierung ihrer Betriebsstrukturen. Was mit der Anschaffung einfacher Getreidemühlen begann, hat sich zu einem Projekt etabliert, das den Menschen auf dem Land mithilfe der Maschinenring-Idee mittlerweile zu Produktivitätssteigerungen und Arbeitserleichterungen verhilft. Geschäftsführer Erwin Ballis und Lena-Maria Russ, verantwortlich für das Thema Entwicklungszusammenarbeit, berichten, warum das Konzept der Maschinenringe in Westafrika so erfolgreich ist.

Frau Russ, Herr Ballis, seit 2019 ist der Bundesverband der Maschinenringe in der Entwicklungshilfe im Senegal tätig. Wie sieht die Hilfe für die Bauern konkret aus?

Erwin Ballis: Wir machen das, was wir am besten können – und zwar Maschinen-ring! Wir haben festgestellt 95 Prozent der Tätigkeiten der Landwirte im Senegal besteht aus Handarbeit. Das bedeutet, die Menschen dort können gerade so viel an-bauen wie sie für den Eigenverbrauch benötigen. Damit kommen sie aber nicht aus der Armut heraus, denn sie schaffen es nicht, den nächsten Schritt zu gehen und mehr anzubauen, um etwas verkaufen zu können. Wir versuchen jetzt dort die Maschinenring-Idee zu adaptieren und lauffähig zu machen.

Vor kurzem haben Sie beide sich persönlich einen Eindruck vom Stand der Projekte in Westafrika verschafft. Würden Sie sagen, die Saat ist aufgegangen?

Lena-Maria Russ: Als wir in den Senegal kamen, waren wir sehr positiv überrascht. Wir haben dort mittlerweile 21 Maschinenringe, überwiegend Dorfringe und drei regionale Ringe und die arbeiten überall sehr gut. Wir haben gesehen, dass unsere Maschinen eingesetzt und auch abgerechnet werden. Die Idee dahinter ist ja, dass die Maschinen rentabel arbeiten, so dass die Menschen nach einer gewissen Zeit die nächste Maschine über dieses Geld anschaffen können. In manchen Fällen ist es sogar so, dass die Maschinen sich nach zwei Jahren amortisiert haben, wir hatten mit fünf Jahren gerechnet gehabt.

Erwin Ballis:
Jetzt haben wir begonnen, die zweite Generation von Maschinen anzuschaffen, die wir noch mit 50 Prozent des Kaufpreises unterstützen und in der dritten Generation soll dann gar kein Geld mehr von außen notwendig sein. Wir sind dort jetzt mit mehr als 400 Maschinen unterwegs und wissen von jeder einzelnen, wie sie eingesetzt und abgerechnet wird. Und wir haben tolle Menschen hier im Senegal, die die Projekte vorantreiben und dahinterstehen. Das sind sehr gute Geschäftsführer und großartige Vorstände auf Dorfebene.

Was treibt Sie zu diesem Engagement?

Erwin Ballis: Der Gedanke „Hilfe zur Selbsthilfe“ treibt uns massiv. Wir wollen er-reichen, dass die Landwirte ein System bekommen, mit dem sie sich selbst helfen können, mit dem sie autark werden und mit sie einen gewissen Wohlstand generieren können. Durch die Mechanisierung kann man erreichen, dass die Landwirte noch mehr Felder bewirtschaften können und so den Wohlstand fördern. Und das geht mit ganz einfachen Mitteln. Wenn man diesen Bauern eine Mühle gibt, wo oben der Reis rein und unten das Mehl rauskommt, hat man ihnen schon so viel geholfen, ihren Arbeitsalltag wesentlich zu erleichtern und das treibt einen massiv an.

Welche Lehren haben Sie aus dem Projekt im Senegal gezogen?

Lena-Maria Russ: Die wichtigste Erkenntnis war für mich, dass die Menschen, die so ein Projekt ausfüllen, entscheidend sind. Die zweite Erkenntnis für mich war, dass die Logik der Maschinenringarbeit sehr gut für den Senegal passt, weil der Maschinenring einen idealen Mix aus Gemeinschaft und Wirtschaftlichkeit darstellt.

Erwin Ballis: Was mich ganz extrem reizt, ist die Herausforderung, passend auf die Flächengrößen und Bodengegebenheiten und Verhältnisse eine optimierte Technik einzuführen und die Menschen mitzunehmen. Dabei nehmen wir die Rolle eines Coaches ein und bauen auf das Wissen der Landwirte vor Ort auf. Der Landwirt muss die Zügel in der Hand haben, wir sitzen nur neben ihm und coachen ihn. Aber letzt-endlich habe ich bei dieser Reise überhaupt erst wieder gemerkt, wie gut es uns eigentlich geht. Da bekomme ich wirklich Gänsehaut!

Was war für Sie das eindrucksvollste Erlebnis Ihres Aufenthalts?

Erwin Ballis: Wir sind in jedem Dorf, in dem wir uns über den Stand der Projekte informieren wollten, mit einem „Riesenbahnhof“ empfangen worden. Das Eindrucksvollste für mich waren die dankbaren Gesichter. Wir haben diesen Menschen kleine Mühlen hingestellt und so viel Freude darüber gespürt. Das hat uns sehr berührt und animiert, hier noch mehr zu machen.


Gut zu wissen:

  • Im Jahr 2015 hat die Weltgemeinschaft die Agenda 2030 verabschiedet. Die Agenda ist ein Fahrplan für die Zukunft. Mit der Agenda 2030 will die Weltgemeinschaft weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und dabei gleichsam die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren. Sie umfasst dabei 17 ökonomische, ökologische und soziale Ziele für nachhaltige Entwicklung.
  • Der Maschinenring hat sich im Jahr 2016 dazu entschieden in seinem Handeln einen Teil hierzu beizutragen und fokussiert hier insbesondere als landwirtschaftliche Organisation die Themen Ernährung, Bildung, Geschlechtergleichheit, Partnerschaften und Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum.
  • An diesen Schwerpunkten der Bundesverband der Maschinenringe e. V. auf internationaler Ebene – fokussiert als greifbare Beispiele mit der Akademie der Maschinenringe, in der Entwicklungszusammenarbeit und natürlich unterstützend für den wichtigsten Beruf der Welt: den Landwirt als Ernährer der Weltbevölkerung.